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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Hauptmann ihn auf.
    Kadar sah Omar mitfühlend an. »Was hast du?«
    »Meine Gedärme quälen mich«, murmelte der Soldat.
    Nach fünfzehn Jahren in Heerlagern wusste er so viel über Darmkrankheiten wie jeder Wundarzt. »Am Tag ist dir kalt, in der Nacht heiß?«
    »Ja.«
    »Deine Träume sind wirr, und du speist schwarzen Saft?«
    »Ja.«
    Kadar nickte, als sei ihm nun klar geworden, woran der Mann litt. Er öffnete seinen Beutel, den er in der letzten großen Stadt mit Zangen, Trankfläschchen und Messern gefüllt hatte - hauptsächlich wertloses Zeugs -, dann nahm er bedächtig das Zepter heraus. Inzwischen hatten sich drei weitere Söldner eingefunden. Ihre Mienen verrieten Wissbegier, Misstrauen und Belustigung; sie gingen davon aus, Zeuge eines Schwindels zu werden.
    Najib öffnete eine Phiole und verstreute rötliches Pulver
auf dem Pfad - Rost. Kadar hob das Zepter gen Himmel und schloss die Augen, während seine Lippen stumm unsinnige Worte formten. Er kam sich ein wenig albern dabei vor, aber die geheimnisvolle Zeremonie war ebenso nötig wie die Fragen an Omar. Die Söldner mussten glauben, dass all dies Teil der Heilkunst war. Wenn sie durchschauten, dass allein das Zepter den Kranken heilte, würden sie dem Arzt und seinem Schüler die Kehle aufschlitzen und das Zepter behalten.
    Kadar öffnete die Augen und berührte mit dem goldenen Kopf Omars Bauch, immerzu die Lippen bewegend, als flüstere er geheime Zauberworte. Die Haare an seinen Armen richteten sich auf, und sein Mund wurde trocken wie bei der Berührung einer Frau. Omars Augen weiteten sich, seine Knie gaben nach, und er brach auf dem Weg zusammen. Der Hauptmann stürzte zu ihm, doch Omar wehrte die Hilfe ab und stand auf. In sein Gesicht war die Farbe zurückgekehrt.
    »Was ist los, Omar?«, fragte der Hauptmann argwöhnisch. »Was hat er getan?«
    »Es geht mir gut«, antwortete der Soldat, und seine Augen strahlten, als begreife er erst jetzt, was geschehen war. »Er hat mich geheilt.«
    Die anderen Männer umringten ihn sofort und bestürmten ihn mit Fragen. Kadar zog sich zurück und verstaute das Zepter im Beutel, solange niemand auf ihn achtete. Seine Erschöpfung war nicht größer als nach einem längeren Ritt. Omars Krankheit war nichts Ernstes gewesen; eine Vergiftung durch schlechtes Essen oder schmutziges Wasser.
    Als sich die Männer wieder ihm zuwandten, war die Belustigung in ihren Blicken Ehrfurcht gewichen. Nur der Hauptmann war unverändert mürrisch, vielleicht weil er sich um die Hinrichtung der beiden Besucher betrogen fühlte. »Dein Können ist erstaunlich, Abdul al-Safi«, gab er widerwillig zu. »Bete, dass es dich nicht verlässt, wenn du dem Herrn gegenübertrittst.«

    Kadar verbarg seine Erleichterung mit einer demütigen Verneigung, und er und Najib folgten den Männern ins Innere der Festung. Ein Soldat brachte ihre Pferde zu den Ställen neben dem Turm. Das Tor wurde hinter ihnen geschlossen und ein schwerer Balken vorgelegt, und an der Seite des Hauptmannes gingen sie über den felsigen Boden des Hofs. Angelockt von den aufgeregten Stimmen ihrer Gefährten, kamen weitere Krieger von den Wehrgängen und den Unterkünften. Sie versammelten sich um Omar, um sich mit eigenen Augen von seiner Genesung zu überzeugen.
    Kadar warf einen kurzen, unauffälligen Blick über die Schulter. Neun Männer, den Hauptmann eingeschlossen. Vielleicht noch vier weitere schlafend in den Unterkünften. Keine anderen Bediensteten oder Sklaven. Seine Zuversicht wuchs.
    Jede Kleinigkeit prägte er sich ein. Der Hof war eng und verwinkelt und lag, bedingt durch die hohen Mauern, Türme und Felszacken, wohl außer zur Mittagsstunde immer im Schatten. Vom zweiten Turm zu seiner Rechten ließ sich das Flussland überblicken; an ihn grenzten die Unterkünfte für die Krieger und ein niedriges, schlichtes Haus an, das nach Küche, Lager und Wäscherei aussah. Der dritte Turm war der höchste und gewährte einen guten Blick über Hügel und Ebene im Westen. Er war Teil des Haupthauses, eines runden Gebäudes mit rissigem Kuppeldach, zu dem der Hauptmann Kadar und Najib geleitete. Es war, wie auch die anderen Gebäude, in einem schäbigen Zustand. Eine geschwungene, aus dem Fels gehauene Rampe führte zum Eingang. Davor befand sich eine rechteckige Zisterne zum Auffangen von kostbarem Regenwasser. Sie war mehr als halbvoll, und jener Teil von Kadars Verstand, der sich unaufhörlich mit Kriegskunst beschäftigte, sagte ihm, dass die Festung

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