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Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Titel: Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdallah Frangi
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fanden in seiner Firma wieder Arbeit.

    Das Unternehmen hatte Erfolg, mein Vater kam wieder zu Geld, und 1954 bezogen wir ein großes, ebenfalls angemietetes Haus inmitten eines ausgedehnten Orangenhains, der seit Kurzem uns gehörte. Der Wohnsitz meines Vaters musste von Bäumen umgeben sein, so war er es von früher gewohnt, und das Haus, das er zwei Jahre später für uns fand, kam unserer ehemaligen Wohnsituation noch näher: Es war ein regelrechter Gutshof südlich von Gaza-Stadt mit mindestens zehn Zimmern, auf drei Seiten von Olivenhainen umgeben. Und wiederum zwei Jahre später betätigte sich mein Vater noch einmal als sein eigener Architekt: Kaum 800 Meter vom Meer entfernt ließ er in Gaza-Stadt ein Haus bauen, das in seinen Dimensionen an unseren einstigen Palast heranreichte. Von 1959 an bewohnten wir also eine zweiflügelige, eingeschossige Villa mit einer Wohnfläche von 390 Quadratmetern, einer großen Veranda zur Küste hin und einem Speiseraum, der sich für Festmähler eignete. Wenn mein Vater baute, dann wie für die Ewigkeit, und auch dieses Haus war wieder aus massiven Steinblöcken errichtet. Im Jahr 1994 gingen meine Brüder und ich daran, es um vier Etagen aufzustocken, und das einzige Problem, das dieser Umbau aufwarf, war eine Zwischenwand aus den Tagen meines Vaters – sie widerstand all unseren Versuchen, sie zu durchbrechen.
    Ich hätte mich also aus allem heraushalten können, und meinem Vater wäre es sicherlich am liebsten gewesen, wenn wir Kinder uns seinen Pragmatismus zum Vorbild genommen hätten. Aber jungen Menschen gelingt es nicht, erlittenes Unrecht auf sich beruhen zu lassen. Sie müssen reagieren, dem Unrecht etwas entgegensetzen; sie erfahren Leid und Schmerz so stark, dass sie selbst in die Geschehnisse eingreifen wollen. Deshalb haben sie keine andere Wahl, als in kurzer Zeit erwachsen zu werden. Die Schlüsselfigur in diesem Prozess war für mich mein Bruder Mohammed, und die prägenden Erfahrungen machte ich im täglichen Umgang mit den Flüchtlingen.

    Kaum ein Tag verging in diesem ersten Jahr nach unserer Flucht, an dem nicht neue Zelte aufgeschlagen wurden. Dabei war unser Lager nicht das einzige und nicht einmal das größte – das Hauptlager befand sich südwestlich von uns zur Küste hin. Viele kamen übers Meer, auf überladenen Booten, und nicht alle schafften es bis Gaza. In ihrer Panik bestiegen die Menschen alles, was gerade in den Häfen lag, auch kleine Boote, deren Motoren zu schwach waren, eine solche Menschenfracht zu transportieren. Und von denen, die Gaza glücklich erreichten, hatten viele auf die Nachricht eines Massakers in ihrer Nähe hin fluchtartig ihre Häuser verlassen und nichts als das nackte Leben gerettet.
    Unter diesen Bedingungen war meine Mutter als Erzählerin nicht mehr gefragt. Gegen die Realität des Flüchtlingslagers hatten ihre Dschinns und Teufel keine Chance, und von nun an hatte ich nur noch Ohren für das, was an Angst und Hoffnung in den Stimmen der Erwachsenen mitschwang. Alle redeten miteinander, überall schnappte man Gespräche, Gerüchte, Berichte und Spekulationen auf, und plötzlich war man Teil dieser Katastrophe und mittendrin. In der Schule standen die älteren Schüler in den Pausen beisammen und tauschten die neuesten Nachrichten aus; wir Jüngeren hielten uns in ihrer Nähe auf und bekamen vieles mit. Und in den Flüchtlingslagern versammelte sich jeden Abend alles vor den großen englischen Radioapparaten, um die politischen Sendungen des ägyptischen Rundfunks zu verfolgen. Noch klammerten sich diese Gestrandeten an die Hoffnung, bald zurückkehren zu können, und auch im Rundfunk klang es mitunter so, als wäre noch nicht alles verloren.
    Das Schicksal Palästinas schien jedenfalls nicht endgültig besiegelt. Die Weltgemeinschaft hatte sich des Falls angenommen, nachdem die überforderten Briten das Palästinaproblem im Februar 1947 der UNO übertragen hatten, und die Nachrichten aus New York ließen immer noch die Möglichkeit eines guten Ausgangs zu.

    Allerdings waren die beiden Lösungsvorschläge, die die UNO im Mai 1947 zur Debatte stellte, auf die einhellige Ablehnung der arabischen Seite gestoßen. Der erste Vorschlag sah die Teilung des Landes in einen jüdischen und einen arabischen Staat vor, während der zweite sich für einen gemeinsamen Staat aussprach, in dem Juden und Araber auf Bundesstaaten verteilt werden sollten. Die arabischen Staaten lehnten beide Pläne ab, weil sie in jedem Fall

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