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Der Gesandte des Papstes

Titel: Der Gesandte des Papstes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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alles vorbei ist«, schlug Raoul ihm vor. »Die Familie kann einen Mann wie dich gebrauchen.«
    Gaspare sah ihn zweifelnd an. »Nach Bazerat - du meinst nach Oberlothringen?«
    »Ja. Du kannst die Bücher führen und Blaise dabei helfen, Jean zu unterrichten.«
    Sein Gefährte dachte darüber nach. »Das würdest du für mich tun?«
    Raoul grinste. »Ohne dich hätte Battista mich im Gebirge zum Verdursten zurückgelassen.«
    Ein wenig unsicher erwiderte Matteo das Lächeln. »Battista
war ein verfluchter Hundesohn, nicht wahr? Ich bin froh, dass wir ihn los sind.«
    »Heißt das, ja?«
    Der Toskaner blieb auf der belebten Straße stehen und verneigte sich tief. »Matteo Gaspare, Schreiber, Übersetzer und Buchhalter, zu Euren Diensten.«
    Lachend schlug Raoul ihm auf den Rücken.
     
    In der Markthalle auf einem Platz beim Blachernenpalast begann der Lärm des Feilschens und Verhandelns, der sich bis zur Mittagsstunde um ein Vielfaches steigern würde. Neben Fässern mit Wein aus der gesamten Ägäis türmten sich Tuchballen, Eisenbarren, Säcke und Amphoren voller Gewürze. Händler aus dem Umland priesen lautstark Obst, Fisch, Fleisch aller Art, Schmuck, Waffen und Werkzeuge an. Matteo stellte sein Verhandlungsgeschick unter Beweis und erstand günstig zwei Pferde, eine gescheckte Stute und einen braunen Wallach.
    Anschließend erkundigte er sich bei den Wachposten am Tor unterhalb des Palastes, ob al-Munahid und seine Männer die Stadt verlassen hatten. Die Soldaten hatten niemand gesehen, auf den Matteos Beschreibung passte. Also stiegen sie auf die Pferde und ritten die Tore der Theodosianischen Mauer ab. Die meisten Wächter gaben bereitwillig Auskunft, bei den wenigen Ausnahmen halfen sie mit einer Silbermünze nach. Doch keiner konnte sich an die Söldner erinnern. Dass sie übersehen worden waren, war unwahrscheinlich. Die Tore waren erst seit wenigen Stunden offen, und zu dieser Tageszeit kamen zwar viele Bauern und Händler von außerhalb nach Konstantinopel, aber nur wenige Menschen verließen die Stadt.
    Gegen Mittag trafen sie Jada, die die Tore im südlichen Teil der Landmauer übernommen hatte. Auch sie hatte keine Spur von al-Munahid gefunden. Gemeinsam setzten sie die Suche in den Häfen fort und begannen am Julianshafen. Von einem bestechlichen Schreiber der Hafenverwaltung erfuhren sie, dass
von den zwei Dutzend Schiffen, die seit Sonnenaufgang ausgelaufen waren, elf Reisende mitgenommen hatten. Sie ließen sich die Namen dieser Schiffe geben und befragten die Hafenarbeiter, die sie beladen hatten, nach den Söldnern. Nach zwei Stunden gerieten sie an einen Lastenträger, einen vierschrötigen Mann mit gebrochener Nase, der sich an einen riesenhaften Eunuchen inmitten einer Gruppe Mameluckenkrieger erinnern konnte. Er habe die Männer an Bord der »Daimónion« gesehen, einer byzantinischen Galeere, die beim ersten Licht des Tages nach Trapezunt ausgelaufen sei.
    »Trapezunt? Wo liegt das?«, fragte Raoul, als der Arbeiter gegangen war und Matteo das Gespräch übersetzt hatte.
    »An der Südküste des Schwarzen Meeres, nicht weit von Armenien«, sagte Jada. Sie wirkte gedankenverloren und zeigte mit keiner Regung, dass sie sich über den Hinweis freute.
    Raoul spürte, dass etwas sie bedrückte. »Finden wir heute noch ein Schiff, das auch dorthin fährt?«
    »Wenn nicht heute, dann morgen«, antwortete Matteo. »Trapezunt ist der bedeutendste Hafen im Osten.«
    »Wartet hier. Ich kümmere mich darum«, sagte Jada harsch und ging davon.
    Raoul blickte Matteo fragend an. Der Toskaner hatte jedoch keine Notiz von ihrem merkwürdigen Verhalten genommen, denn er beschäftigte sich mit dem Inhalt seiner Börse.
    »Damit kommen wir nicht einmal mehr nach Pera. Wie viel hast du noch?«
    »Noch weniger«, sagte Raoul geistesabwesend. Er beobachtete, wie Jada in der Hafenverwaltung verschwand. »Warte hier.« Er folgte der Ägypterin.
     
    Jada fuhr zusammen, als der junge Ritter die Hafenmeisterei betrat. Sie hatte gehofft, die Schwierigkeiten, die sich am Hafen ergeben hatten, unauffällig beseitigen zu können. Doch mit seinem Auftauchen machte er alles zunichte. Dass er und sein
Gefährte Zeuge gewesen waren, wie sie das Feuer ihrem Willen unterwarf, war schon weit mehr, als sie hätten sehen dürfen. Mehr durfte sie nicht von sich preisgeben. Es hing zu viel davon ab.
    Er durchquerte das Amt, in dem acht Schreiber über Schiffe und Frachtzölle Buch führten. Jada überlegte, wie sie ihn

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