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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Büschen und Unkraut. Kletterpflanzen hingen an den Marmorsäulen und der heruntergekommenen Fassade. Ein Löwe aus Porphyr, dem die Schnauze fehlte, verschwand fast vollständig in dem Gestrüpp. Jada bint-Ghassan stieg die ausgetretenen Stufen der Treppe hinunter.
    »Was ist es dann?«, hakte Raoul nach.
    »Eure Fragen beginnen, mich zu langweilen«, erwiderte die Ägypterin, ohne sich umzudrehen. Sie durchquerte zügig den Garten und verschwand in einem Durchgang.
    »Raoul!«, rief Matteo ihm nach. Der Toskaner hatte das Zimmer verlassen und eilte Raoul hinterher. »Hast du vergessen, was Morra gesagt hat? Zu keinem ein Wort über den Auftrag!«
    »Morra soll zur Hölle fahren«, sagte Raoul barsch und trat in den Durchgang. Dahinter befand sich ein größerer Raum, der zum vorderen Hof des Anwesens offen war - ein großes Loch klaffte in der Mauer, Schutt bedeckte den Boden. Ein Pferd, ein stattlicher Araber, stand dort angebunden an einen Balken inmitten des Schutts und fraß aus einem Futterbeutel. Sattel und Zaumzeug lagen auf dem Boden. Jada bint-Ghassan tätschelte den Hals des Hengstes und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Was habt Ihr jetzt vor?«, fragte Raoul.
    »Ich ziehe meiner Wege und Ihr Eurer. Das ist für uns alle das Beste, glaubt mir.«
    Er sah zu, wie sie den Futterbeutel überprüfte, in einem angrenzenden Flur verschwand, mit den Händen voll Hafer zurückkam und den Beutel füllte. »Ohne die Schriftrolle könnt Ihr das Zepter nicht finden.«

    »Al-Munahid wird mich zu ihm führen.«
    »Und dann? Er wird es Euch kaum freiwillig überlassen.«
    »Mir fällt schon etwas ein«, sagte sie knapp, band den Beutel zu und schob sich die Scheide mit dem Krummdolch hinter den Gürtel. Die Art, wie sie die Klinge hielt und benutzte, hatte ihm gezeigt, dass sie damit umzugehen verstand.
    »Allein könnt Ihr gegen al-Munahid und seine Männer nichts ausrichten. Ich habe erlebt, wozu sie fähig sind.«
    In den Smaragdaugen flackerte der Hochmut auf, den er in Jerusalem gesehen hatte. »Ihr habt auch erlebt, wozu ich fähig bin.«
    Eine Erwiderung, die sich nicht von der Hand weisen ließ.
    »Trotzdem werdet Ihr Hilfe brauchen«, sagte Raoul. »Ich begleite Euch.«
    »Raoul!«, raunte Matteo hinter ihm bestürzt. Raoul beachtete ihn nicht. Er sah Jada bint-Ghassan an, die schweigend seinen Blick erwiderte.
    »Wenn wir uns zusammentun, können wir vielleicht etwas gegen al-Munahid ausrichten«, fuhr er fort. »Alles, was ich will, ist, geheilt zu werden. Was danach mit dem Zepter geschieht, geht mich nichts an. Ihr könnt es haben.«
    Die Ägypterin schwieg lange. Als Raoul schon glaubte, sie würde seinen Vorschlag ablehnen, sagte sie: »Beschwört Ihr diese Abmachung?«
    »Bei meiner Seele«, sagte Raoul.
    Matteo stöhnte auf.
    »Mein Geld reicht nicht für ein weiteres Pferd«, sagte Jada bint-Ghassan. »Ihr müsst Euch selbst darum kümmern. Und beeilt Euch. Spätestens zur Mittagsstunde brechen wir auf.«
     
    Als Raoul und Matteo zur Pilgerherberge gingen, wo sie den Rest ihrer Ausrüstung und - weitaus wichtiger - Battista sein Geld zurückgelassen hatten, sagte der Toskaner nach einer Weile: »Du kannst ihr das Zepter nicht überlassen. Wer weiß, was sie damit vorhat?«

    »Schlimmer als das, was Papst und Sultan im Schilde führen, kann es nicht sein.« Raoul war nicht mehr zornig auf seinen Gefährten. Matteo traf keine Schuld. Er hatte nur das getan, was ihm befohlen worden war.
    »Und was ist mit mir? An mich denkst du dabei überhaupt nicht! Ich kann ohne das Zepter nicht nach Rom zurückkehren. Morra handelt im Auftrag des Papstes. Er lässt mich ins Verlies werfen, wenn ich versage.«
    »Niemand zwingt dich, zu Morra zurückzukehren. Willst du wirklich einem Mann wie ihm dienen? Du sprichst mehrere Sprachen. Du findest überall im Reich eine Anstellung.«
    Matteos Stimme klang verzweifelt. »Und der Sündenablass, den Morra dir versprochen hat? Willst du den nicht mehr?«
    Noch gestern hätte Raoul sich davon umstimmen lassen. Aber seit er wusste, dass ein viel größerer Lohn auf ihn wartete, wenn er das Zepter auf eigene Faust suchte, war der ursprüngliche Zweck seiner Reise bedeutungslos geworden. Er hatte ein besserer Mann werden wollen, doch Morra hatte ihn nur benutzt. Raoul kam sich deswegen wie ein leichtgläubiger Narr vor. »Wenn ich deinem Morra das nächste Mal begegne, spucke ich vor ihm aus.«
    Der Toskaner verfiel in betrübtes Schweigen.
    »Komm mit mir nach Bazerat, wenn

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