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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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erstarrte. Kadar schwang die Klinge in einem weiten Bogen. Im Hals des Mannes klaffte ein rotes Loch auf, ein Blutschwall quoll hervor. Er fiel nach hinten, gegen den Hocker, gegen den Tisch und schließlich zu Boden.
    Kadar überzeugte sich davon, dass er tot war, dann wischte er sein Schwert am Rock des Mannes ab und schob es in die Scheide. Er nahm das Pergament und stellte fest, dass der Söldner nicht geschrieben, sondern die Zeichnung einer Rose angefertigt hatte. Auch die anderen Blätter auf dem Tisch waren mit Rosen versehen, dutzendfach das immergleiche Bild. Kadar zerknüllte das Pergament, warf es zu den anderen und stieg die Treppe hinunter.
    Najib hatte währenddessen den Hof im Auge behalten. Kadar nickte ihm zu, und gemeinsam hoben sie den Balken heraus, der das Tor verriegelte. Worte waren nicht notwendig; sie hatten alles vorher durchgesprochen. Die Angeln knarrten, als Kadar einen Torflügel öffnete, aber das Geräusch war so leise, dass es auf der anderen Seite des Hofs, bei den Unterkünften der Söldner, nicht mehr zu hören war. Zum Abschied schlug er Najib auf die Schulter. Der Junge grinste und lief durch das Tor, verschwand in der Finsternis, um die anderen zu holen, die eine Meile entfernt im verlassenen Dorf lagerten.
    Kadar zog sein Schwert. Nun musste er nur noch warten.
    Die Festung gefiel ihm. Vielleicht sollte ich mich hier niederlassen, dachte er nach einer Weile. Sie ist abgeschieden und leicht zu
verteidigen. Der perfekte Schlupfwinkel. Wenn sie nur nicht innerhalb der Grenzen des Sultanats liegen würde … Kadar hatte keine Angst vor dem Sultan. Aber er gab sich keiner Illusion hin, dass an-Nasir die Hände in den Schoß legen würde, wenn er erfuhr, wie nah das Zepter an den Grenzen seines Reichs aufgetaucht war.
    Nein. Ich muss weiter weg. Nach Kleinasien oder Armenien. Wo niemand je von dem Zepter gehört hat.
    Der Laut einer Tür, die sich öffnete und wieder schloss, riss ihn aus seinen Gedanken. Eine Gestalt war kurz im erhellten Fenster der Unterkünfte zu sehen, dann hörte Kadar Schritte näher kommen.
    Er zog sich in das Dunkel des Treppenaufgangs zurück und beobachtete die hochgewachsene Gestalt auf dem Hof. Mustafa, dachte er und erwog, sich oben im Turm zu verstecken. Doch das Tor stand immer noch offen, und es war zu spät, es unbemerkt zu schließen.
    In dem Moment bemerkte Mustafa, dass ein Torflügel geöffnet war. Leise fluchend hielt er auf das Tor zu und zog sein Schwert. Kadar wartete nicht, bis der Hauptmann ihn entdeckte. Mit einem Sprung griff er ihn an.
    Mustafa schien damit gerechnet zu haben, denn er wehrte die beiden Hiebe gekonnt ab, wich zurück, bis er sicheren Stand hatte, und ging zum Gegenangriff über. Kadar wusste augenblicklich, dass er es mit einem außergewöhnlichen Fechter zu tun hatte. Mustafa vergeudete keine Zeit damit, sich zu wundern, dass sich der Arzt in einen Schwertkämpfer verwandelt hatte; er konzentrierte sich ganz auf seinen Gegner.
    Das Klirren der Schwerter erfüllte den Hof. Es konnte nicht lange dauern, bis Mustafas Untergebene in den Kampf eingriffen. Kadar wollte vermeiden, sich in dem breiten Tordurchgang gegen mehrere Gegner behaupten zu müssen, und zog sich Schritt für Schritt zurück, um sich die Enge des Treppenaufgangs zu Nutze zu machen. Mustafa durchschaute seine Absicht
und versuchte, ihn in den Hof zu drängen. Mehrere Streiche auf Bauchhöhe hielten ihn auf Abstand und verschafften Kadar die Zeit, zu den Stufen zu gelangen, bevor sein Gegner erneut angriff.
    Mustafa war ein starker Mann, der es verstand, seine Körperkraft geschickt einzusetzen. Auf der Treppe jedoch hatte er zu wenig Platz, sodass Kadar im Vorteil war. Er fügte dem Hauptmann einen Schnitt an der Wange zu und verletzte ihn leicht an der Schulter. Der Stich wäre tödlich gewesen, hätte Mustafa die Wucht des Hiebes nicht im letzten Moment mit seiner Klinge gemindert.
    Kadar nahm Rufe und eilige Schritte wahr, dann sah er auch schon drei weitere Männer auftauchen.
    »Schließt das Tor!«, brüllte Mustafa. Doch der erste Soldat, der sich am Flügel zu schaffen machte, stolperte rückwärts und fiel nach hinten um. Ein Pfeil ragte aus seiner Brust.
    Unardhu!, dachte Kadar und griff heftiger an. Was weiter draußen im Hof geschah, wurde von Mustafas stämmigem Körper verdeckt. Er hörte Schreie und das Klirren von Stahl auf Stahl und erblickte Männer in weißen Beduinengewändern durchs Tor drängen.
    Mustafa verteidigte sich nur noch.

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