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Der Gesandte der Götter (German Edition)

Der Gesandte der Götter (German Edition)

Titel: Der Gesandte der Götter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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zarter Nebel entstand, der sich nach und nach im ganzen Tal ausbreitete.
     
    „Nach einer halben Stunde hat sich der Nebel verzogen“, erklärte Rotron. „Dann wird Xoras nicht mehr feststellen können, dass sich irgendjemand hier befindet. Doch nun folgt mir! Wir müssen jetzt hinein.“
     
    Auch die schwere Tür des Turms war mit einem Bann gesichert, den Rotron jedoch genauso löste wie den am Eingang der Schlucht. Nacheinander betraten sie das Gebäude, wobei Chiron und Leoris immer wieder misstrauische Blicke über ihre Schulter warfen.
    Das Erdgeschoss war ein großer, fensterloser Raum, der Xoras anscheinend als Vorratskammer diente. An den Wänden standen Kisten, Ballen und Truhen, von denen sie jedoch in dem spärlichen Licht, das durch die Tür fiel, nur die Umrisse erkennen konnten. Rotron schnippte mit den Fingern, und von seiner Hand ging ein Leuchten aus, das den ganzen Raum erhellte.
     
    „Schließe bitte die Tür“, sagte er zu Chiron, der als letzter eingetreten war.
     
    Als sie sich umsahen, bemerkten sie, dass in einer Ecke des Raums eine Treppe ins nächste Geschoss hinauf führte. Neugierig ging Leoris auf sie zu.
     
    „Warte einen Augenblick, mein Freund!“ warnte Rotron. „Dein Vorhaben könnte nicht ungefährlich sein. Weißt du denn, was dich dort oben erwartet? Und zunächst muss ich erst einmal wieder den Bann auf die Tür legen. Wir dürfen keinen Fehler machen, da wir nicht wissen, wann genau Xoras hier eintrifft. Und darum wird es wohl besser sein, wenn ich vorausgehe. Ich spüre hier eine gewaltige Kraft, die ich noch nicht deuten kann.“
     
    Leoris hatte bei Rotrons Worten sofort kehrt gemacht und sah nun zu, wie der Magier leise Worte murmelnd mit den Fingerspitzen über den Rahmen der Eingangstür strich. Chiron musterte unterdessen mit widerstreitenden Gefühlen die an den Wänden stehenden Truhen. Zu gern hätte er gewusst, was sich in ihnen befand, aber er musste sich eingestehen, dass Rotrons Warnung auch ihm einen nicht gelinden Schrecken eingejagt hatte. Wer wusste schon, welche unheilvollen und üblen Dinge hier in diesem Haus steckten, in dem Xoras wohl oft die bösen Mächte beschworen hatte? Wer konnte sagen, welche Schrecknisse ein unbedachter Schritt entfesseln würde?
    Rotron hatte sich unterdessen der Treppe zugewandt. Bevor er jedoch die erste Stufe betrat, drehte er sich nochmals zu den beiden Männern um.
     
    „Folgt mir“, sagte er, „aber rührt nichts an und bleibt immer hinter mir! Dieser Ort steckt voll böser Kräfte, denen ihr nichts entgegenzusetzen hättet, griffen sie nach euch. In der kurzen Zeit, die uns bis zu Xoras‘ Ankunft bleibt, kann ich diese Mächte nicht bannen und dürfte es auch nicht, da Xoras erstens ihr Verschwinden sofort bemerken würde und ich zweitens auch noch nicht weiß, welcher Art diese Kräfte sind. Doch ich muss herausfinden, wo das Übel seinen Sitz hat, um euch und Loara vor ihm schützen zu können. Wenn Xoras kommt, wird er zuerst Loara hier einsperren und sich dann wieder zum Eingang der Schlucht begeben, um eine Falle für seine Verfolger vorzubereiten, die er ja noch hinter sich wähnt. Das gibt mir die Möglichkeit, Loara seiner Gewalt zu entziehen, ohne das Mädchen zu gefährden.“
     
    Damit wandte er sich wieder der Treppe zu und stieg hinauf. Vorsichtig und mit gemischten Gefühlen folgen Chiron und Leoris.
    Nun hatten sie das erste Geschoss erreicht. Durch die beiden schmalen Fenster fiel nur wenig Licht, und im Halbdunkel erkannten sie, dass dies der Raum sein musste, in dem Xoras lebte und seine unheilvollen Experimente ausführte, wenn er sich hier in seinem Versteck befand.
    Xoras schien nicht viel Wert auf Bequemlichkeit zu legen, denn die Einrichtung des Gemachs war eher karg. An einer Wand jedoch befanden sich hohe Regale und ein langer Tisch, auf denen Hunderte von Flaschen, Töpfen und Dosen aufgereiht waren. Aus einigen der Gläser starrten denn drei Gefährten Ekel erregende Geschöpfe entgegen, deren toter Blick durch die sie umgebenden vielfarbigen Flüssigkeiten ein unnatürliches Leben gewann. An Schnüren hingen an den Wänden vielerlei getrocknete Kräuter, die einen Übelkeit erregenden Geruch ausströmten.
     
    „Welch ein anheimelndes Plätzchen!“ stöhnte Leoris. „Xoras muss sich hier sehr wohl fühlen. Der Ort entspricht genau seinem Charakter.“
     
    „Psst!“ warnte Rotron. „Ihr solltet so wenig wie möglich sprechen, um nichts aufzustören, was wir nicht

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