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Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik

Titel: Der Gesandte - Mein Leben fuer Palaestina Hinter den Kulissen der Nahost-Politik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abdallah Frangi
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er dem neuen amerikanischen Präsidenten Bush junior dermaßen, dass er sich Scharons politische Ziele zu eigen machte.
    Der Auslöser für diese Entwicklung war der 11. September 2001 – ein wahrhaft schwarzer Tag für die Weltgeschichte, aber auch für uns, denn der Angriff auf das World Trade Center führte eine katastrophale Wende in der gesamten Region herbei. Ich hielt mich an diesem Tag in Berlin auf und war in Deutschland der Erste, der im Fernsehen zu den Ereignissen Stellung bezog. Arafat seinerseits war der Erste in der arabischen Welt, der diesen Anschlag verurteilte – und sogar Blut für die Opfer spendete. Es war umsonst. An dem Tag, als die Zwillingstürme einstürzten, begann die Zusammenarbeit zwischen Scharon und George W. Bush.
    Der 11. September war für Scharon ein Glücksfall. Er scherte sofort alles über einen Kamm: die Fatah und Al-Qaida,
Afghanistan und Palästina, Arafat und Bin Laden. Das passte in George W. Bushs Weltbild, das gab ihm freie Hand zuzuschlagen, und Scharon brauchte jetzt nur noch die antiarabischen und antiislamischen Ressentiments der Amerikaner für seine Politik auszubeuten. Obwohl Saddam Hussein in einem Brief an Bush seine Unschuld beteuert und den Amerikanern seine Hilfe angeboten hatte, ließ sich der US-Präsident die Gelegenheit nicht entgehen, außer Afghanistan auch den Irak anzugreifen. Was Arafat anging, übernahm er die Sprachregelung des israelischen Geheimdienstes – »feindlicher Terrorist«  – und ließ Arafat fallen.
    Damit hatte Scharon zwei wichtige Ziele erreicht: Die berohlich guten Beziehungen zwischen Palästinensern und Amerikanern waren ruiniert, und die Armeen der Alliierten standen im Begriff, den Irak als Machtfaktor auszuschalten. In einem Interview hatte sich Scharon einmal zur strategischen Interessensphäre Israels geäußert und in diesem Zusammenhang einen Raum von der Türkei bis Pakistan genannt, inklusive Irak natürlich – niemand in Israel hatte das bis dahin so deutlich ausgesprochen. Jetzt machten sich die USA zum Erfüllungsgehilfen der israelischen Politik, zerstörten den Irak und änderten damit das Kräfteverhältnis in der ganzen Region. Scharon ging unterdessen daran, sich seinen Lebenstraum zu erfüllen und Arafat aus dem Weg zu räumen.

Arafats Belagerung und Tod
    Mahmud Abbas war gegen gewaltsame Aktionen, er hätte es lieber gesehen, wenn sich die Aufständischen, wie bei der Ersten Intifada, auf passiven Widerstand beschränkt hätten. Auch Arafat war klar, dass die Attentate der Hamas und der Fatah in Israel Wasser auf die Mühlen der israelischen Hardliner waren, sah sich aber außerstande, die Wut seines Volkes zu steuern. Auf Drängen des deutschen Außenministers Fischer, der im Juni 2001 nach Ramallah kam, verurteilte Arafat den Bombenanschlag auf die Tel Aviver Diskothek und forderte eine Feuerpause sowie die Rückkehr zu Verhandlungen. Nach intensiven Gesprächen mit beiden Seiten insistierte Fischer, die Palästinenser sollten alles unterlassen, was Israel provozieren könnte. Die Brigaden der Hamas und der Fatah stellten daraufhin ihre Aktionen auf israelischem Staatsgebiet ein, lehnten aber ein Ende des bewaffneten Widerstands in den palästinensischen Gebieten ab. Ein halbes Jahr später erklärte Israel Arafat den Krieg.
    Die permanente Klage der Israelis lautete: Wir haben keinen Partner für den Frieden. George W. Bush plapperte diese Phrase der Israelis nach. Um die Richtigkeit ihrer Behauptung zu demonstrieren, mussten sie Arafat kaltstellen. Im Dezember 2001 rasselten Scharons Panzer durch die Straßen von Ramallah, durchbrachen die Umfassungsmauern seines Regierungssitzes und bezogen vor den Gebäuden Stellung. Von nun an durfte keiner mehr hinein und keiner mehr heraus. Das Essen für die Eingeschlossenen wurde vom Roten Kreuz und vom Roten Halbmond geliefert, und die Schikanen der
Israelis gingen so weit, auch noch im Brot herumzustochern und nach Waffen zu suchen. Von zwei kurzen Unterbrechungen abgesehen, war Arafat für die nächsten drei Jahre ein Gefangener der Israelis. In den besetzten Gebieten herrschte derweil ein regelrechter Krieg, in dem Panzer und F 16 Jagdbomber auf Halbwüchsige und bewaffnete Zivilisten trafen. Die Israelis hätten das Recht, sich zu verteidigen, lautete der Kommentar des US-Präsidenten. Eine einzige Spielregel sollte gelten: Bush forderte von Scharon die Zusage, Arafat nicht zu töten.
    Arafats Amtssitz, die Mukata, war nicht zur Beherbergung von

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