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Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Titel: Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdallah Frangi
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Israels, von den Kommandos zweier zionistischer Terrorgruppen überfallen. Männer, Frauen und Kinder wurden aus ihren Häusern geholt und mit Maschinengewehren niedergeschossen; das Rote Kreuz zählte anschließend 254 Leichen. Diese Mordaktion sprach sich wie ein Lauffeuer herum und löste die erste große Fluchtwelle aus. Es war allerdings nur der vorläufige Höhepunkt einer Gewaltkampagne, mit der die Zionisten bereits seit den 1930er-Jahren versuchten, bei der arabischen Bevölkerung Palästinas ein Klima der Angst zu erzeugen.
    Bis 1939 konzentrierten sich die zionistischen Terrorangriffe auf arabische Märkte, Cafés, Hotels und öffentliche Verkehrsmittel. Züge wurden in die Luft gejagt, aber auch Ölpipelines und Öllager gesprengt. Anfang der 40er-Jahre nahmen die Anschläge auf Banken zu, die bei diesen Gelegenheiten in der Regel auch ausgeraubt wurden. Als Hauptakteure traten dabei die Haganah, die paramilitärische Organisation der Zionisten, sowie zwei Terrororganisationen auf, die im Untergrund agierten: die Irgun und die sogenannte Stern-Gruppe. Die beiden Letztgenannten gingen 1942 dazu über, auch Vertreter der britischen Mandatsmacht zu beseitigen, weil sie die Präsenz der Briten nun als Haupthindernis auf dem Weg zur Staatsgründung betrachteten. Britische Kommissare und Polizisten wurden erschossen, und 1946 sprengte die Irgun einen Flügel des King-David-Hotels in Jerusalem in die Luft, wo die zivile Verwaltung der britischen Mandatsmacht ihre Amtsräume hatte. Unter den Angestellten waren zahlreiche Briten und Palästinenser, aber auch Juden, deren Tod für das höhere Ziel eines jüdischen Staates in Kauf genommen wurde.
    Als die Briten im April 1948 mit dem Abzug ihrer Truppen aus Palästina begannen, waren Haganah, Irgun und Stern-Gruppe bereits dabei, vollendete Tatsachen zu schaffen. In Jerusalem,
Haifa, Jaffa und Tiberias kam es zu Straßenkämpfen. In Haifa etwa griffen jüdische Truppen in der Nacht vom 22. auf den 23. April an, besetzten arabische Wohnhäuser, erschossen dreißig Bewohner und verwundeten zweihundert weitere. Als sich die übrigen Araber Haifas daraufhin nach Akko in Sicherheit bringen wollten, wurden auf dem Weg dorthin nochmals etwa hundert von ihnen getötet und zweihundert verletzt – fliehende Zivilisten, wohlgemerkt. Auch die Überfälle auf Dörfer häuften sich jetzt. Zwischen dem 12. Dezember 1947 und dem 20. April 1948 wurden mindestens siebzehn palästinensische Dörfer angegriffen, ihre Bewohner erschossen und ihre Häuser in die Luft gejagt. Das Wort »rechtmäßig« erhielt in diesen Tagen eine ganz neue Bedeutung  – als rechtmäßig galt alles, was die Zionisten ihrem Ziel näher brachte. So nannte Menachem Begin, zu jener Zeit Chef der Irgun und später israelischer Ministerpräsident, das Massaker von Deir Yassin rechtmäßig, weil es ohne den »Sieg« von Deir Yassin keinen israelischen Staat gegeben hätte. 1 Die panische Angst, die solche Aktionen unter den Arabern in ganz Palästina verbreiteten, bewogen die Bewohner Dutzender weiterer Dörfer zur Flucht, kaum dass ihre Ortschaften von jüdischen Angreifern umstellt waren – die Belagerer brauchten nur einen Korridor als Fluchtweg freizuhalten, und die verängstigten Menschen suchten Hals über Kopf das Weite.
    Jüdische Terrorspezialisten arbeiteten in einem Büro für psychologische Kriegsführung Pläne aus, die den Einsatz von Waffengewalt überflüssig machen sollten. Wie der erste Ministerpräsident Israels, David Ben Gurion, selbst in seinen Lebenserinnerungen beschreibt, veranstalteten jüdische Stoßtrupps einen regelrechten Spuk, indem sie mit phosphoreszierenden
Dämonenfratzen vor dem Gesicht zu nächtlicher Stunde in Dörfer einfielen – die einfachen Leute glaubten tatsächlich, Teufel zu sehen, und nahmen Reißaus. Derselbe Ben Gurion reagierte bei einem Besuch in Nazareth mit einem Wutausbruch, als er feststellen musste, dass sich immer noch Araber in der Stadt aufhielten. Alles in allem war die Vertreibungspolitik aber so erfolgreich, dass ganze Landstriche Palästinas schon vor der Proklamation des Staates Israel am 14. Mai 1948 araberfrei waren.
    Als eine vereinigte Streitmacht der arabischen Staaten nach dem Abzug der Briten eingriff, um der weiteren Eroberung Palästinas Einhalt zu gebieten, befanden sich die israelischen Einheiten längst in der Offensive, und die arabischen Truppenkontingente hatten diesem gut ausgebildeten Gegner nichts entgegenzusetzen. Auch

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