Der Gesandte des Papstes
Mongole reitet mit dir.«
Kadar bewunderte die Wachsamkeit der Nomaden. Seine Männer und er waren genau beobachtet worden, ohne dass er es bemerkt hatte. »Er ist ein Söldner wie wir alle.«
Bei einem Volk, das die Mongolen wegen ihrer ständigen Überfälle noch mehr hasste als den Sultan und seine Emire, konnte sich Unardhus Gegenwart als Problem erweisen. Doch der Scheich ging nicht darauf ein. »Für wen kämpft ihr?«
»Für niemanden.«
»Ich habe dich nicht eingeladen. Wieso hast du mein Zelt betreten?«
»Ich will mit dir über ein Geschäft reden«, sagte Kadar.
Der Scheich war noch immer misstrauisch und forderte ihn nicht auf, sich zu setzen. »Was ist das für ein Geschäft?«
Kadar hielt es für das Klügste, ohne Umschweife zu antworten. »Ich brauche Männer, die mir helfen, Ashwaq al-Tufails Festung anzugreifen.«
Der Scheich schwieg, und der Mann, den Kadar für den Bruder des hageren Beduinen hielt, verzog den Mund zu einem höhnischen Grinsen.
»Warum? Al-Tufail ist für niemanden mehr eine Gefahr«, sagte der Scheich schließlich.
»Ich suche Rache.«
Das Misstrauen in den dunklen Augen wich einer Regung, die nicht so recht zu dem harten Gesicht passen wollte: Überraschung. Er erinnert sich, dachte Kadar. »Abdul al-Munahids Sohn«, wiederholte der Scheich langsam. »Al-Tufail hat deinen Stamm vernichtet. Vor zwanzig Jahren.«
Kadar nickte.
Der dritte Mann meldete sich zu Wort. Er war etwa so alt wie der Scheich, ein Beduine mit Bart, ausladendem Turban und zerknittertem Gesicht, in dem zwei leuchtend blaue Augen saßen. »Es ist unmöglich, al-Tufails Festung einzunehmen. Viele haben das schon versucht und sind gescheitert. Zum Tor führt nur ein schmaler Pfad. Wer sich darauf sehen lässt, wird von den Bogenschützen erschossen.«
»Ich weiß eine List, wie ich in seine Festung eindringen und nachts das Tor öffnen kann. Dann ist es ein Leichtes, seine Männer niederzumachen. Aber dafür brauche ich mehr Krieger.«
»Ashwaq al-Tufail ist zu schlau für eine List«, bemerkte der jüngere Beduine, doch der Scheich achtete nicht auf ihn. Kadars Geschichte schien ihn zu fesseln.
»Meine Männer sind gute Krieger. Kannst du dir ihre Dienste leisten?«
Kadar zog einen Beutel hinter seinem Gürtel hervor und warf ihn auf den Boden. Die Lederschnüre öffneten sich, und geraubtes Gold, Silber und Kupfer rollte über die Decken. Wieder schwiegen die drei Männer. Der herablassende Ausdruck
im Gesicht des Jüngsten war verschwunden. Der Scheich griff nach einer Goldmünze, betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen, als wolle er ihre Echtheit prüfen. »Hast du davon noch mehr?«
»Viel mehr«, sagte Kadar.
Wie bei Beduinen üblich, waren alle elf erwachsenen Männer von Mohammed Dhakirs Stamm Krieger, geübt mit Schwert, Bogen und Lanze. Vier von ihnen, darunter Dhakirs Bruder Gamal, blieben in der Oase, die übrigen schlossen sich unter der Führung ihres Scheichs Kadar an. Am frühen Abend, als die Hitze etwas zurückgegangen war, setzte die um acht Dromedarreiter angewachsene Kriegerschar ihren Weg nach Süden fort.
Sie brauchten zwei Tage, bis sie das Gebiet erreichten, in dem einst keine Karawane, kein Beduinenstamm vor al-Tufail sicher gewesen war. Der Euphrat floss träge zwischen Hügeln dahin, deren Farbe dem grünbraunen Wasser ähnelte. Raqqa im Osten war weit entfernt, Aleppo im Westen noch weiter, und die Fischerdörfer hatten entweder die Mongolen oder al-Tufails Räuber geplündert und zerstört. Die einzigen Menschen in dieser Gegend waren vereinzelte Beduinenstämme. Dass die Nomaden es wagten, mit ihren Herden am Flussufer zu lagern, bestätigte, was Kadar in den letzten zwei Jahren immer wieder gehört hatte: Sein alter Feind hatte seine Macht verloren und versteckte sich in der Einöde wie eine verwundete Ratte in ihrem Loch.
Als die Festung in Sicht kam, trennte Kadar sich von den anderen. Nur Najib begleitete ihn. Sie waren gekleidet wie Beduinen und mit nichts als ihren Dolchen bewaffnet. Kadar war nie in der Nähe der Festung gewesen, doch bei seinen Erkundigungen hatte er mit ehemaligen Kriegern al-Tufails gesprochen, sodass er den Weg mühelos fand. Hinter einem bis auf die Grundmauern zerstörten und schon viele Jahre verlassenen
Dorf führte der Pfad durch ein ausgetrocknetes Bachbett, stieg steil an und wurde schmaler und gefährlicher, je höher es die Hügel hinaufging. Hier oben wuchs nichts; Felsen warfen scharf umrissene Schatten in der
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