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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Euren Wunsch nach Vergeltung jetzt verstehen, auch wenn ich selbst das Opfer gewesen bin. Denn was man Euch und Darona zufügte, war grausam und unmenschlich. Und ich bitte Euch um Vergebung für meine hochmütigen und unverzeihlichen Worte über Eure Braut. Ich hatte kein Recht, ein solches Urteil über eine Frau abzugeben, die ich nicht kannte. Ich weiß jetzt, dass ich Euch damit einen Schmerz zufügte, der Euch zum Äußersten trieb. Daher trage ich auch einen Teil der Schuld an dem, was geschah. Deshalb bitte ich Euch auch, mich nicht mehr zu Menas zurückzusenden. Jetzt, nachdem ich seine Verbrechen kenne, schaudert mich vor ihm! Es ist mir bewusst geworden, dass ich ihn stets nur so gesehen habe, wie ich ihn sehen wollte. Auch ich habe – genau wie Ihr einst – die Augen vor den Zeichen geschlossen. Er ist ein gutaussehender Mann und hat mich mit Geschenken und Aufmerksamkeiten überhäuft – und ich glaubte, in ihn verliebt zu sein. Doch ich hatte in dieser Nacht viel Zeit zum Nachdenken und es fielen mir Dinge ein, die ich an ihm bemerkt, aber nicht hatte wahrhaben wollen. Ich sah ihn auf einmal so, wie er wirklich ist. Nein, ich kann nicht zu ihm zurückkehren, um womöglich eines Tages das Schicksal Daronas zu teilen, wenn er auch mich satt hat. Darum bitte ich Euch, mir zu ermöglichen, zu meinem Vater zurückzukehren. Ich bin sicher, er wird Euch dabei unterstützen, Euren Thron zurückzugewinnen, denn er hielt viel von Euch im Gegensatz zu dem, was er von Menas hält. Er hat mir von einer Heirat mit ihm abgeraten, aber ich habe seine Warnungen in den Wind geschlagen, weil mir Menas‘ Werbung schmeichelte. Doch mein Vater wird Beweise von Euch verlangen, die unwiderlegbar sind, dass Ihr wirklich Chiron seid. Nur das Zeugnis des alten Dieners wird auch er nicht gelten lassen.“
     
    Überwältigt sank Chiron aufs Knie und verneigte sich vor Loara. „Prinzessin, Eure Großmut beschämt mich zutiefst“, sagte er mit brüchiger Stimme. „Nach allem, was ich Euch antat, wollt Ihr mir nun auch noch helfen! Und ich weiß nicht einmal, was ich tun kann, um Eure Vergebung zu verdienen. Ich kann nicht ungeschehen machen, was ich tat. Von nun an werde ich alles versuchen, um diese Schuld abzutragen, und sollte es auch mein Leben kosten. Verlangt von mir, was Ihr wollt. Es soll Euch gewährt sein, wenn es in meiner Macht steht.“
     
    „Ich bitte Euch zunächst nur, mich jetzt eine Weile allein zu lassen, damit ich mich ankleiden kann“, bat Loara. „Dann wollen wir sehen, was wir weiter tun können.“
     
    Mit einer stummen Verbeugung verließ Chiron den Raum. Mit gesenktem Kopf schritt er durch die Halle, als Ordin auf ihn zutrat.
     
    „Werdet Ihr sie freilassen, Herr?“ fragte er bang.
     
    „Oh, Ordin! Was habe ich nur getan?“ stöhnte Chiron. Er fasste den alten Mann bei den Schultern und drückte seine Stirn darauf. „Ich habe sie gedemütigt, und zum Dank dafür will sie mir nun helfen, mein Recht zu bekommen. Ich habe sie gequält, und sie glaubt mir und versteht meinen Wunsch nach Rache. Ich habe sie das Fürchten gelehrt, und sie will nicht zu Menas zurückkehren, weil sie Angst vor ihm hat, Angst vor ihm, Ordin, dessen Grausamkeit sie nur aus meinen Erzählungen kennt! Und meine Grausamkeit musste sie am eigenen Leib erfahren. Ordin, Ordin wie konnte ich mich nur so vergessen? Welcher Dämon trieb mich, dass ich mich an einem schwachen Weib vergriff? Ich bin nicht besser als Menas, und dabei … habe ich mich in sie verliebt!“
     
    Ordin führte Chiron zu einem Sofa und ließ sich dann neben ihm nieder. Wie ein besorgter Vater legte er den Arm um die Schultern des Königs und strich dem Verzweifelten tröstend über das Haar.
     
    „Ich wusste genau, dass Ihr bald bereuen würdet, was Ihr getan habt. Der Dämon des Hasses war es, der von Euch Besitz ergriffen hatte. Und vergleicht Euch nicht mit Menas, der seine Grausamkeiten aus der Lust am Quälen begeht, während Ihr nur krank vor Schmerz über das Unrecht wart, dass man Euch und der unglücklichen Darona zufügte. Die Götter werden Euch Eure Tat verzeihen, und wenn auch sie bereit ist zu verzeihen, wie Ihr sagt, könnt Ihr vielleicht auch eines Tages ihre Liebe gewinnen.“
     
    „Das glaube ich nicht, Ordin. Wenn sie mir vielleicht auch eines Tages verzeiht, so wird sie doch nie vergessen können, was ich ihr antat. Wie sollte sie da je Liebe für einen Mann wie mich empfinden? Nein, Rotron hatte Recht! Er hat mich gewarnt,

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