Der Gesandte der Götter (German Edition)
Ihr morden wollt, aber lasst die Finger von den Untertanen meines Vaters! Ihr werdet die Männer auch sofort wieder freigegeben, denn sie unterstehen nicht Eurer Gerichtsbarkeit! Außerdem tragen die beiden an Loaras Verschwinden keine Schuld, da sie ihnen stets befahl zurückzubleiben, wenn sie jagte. Die Schuld tragt ganz allein Ihr, da Ihr nicht fähig seid, in Eurem Reich dafür zu sorgen, dass niemand am helllichten Tag entführt werden kann. Wir sind nicht blind, Menas, und wissen, dass Euer Volk Euch hasst. Wer weiß, welcher von Euren geknechteten Untertanen meine Schwester geraubt hat, um sich an Euch für ein begangenes Unrecht zu rächen? Nur weil es Loaras ausdrücklicher Wunsch war, hat mein Vater Eurer Werbung zugestimmt. Wäre es nach ihm oder nach mir gegangen, würde Loara niemals Eure Frau. Und ich sage Euch noch eins: Wird Loara nicht gefunden oder wird ihr auch nur ein Haar gekrümmt, so werden wir Euch zur Verantwortung ziehen! Und damit Ihr es wisst: Morgen werde ich nochmals mit auf die Suche gehen. Wird Loara dann immer noch nicht gefunden, werde ich meinem Vater entgegenreiten. Ihr wisst noch nicht, dass er doch zur Hochzeit kommen will, um Loara zu überraschen, obwohl er eigentlich aufgrund einer Verletzung noch nicht reiten sollte. Doch er müsste jetzt bereits in Eurem Land sein. Ich weiß genau, ist meine Schwester bis zu seiner Ankunft nicht gefunden, wird er mit einem Heer in Euer Land kommen, um sie zu suchen, denn sie ist sein Augapfel! Also hütet Euch!“
Wutschnaubend wollte Menas auffahren, doch Xoras hielt ihn zurück. „Lasst mich nur machen!“ flüsterte er Menas zu, ergriff ihn am Arm und zog ihn aus dem Raum. Als sie in Menas‘ Gemächern waren, sagte der Magier: „Es ist gewiss, dass Chiron die Prinzessin raubte, das wisst Ihr so gut wie ich. Doch ich weiß auch, dass es ihm nur mit Hilfe von Magie gelingen konnte, aus dem Kerker zu entkommen. Darum werdet Ihr Loara auch nicht finden, solange Ihr auch suchen mögt. Da Chiron aber magischen Beistand hat, wird auch der Ort, an dem er sie verborgen hat, mit einem Zauber geschützt sein. Nur ich bin darum in der Lage, den Aufenthaltsort der beiden ausfindig zu machen. Doch das wird eine Weile dauern. Bis dahin müssen wir Zeit gewinnen. Daher darf Leoris von hier nicht fort. Ich habe auch schon einen Plan. Wenn Ihr morgen zur Suche aufbrecht, bittet ihn, dass er alle seine Männer mitnimmt. Dann schickt ihn in der Schlucht suchen. Sind sie alle darin, werde ich sie mit einem Bann belegen, so dass sie dort nicht mehr heraus können. Die Frauen der Prinzessin werde ich im Turm in einen tiefen Schlaf versenken. Gelingt es mir, Loara zu finden, ehe ihr Vater kommt, werde ich von allen den Bann nehmen und keiner von ihnen wird sich erinnern, was geschehen ist. Habe ich jedoch keinen Erfolg, können sie dort bleiben bis zum Ende aller Tage, und wir müssen uns für Loaras Vater etwas Neues ausdenken.“
Menas war sehr zufrieden mit Xoras‘ Plan, denn er fürchtete Loaras Vater, da das Reich von König Soradan sehr groß und er daher ein mächtiger Mann war.
Xoras finsteres Vorhaben glückte. Als Leoris und seine Mannen am Abend nicht zurückkehrten, nahm jeder im Schloss an, er sei seinem Vater entgegengeritten, da viele seine Drohung gehört hatten. Am späten Abend schloss Xoras sich in sein Gemach ein. Menas konnte nicht schlafen und schlich immer wieder zu dem Zimmer des Magiers und horchte. Seltsame Geräusche und das Murmeln von Xoras‘ Stimme drangen durch die Tür, und ein kalter Hauch von Furcht strich über Menas‘ Rücken. Am nächsten Morgen erschien Xoras erschöpft und bleich, doch mit triumphierender Mine bei Menas.
„Ich habe den Ort entdeckt, an dem Loara und Chiron waren“, sagte er, „doch es hat mich viel Kraft gekostet. Ein mächtiger Bann lag über Eures Bruders Zuflucht. Aber sie sind nicht mehr dort. Chiron nahm Loara mit und sie reiten in Richtung auf Loaras Heimat. Das kann nur bedeuten, dass Chiron ihr seine Geschichte erzählt hat und sie ihm Glauben schenkt. Sie kennt nun Eure Taten und wird nicht mehr zu Euch zurückkehren. Erreichen sie jedoch das Königreich Sinara oder treffen unterwegs auf Loaras Vater, so sind die beiden für Euch verloren. Darum müssen wir sie einholen, ehe es dazu kommt. Sputet Euch und nehmt nur eine Hand voll Euch treu ergebender Männer mit. Wir müssen sofort aufbrechen.“
Kurze Zeit später sprengten Menas und der Magier, begleitet von
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