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Der Geruch von Blut Thriller

Titel: Der Geruch von Blut Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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die hier abläuft, Murphy nicht im Grunde nur darauf wartet, dass Judith sich von ihrem Mann trennt, damit er sich auf sie stürzen, sie heiraten und sich die Hälfte ihres Vermögens sichern kann.
    Es ist nicht ganz einfach, einen Iren über sein Privatleben auszufragen. Murphy hat ihm intime Details aus seiner Vergangenheit erzählt, aber immer nur das, was er wollte. Jedes Mal, wenn Finn nach etwas gefragt hat, zog sich Murphy komplett zurück und erklärte mit gleichgültiger Stimme: Scheiße, dazu gibt es nichts zu sagen.
    Finn streckt die Hand aus und packt Murphy sanft am Arm. »Kennst du Harley Moon?«
    »Ist das der Titel von einem Song? Von den Cramps ist es jedenfalls nicht.«
    »Nein, ein Mädchen aus der Stadt.«
    »Ob ich ein Mädchen aus der Stadt kenne? Ich kenn viele, aber keins, das Harley heißt. Du packst ganz schön fest zu. Kräftige Hände hast du, das muss man sagen.«
    »Ein Teenager. Sie war heute Nachmittag auf dem Gelände.«
    »Ich hab niemanden gesehen außer den Schülerinnen und ihren Familien, die in die Ferien gefahren sind. Du klingst leicht gereizt, Finn.«

    »Nein, gar nicht.«
    »Würdest du mich dann bitte loslassen, oder wolltest du mit mir tanzen?«
    Finn lässt nicht los. Die Geräuschkulisse, die Gegenwart der Mädchen, der Whiskeygeruch, die permanente Präsenz Judiths, die sich irgendwo in den Gebäudeflügeln versteckt, die Tatsache, dass Roz immer noch weg ist, all das macht ihn nervös.
    Zehn Zentimeter Schneehöhe sind das Maximum, mehr schafft der Comet nicht. Wenn sie nicht bald zurück ist - was dann? Soll er Murphy am Ohr rausschleifen, damit er nach ihr sucht? Plötzlich hat er das Gefühl, unbedingt mehr über ihn in Erfahrung bringen zu müssen.
    »Warum bist du hier?«, fragt er.
    »Auf der Party? Wegen der Drinks natürlich.«
    »An der Schule. In Amerika.«
    Murphy knurrt, als hätte ihm jemand in die Nieren geboxt. Er reißt seinen Arm los. »Dazu gibt es nichts zu …«
    »Warum beantwortest du nicht einfach meine Frage?«
    Es dauert eine Weile, bis er den Mund aufmacht.
    »Ich hatte Pläne«, sagt Murphy.
    Es bedeutet mehr, als man meinen könnte, aber Finn weiß nicht, warum. Er spürt es an der Art, wie die Worte im Raum hängen.
    »Pläne?«
    »Ich wollte hoch hinaus. Ich wollte mehr als das, was in Galway Bay für mich vorgesehen war. Bei uns ist man in seiner beschissenen Geschichte verwurzelt und findet sich mit seinem Los ab. Die Priester und Nonnen bringen uns bei, genügsam zu sein. Ich wollte nicht wie
meine Mutter werden, die morgens und nachmittags in der Kirche saß und sich die Abende damit vertrieb, ihr Gift zu verspritzen. Oder wie mein Vater, der gleichzeitig ein Buch las und die Schwäne fütterte und überhaupt ein glücklicher Mann zu sein schien, bis er eines Tages mit den Taschen voll Steinen von der Brücke sprang. Ich beschloss, nach Miami zu gehen und bei den reichen Amerikanern in der Sonne zu leben.«
    Finn glaubt, zwischen den Zeilen lesen zu können, dass Murphy ernsthafte Probleme hatte, vor denen er auf der Flucht war.
    Erstaunlicherweise spricht Murphy weiter: »Irgendwie bin ich dann in Phoenix gelandet, und danach in St. Louis, und jetzt stecke ich hier fest, bis zu den Eiern im Schnee. In Florida war ich immer noch nicht. Aber so läuft das, wenn man Pläne hat.«
    »Und was hattest du vor?«
    »Mein erster Gedanke, ja? Eine Bank ausrauben.«
    »Was hat dich daran gehindert?«
    Ein whiskeygetränktes wissendes Lachen springt Finn ins Gesicht. Er sieht Murphy vor sich, mit einem teuflischen Grinsen, die Oberlippe leicht gekräuselt, den starren Blick auf die Mädchen gerichtet. »Wieso, hat das jemand behauptet?«

B evor Finn sich entscheiden kann, ob Murphy ihn verarscht oder nicht, kommt Judith herein. Die Stimmung im Raum kühlt sofort ab. Die Mädchen werden unruhig, sie erwarten eine Strafpredigt und sind nicht sicher, ob Finn und Murphy hinter ihnen stehen.
    Von jetzt an müssen sie aufpassen, was sie sagen. Wie sie sich bewegen, wie laut sie lachen, wie ihr Atem riecht. Sally und Suzy Smyth lehnen an der gegenüberliegenden Wand, neben dem Fenster. Er spürt ihre Anspannung.
    Murphy leckt sich über die Lippen und trinkt den letzten Schluck Whiskey. So wie jeder Mann, der noch schnell sein Glas austrinkt, bevor er sich zu seiner Frau umdreht, seiner Freundin, dem Mädchen, das er letztes Wochenende nicht angerufen hat.
    »Scheiße«, flüstert er.
    Finn glaubt auf einmal, dass der Körper, den er in Murphys

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