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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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dank der Wasservorräte einer Belagerung lange standhalten konnte.
    Vor der Rampe hielt der Hauptmann an. »Die Messer«, sagte er und hielt die Hand auf. Kadar und Najib reichten ihm
ihre Dolche, doch damit war er noch nicht zufrieden. Er befahl Najib, den Beutel zu öffnen, und nahm auch das scharfe Arztbesteck an sich. Kadar entging nicht, dass er vermied, das Zepter zu berühren.
    Erst dann betraten sie das Haupthaus. Am Ende eines halbdunklen Flurs, von dem mehrere Türen abzweigten, hing ein Vorhang aus purpurnem Tuch, das ausgebleicht und fadenscheinig war. Schmutz hatte sich in den Ecken des Ganges angesammelt, Risse durchzogen die Wände wie feine Adern. Kadar kam in den Sinn, dass sich der langsame Verfall von al-Tufail auf dessen Umgebung auszuweiten begann.
    Der Hauptmann teilte den Vorhang, und sie gelangten in einen Saal, der bis zur Kuppeldecke reichte. Nach dem letzten Feldzug gegen die Mongolen war Kadar mit den anderen Söldnerführern vom Sultan im großen Wohnturm der Zitadelle empfangen worden. Jetzt sah er, dass er sich in einer Nachbildung der Sultansgemächer befand - einer schäbigen, verfallenden Nachbildung. Die Balustraden, die den Raum umliefen, bestanden nicht aus Zedernholz, sondern aus gewöhnlichen Kiefernbalken; der Boden war stumpf, verkratzt und von Flugsand bedeckt, der durch die hohen Fenster hereingeweht worden war; Vorhänge und Wandbehänge waren verschlissen, Schilfwände, Stühle und Truhen beschädigt, möglicherweise durch einen Wutausbruch des Bewohners. Kissen mit purpurnen und goldenen Bezügen bildeten ein Sitzlager - und dort sah Kadar seinen ältesten Feind stehen.
    In der Nacht des Überfalls auf seinen Stamm und den darauffolgenden Tagen, als sie zu den Sklavenmärkten von Damaskus gezogen waren, hatte er Ashwaq al-Tufail nur wenige Male zu Gesicht bekommen, und er konnte sich nur dann an dessen Antlitz erinnern, wenn er es in der Nacht zuvor im Traum gesehen hatte. Der letzte Traum war gestern gewesen, dennoch war der Mann, der vor den Kissen stand, für ihn ein Fremder.
    Kadar hatte die schrecklichsten Wunden gesehen, die man
Menschen zufügen konnte, er kannte den Anblick von eiternden Pestbeulen und von verstümmelten Körpern Aussätziger, doch als dieses … Geschöpf auf ihn zukam, stockte ihm der Atem.
    Al-Tufails einst prächtige Gewänder waren Lumpen, und er selbst hatte kaum noch Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen. Seine früher schlanke Gestalt war verkrümmt, seine Hände waren Krallen mit langen, gelblichen Fingernägeln. Knoten und nässende Geschwüre bedeckten die Haut, besonders im Gesicht; eine Hälfte wirkte wie verbrannt. Wirre, schlohweiße Haare klebten schweißnass an einem Schädel, dem jegliche Form fehlte. Das Licht in den Augen war das Feuer des Wahnsinns. Zum ersten Mal dachte Kadar, dass die Krankheit, die an al-Tufails Körper und Seele fraß, vielleicht schlimmer war als alles, was er mit ihm vorhatte. Doch Kadar erinnerte sich an Nadirah und seinen Vater, an die Sklavenpferche und Basileios Lakapenos, und seine Entschlossenheit kehrte zurück.
    »Wer ist das, Mustafa?« Al-Tufails Stimme war noch immer kraftvoll, aber sie klang schwer und belegt. Kadar hatte gehört, dass die Lustseuche irgendwann Gaumen und Rachen angriff.
    »Der Heiler, Herr«, erklärte der Hauptmann geduldig, daran gewöhnt, dass al-Tufail Dinge schnell wieder vergaß. »Ich stellte ihn auf die Probe, wie Ihr befohlen habt. Er hat Omar geheilt. Er versteht etwas von seiner Kunst.«
    Kadar wollte schon innerlich über diese Untertreibung lächeln, als ihn der Blick aus den tiefliegenden Augen traf.
    »Ich kenne dich«, flüsterte der gefallene Edelmann. »Was hast du hier zu suchen, du Hundesohn?«
    Kann es wirklich sein?, durchfuhr es Kadar. Kann es wirklich sein, dass er sich nach all den Jahren noch an mich erinnert? Das ist unmöglich. Ich war noch ein Kind. Er blickte zu Mustafa. Dessen Miene war ausdruckslos, nicht wie die eines Kriegers, der sich bereit machte, einen Feind seines Herrn anzugreifen.
    Al-Tufail kam näher, und der Gestank ungewaschener Haut und offener Wunden kroch Kadar in die Nase. »Der Emir hat
dich geschickt, nicht wahr? Bei Allah und allen Propheten, nach so vielen Jahren dürstet es ihn also immer noch nach Rache. Hast du ihn nach Waffen durchsucht, Mustafa?«
    »Er ist kein Mörder, Herr. Er ist Arzt und Heiler. Er kommt, Euch zu helfen. Sein Name ist Abdul al-Safi. Der Junge ist sein Gehilfe.«
    Natürlich!, dachte Kadar und

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