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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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zurückkehren wollt?“
     
    „Ja, übermorgen werde ich aufbrechen“, bestätigte er. „Ich bin es Euch und Euren Eltern schuldig, wenigstens zu versuchen, Nachricht über Leoris zu bekommen.“
     
    Mit einer zögernden Geste legte sie ihre Hand auf seinen Arm, zog sie jedoch sofort wieder zurück, als habe sie sich verbrannt. „Ihr werdet großen Gefahren entgegen gehen. Ich bitte Euch, achtet gut auf Euch!“
     
    „Ihr macht Euch Sorgen um mich, Prinzessin, ausgerechnet um mich?“ fragte Chiron verwundert.
     
    Loara schlug die Augen nieder. „Ja, ich habe Angst um Euch.“
     
    „Um mich, Loara, nicht vor mir?“ fragte Chiron mit unsicherer Stimme.
     
    „Ich … ich …“ Loara brach ab. Was hätte sie ihm auch antworten sollen? Dass beides stimmte? Dass sie ihn liebte und gleichzeitig verabscheute? Dass aber der Gedanke daran, er könne bei seiner waghalsigen Unternehmung den Tod finden, ihr unerträglich war? Sie wandte sich ab und sah auf den See hinaus. Chiron trat hinter sie.
     
    „Loara, ich würde mein Leben geben, könnte ich meine Tat ungeschehen machen“, sagte er verzweifelt, „denn mir ist klar geworden, dass ich Euch liebe! Ich habe Euch geliebt, seit ich Euch in jenem Wald das erste Mal sah, schön wie Coria, die Göttin der Jagd. Doch obgleich ich wusste, dass ich Euch liebte, waren der Hass und die Wut in meinem Herzen stärker, der Hass auf den unmenschlichen Bruder, dem Ihr angehören solltet. Ihr ließet mich glauben, ihr seiet kalt und grausam wie er, als Ihr mit geringschätzigen und abfälligen Worten Daronas und mein Schicksal abtatet. Das machte mich rasend! Ihr standet vor mir, hochmütig lächelnd und ungerührt von den Leiden Daronas, die genauso gut Eure eigenen hätten sein können, wenn wir uns eher begegnet wären und ich Euch statt Darona zur Braut genommen hätte. Und da war das unbändige Verlangen nach Rache, Rache an dem Unhold, den Ihr zu lieben schient und den ihr verteidigtet. Da wollte ich die kalte, grausame Schönheit demütig zu meinen Füßen um Gnade bitten sehen! Aber Ihr batet nicht um Gnade, Ihr kämpftet wie eine Tigerin! Eure Wildheit verstärkte meinen Hass mit der Leidenschaft, die die Liebe zu Euch in mir erweckt hatte. Und da – da führte ich aus, was ich Euch nur hatte vorgaukeln wollen, um Euch aufzurütteln und Mitgefühl in Euch zu wecken. Erst als ich wieder klar denken konnte und Ihr zitternd und besiegt in meinen Armen lagt, sah ich Eure Tränen. Und mit einmal erkannte ich, dass Eure kalte Gleichgültigkeit nur die Maske gewesen war, hinter der ihr Eure Angst vor dem gewalttätigen Entführer verborgen hattet – eine Angst, die so begründet gewesen war! Aber da war es zu spät. Voll Scham und Ekel vor mir selbst lief ich feige davon und betrank mich, anstatt Euch ein Schwert zu geben, mit dem Ihr mich hättet richten können. Darum auch folgte ich Euch ohne Zögern zu Eurem Vater, da ich annahm, dass Ihr es ihm überlassen wolltet, mich zur Rechenschaft zu ziehen. Doch das hat er bis heute nicht getan, obwohl ich sicher bin, dass er weiß, was ich Euch antat. Und daher frage ich Euch, Loara: Warum straft Soradan mich nicht, sondern erweist mir auch noch Wohltaten? Ich begreife das nicht, denn ich weiß, dass Eurem Vater die Ehre seines Hauses über alles geht.“ Er griff nach Loaras Schultern und drehte sie zu sich herum. „Prinzessin, ich muss es wissen!“ stieß er rauh hervor. „Warum straft König Soradan nicht den Schänder seiner Tochter?“ Dann sah er die Angst in Loara Augen und ließ sie los. „Verzeiht mir, ich wollte Euch nicht erschrecken!“ bat er zerknirscht. „Aber versteht mich doch! Ich will nicht, dass mir Euer Vater aus Mitleid mit meinem Schicksal die Sühne erlässt. Ich bin bereit, für meine Schuld zu bezahlen, was auch immer Soradan oder Ihr selbst dafür fordern mögt – und wenn es auch mein Tod sein sollte! Denn wenn ich Euch auch um Vergebung und Euer Verständnis bat, so will ich doch nicht dass ihr mir aus Mitleid die Strafe schenkt. Darum bitte ich Euch nochmals: Sagt mir den Grund für Soradans Verhalten! Wenn ich auch verbannt und ohne Thron bin, so bin ich doch aus königlichem Geblüt. Es würde meinen Stolz zutiefst verletzen, wenn Euer Vater mich nicht für würdig hielte, mich für mein Vergehen vor ihm zu verantworten.“
     
    Loara zögerte. Schon wollte sie ihm sagen, dass sie den Vater um Nachsicht für ihn gebeten hatte. Doch dann würde er den Grund wissen wollen, und sie war

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