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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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geschlafen. »Der Herr empfängt heute keine Besucher«, sagte er auf Toskanisch. »Ich möchte Euch bitten, wieder zu gehen.«
    »Michele«, sagte Battista. »Erinnerst du dich an mich?«
    Der Diener musterte ihn, und plötzlich weiteten sich seine Augen. »Cristoforo Battista! Euch schickt der Himmel. Rasch, ins Haus. Ich komme, sowie ich diese Meute losgeworden bin.«
    Die aufgeregte Menge beachtete sie nicht, als sie an ihr vorbei ins Haus gingen. Raoul sah, dass die Tür eingetreten oder aufgebrochen worden war. Auch der Eingangsraum wies Spuren von Gewalt auf: Eine Neptunstatue war umgestürzt und am Hals gebrochen; auf dem kostbaren Läufer waren Stiefelabdrücke zu sehen; ein Wandteppich lag heruntergerissen auf dem Marmorboden.
    Gaspare sprach aus, was Raoul dachte: »Al-Munahid. Er ist uns zuvorgekommen.«
    Raoul hörte Schluchzen: Eine schmale, junge Frau in einem schlichten Kleid sammelte Kleidungsstücke auf, die aus einem Schrank herausgerissen und auf den Boden geworfen worden waren. Sie sah auf, als sie Raoul bemerkte. Ihr spitzes Gesicht war blass und tränennass. Er hätte gerne etwas gesagt, um sie zu beruhigen, aber ihm fiel nichts ein. Er hatte keine Übung darin, Menschen zu trösten. Der Frau schienen ihre Tränen peinlich
zu sein, denn sie stopfte die Kleider in den Schrank und eilte durch den Flur davon.
    Durch das Fenster sah Raoul, dass es Michele gelungen war, die Neugierigen abzuwimmeln. Der Diener stürzte herein, schlug die Tür zu und schob den Riegel vor. »Barmherziger Jesus!«, murmelte er.
    »Was ist geschehen?«, fragte Battista.
    »Nicht hier. Folgt mir.« Michele führte sie zu einem Zimmer an der Rückseite des Anwesens. Ein Vorhang mit einer Stickerei Genuas trennte den Nebenraum ab, der, wie Raoul durch den Spalt sah, voller Bücher war. Trotz allem versuchte Michele die Form zu wahren, bot ihnen Stühle an und fragte sie, ob sie Wein wünschten.
    »Dafür haben wir keine Zeit«, sagte Battista barsch. »Wo ist dein Herr?«
    »Fort. Männer haben ihn mitgenommen. Sie kamen kurz vor Sonnenaufgang und haben uns in den Betten überrascht.«
    »Es gab einen Kampf?«, fragte Raoul.
    Michele schnaubte. »Antonio, dieser Narr, musste sich ihnen ja unbedingt entgegenstellen. Mit dem Fleischerbeil! Ein Wunder, dass ihn diese Barbaren nicht in Stücke gehauen haben.« Erschöpft, wie er war, gab er seine Förmlichkeit auf und sank auf einen lederbezogenen Sessel. Dann las er in den Gesichtern der Besucher. »Ihr wisst, wer die Männer sind?«
    »Söldner des Sultans«, antwortete Battista. »Sie sind aus dem gleichen Grund hergekommen wie wir. Sie suchen den Ort, an dem die Schriften aus den kaiserlichen Archiven vor der Plünderung versteckt wurden.«
    Micheles Haltung veränderte sich. »Wozu?«
    »Das spielt keine Rolle. Weiß Rovelli, wie man dorthin gelangt?«
    Der Diener haderte mit sich. Schließlich sagte er: »Ihr habt meinem Herrn schon einmal das Leben gerettet. Würdet Ihr es wieder tun?«

    »Das kann ich erst, wenn ich weiß, wohin sie ihn bringen werden«, entgegnete Battista unwirsch.
    Micheles Blick blieb fest. »Ihr habt meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ja, bei Gott, ja!«
    Michele nickte und stand auf. »Ich wusste, dass Verlass auf Euch ist.« Er schob den Vorhang zur Seite, nahm ein Buch aus einem der offenen Schränke, griff nach einem dahinter verborgenen Schlüssel und schloss eine Truhe auf, der er ein Lederfutteral entnahm. »Der damalige Archivar hat den Vorfahren des Herrn eingeweiht. Das Wissen über das Versteck der Schriften wird seit hundert Jahren in der Familie Rovelli weitergegeben. Niemand sonst kennt es. Nicht einmal ich, und ich bin sein engster Vertrauter.«
    »Wieso hat die Familie das Versteck überhaupt geheim gehalten?«, fragte Raoul.
    »Hätte sie das nicht getan, hätte sich der Patriarch von Konstantinopel sämtliche Schriftstücke einverleibt. Und das Verhältnis der Rovellis zur Kirche ist seit jeher … schwierig.« Der Diener zog ein Stück Pergament aus dem Futteral und strich es auf dem Tisch glatt. Es war gefüllt mit engen Zeilen in einer winzigen, gestochenen Schrift. »Da der Herr kinderlos geblieben ist, hat er beschlossen, mich einzuweihen. Ich sollte dieses Dokument eigentlich erst hervorholen, wenn er verstorben ist. Aber unter diesen Umständen …« Michele verstummte.
    »Lies«, befahl Battista.
     
    Raoul und Battista brüteten den ganzen Nachmittag über ihrem Angriffsplan. Al-Munahid hatte fünfzehn Mann, und sie

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