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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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nach Rom auszumalen. Vom Hafen gehe ich direkt in die nächste Taverne und esse bergeweise frisches Olivenbrot. Ich habe diesen Sarazenenfraß so satt. Dazu einen toskanischen Weißen. Und danach … vielleicht ein Mädchen. Ja. Ja, das könnte mir gefallen … In den vergangenen Monaten hatte er kaum an Frauen gedacht, geschweige denn das Bett mit welchen geteilt. Beim Liebesakt ergaben sich gewisse Schwierigkeiten, wenn man sich ständig vor der Hölle fürchtete. Aber damit sollte es bald vorbei sein. Allerdings war ihm die Furcht vor dem Fegefeuer inzwischen zu einer zweiten Natur geworden, sodass er es sich nicht vorstellen konnte, ohne sie zu leben. Verschwand sie schlagartig, sowie die Exkommunikation aufgehoben war und er die Absolution bekam? Oder verhielt es sich damit wie mit einem Fieber, das allmählich zurückging?
    Du tust so, als wärst du schon zu Hause; zuerst müssen wir das verdammte Zepter finden, rief er sich ins Gedächtnis, verließ das Haus durch eine Mauerbresche und hastete zum nächsten.
    Das Zepter … Matteo war es nicht geheuer. Allein schon der Gedanke an die Heerscharen von Geistern, die es angeblich herbeirufen konnte, jagte ihm Schauder über den Rücken. Und
was die Heilkräfte anging … Die Sache konnte nicht gottgefällig sein. Wer krank wird, wird eben krank, dachte er missmutig, und der Herr allein entscheidet, ob er wieder gesund wird, niemand sonst … allmächtiger Gott!
    Vor Schreck taumelte er zurück, als er den Beduinen erblickte, und stolperte rückwärts aus der Tür heraus. Er wollte schon seinen Dolch zücken, doch dann sah er, dass es sich um einen Jungen handelte, der obendrein gefesselt war. Der Beduine keuchte dank eines Knebels und starrte ihn mit angsterfüllten Augen an.
    »Hierher! Zu mir!«, rief Matteo und dachte: Was ist das für eine hinterhältige Falle?, als die anderen zu ihm eilten.
    Morra stieg vom Pferd ab. »Entfernt den Knebel. Du verhörst ihn, Matteo.«
    Mit den Bewaffneten an seiner Seite fühlte sich Matteo bedeutend wohler, und er öffnete den Knoten im Nacken des Beduinen und entfernte das Tuch.
    Tränen liefen über das junge Gesicht. »Erbarmen!«, stieß der Beduine hervor.
    Matteo sah auf ihn herab und fragte auf Arabisch: »Bist du mit einem Mann namens Kadar al-Munahid gekommen?«
    »Ja.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »In der Festung. Bitte tötet mich nicht!«
    Matteo war erleichtert. Seine Befürchtung, al-Munahid könnte sein Vorhaben geändert haben, hatte sich nicht erfüllt. »Wer hat dich gefesselt?«
    »Ich weiß es nicht«, schluchzte der Beduine. »Ein Ungläubiger und eine Frau. Sie haben mich überfallen und die Tiere losgeschnitten.«
    »Ein Ungläubiger und eine Frau«, wiederholte Matteo gedehnt, und die Worte schienen einen üblen Geschmack in seinem Mund zu hinterlassen. Obwohl niemand außer ihm das Gespräch verstand, senkte er die Stimme. »Wie sahen sie aus?«

    Die Worte, die der Junge gebrauchte, waren knapp, aber sie ließen keinen Zweifel zu. Dieser gerissene Hund ist tatsächlich davongekommen, dachte Matteo mit widerwilliger Bewunderung. Dass die Hexe auch noch am Leben war, gefiel ihm allerdings noch weniger.
    Kardinal Morra trat neben ihn, und seine Stimme war hart. »Was sagt er?«
    Den Anfang des Gesprächs gab Matteo wahrheitsgemäß wieder; bei der Frage, wer den Jungen überwältigt hatte, erlaubte er sich jedoch einige Freiheiten. Morra musste nicht wissen, dass Bazerat lebte. Matteo wollte nicht als Lügner dastehen. Nicht, solange er nicht einschätzen konnte, wie sehr sein Herr ihm vertraute. Es seien Männer al-Tufails gewesen, die von einem nahen Dorf zurückgekommen waren, berichtete er und war froh, dass niemand wissen wollte, warum sie den Beduinen nicht umgebracht hatten.
    Morra stellte einige Fragen - zur Anzahl von al-Munahids Männern, zu seinem Vorhaben in der Festung -, die Matteo übersetzen musste. Als der Kardinal die Antworten bekommen hatte, ging er zu seinem Pferd. »Reiten wir!«
    »Und er?« Matteo wies mit ausgestrecktem Arm auf den Gefesselten. »Was ist mit ihm?«
    Morra nickte Simone zu, der sein Schwert zog und es dem Jungen ins Herz stieß.
     
    Raoul hätte es nicht für möglich gehalten, dass in dem übel zugerichteten Körper des Söldners noch Leben steckte, bis der Mann den Kopf hob. Blut floss in zwei schmalen Rinnsalen aus seinen zerstörten Augen, und seine Lippen formten geflüsterte Worte, so leise, dass nur Jada sie verstand, die neben ihm kniete. Sie wandte sich zu

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