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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Abendsonne; Nattern und Skorpione verschwanden im Geröll, aufgeschreckt vom Klappern der Pferdehufe.
    Nach einer Wegbiegung ragte plötzlich die Festung vor den beiden Männern in die Höhe: ein kleiner Bau mit einem kuppelförmigen Haupthaus, drei Türmen und zinnenbewehrten Mauern mit Bogenschützennestern, die jederzeit Pfeile und kochendes Pech ausspeien konnten. Errichtet aus ockerfarbenem Stein und teilweise in den Fels gehauen, sah die Festung wie eine Wucherung der Hügelspitze aus. Kein Banner, kein Rauch und kein Soldat auf den Wehrgängen deuteten auf Bewohner hin, doch dann bemerkte Kadar ein Blitzen zwischen den Zinnen, das von einem Helm stammen musste.
    Sie haben uns gesehen, dachte er.
    Nach einer weiteren Kurve verlief der Pfad gerade und gesäumt von hohen, sandfarbenen Felsen auf die Festung zu.
    Das Tor befand sich im niedrigsten, aber wehrhaftesten der drei Türme und war geschlossen.
    Kadar kniff die Augen gegen die niedrige Sonne zusammen und ritt langsam weiter, bis er vor dem Turm sein Pferd zügelte. Zwanzig Jahre hatte er auf diesen Moment gewartet, zwanzig Jahre, in denen er unzählige Pläne erdacht und wieder verworfen hatte. Er zügelte sein Hochgefühl, indem er sich daran erinnerte, dass das Schwierigste noch vor ihm lag.
    Najib hielt neben ihm und blickte ehrfürchtig zu dem stillen Gemäuer auf. Er schwieg, so wie Kadar es ihm befohlen hatte.
    Sie stiegen ab.
    Ein behelmter Kopf erschien zwischen den Turmzinnen. »Wer seid ihr?«, rief der Mann barsch.
    »Abdul al-Safi«, stellte Kadar sich vor, »Arzt und Heiler. Ich hörte, dein Herr braucht Hilfe.«

    »Wer sagt das?«
    »Jeder auf der Straße von Aleppo nach Raqqa. Ich bin gekommen, um ihm meine Dienste anzubieten.«
    »Mein Herr hält nichts von Ärzten«, erwiderte der Soldat.
    Kadar hatte davon gehört. »Weil ihm keiner helfen konnte. Aber meine Kunst ist die beste im ganzen Sultanat. Es gibt kein Leiden, das ich nicht in kurzer Zeit kurieren kann.«
    Die Stimme des Kriegers klang ungeduldig. »Von Schwindlern hält er noch weniger. Dem letzten Wunderheiler, der hier aufkreuzte, schnitt er als Lohn für seine leeren Versprechungen die Männlichkeit ab und verfütterte sie an die Ratten.«
    Kadar lächelte herausfordernd. »Öffne das Tor, und ich gebe dir eine Kostprobe meiner Kunst.«
    Der argwöhnische Blick blieb bestehen, dann verschwand der Kopf des Mannes. Wieder lag Stille über der Festung. Es bestand die Gefahr, dass al-Tufails Krieger die beiden Besucher stehen ließen, bis diese von selbst den Rückzug antraten. Doch Kadar verließ sich darauf, dass sie sich nach all den Jahren in der Einsamkeit nach Abwechslung sehnten - besonders wenn diese in der Aussicht bestand, einen Quacksalber zu Tode zu quälen.
    Er schätzte die Männer richtig ein. Nach einer Weile erklang das Rumpeln eines schweren Riegels, der entfernt wurde, und ein Torflügel schwang nach innen auf. Der Soldat von der Turmspitze trat ins Freie, gefolgt von einem zweiten. Beide trugen eiserne Kappen und knielange Panzerhemden und hatten Schwert und Dolch umgegürtet. Der zweite musterte Kadar und Najib mit dem herrischen Blick eines Hauptmanns.
    »Wer ist der da?«, fragte er mit Blick auf Kadars Begleiter.
    »Najib, mein Schüler.« Der junge Söldner neigte unterwürfig den Kopf, und Kadar breitete als Geste der Begrüßung lächelnd die Arme aus. »Allah segne dich hundertfach für deine Bereitschaft, Abdul al-Safi zu empfangen. Die Dankbarkeit deines Herrn ist dir gewiss. Ich habe meine Heilkunst von den größten Meistern Persiens und …«

    »Ja, ja«, unterbrach ihn der Hauptmann. Nachdem er mit einem Blick festgestellt hatte, dass sich zwischen den Felsen keine Feinde verbargen, wandte er sich zum Tor um und sagte: »Omar! Komm her!«
    Die Vorsicht der Krieger war größer, als Kadar erwartet hatte. Gewöhnlich ließ die Aufmerksamkeit von Männern rasch nach, wenn keine Feinde zu erkennen waren. Al-Tufails aus dem Wahnsinn geborene Wachsamkeit, die überall Bedrohungen witterte, musste sie mit den Jahren angesteckt haben. Aber das vergrößerte die Gefahren seines Plans nur geringfügig.
    Ein dritter Krieger schlurfte aus dem Tor heraus, die Haltung gekrümmt, das Gesicht fahl, der Waffenrock verschwitzt. Kadar wollte Najib eine leichte Messerwunde zufügen und diese vor aller Augen heilen. Aber dass die Söldner einen Kranken in den eigenen Reihen hatten, war noch viel besser.
    »Zeig, was du kannst, Abdul al-Safi«, forderte der

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