Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall
Vanillesauce, sorgten dafür, dass Kilian und die anderen Gäste sich rundum wohl fühlten. Es ging sogar so weit, dass Kilian seinen italienischen Bauernhof für kurze Zeit vergaß.
Es war mittlerweile nach dreiundzwanzig Uhr geworden, die Sommernacht war angenehm warm, der fränkische Wein reichlich, als sich Heinleins Looschen-Brüder und die einzige -Schwester auffallend frühzeitig verabschiedeten. Kilian war ihr Getuschel nicht verborgen geblieben, das sich um das Theater und die Vorkommnisse des heutigen Tages drehte.
Heinlein hatte mit Verweis auf den Polizeipräsidenten der Aufforderung zum gemeinsamen Aufbruch widersprochen. Polternd und sich gegenseitig stützend wankten sie die Treppe hinunter und tauchten in die Nacht ein, die für sie noch lange nicht beendet schien.
Als Kilian ihnen nachsah, bemerkte er einen Mann im Kerzenschein der vorderen Tische am Ausgang. Er sprach konzentriert mit jemandem, den er aber nicht genau erkennen konnte. Dieser Mann kam ihm von irgendwoher bekannt vor. Er konnte ihn nur nicht zuordnen, nicht sagen, was das Bindeglied zwischen ihm und seiner Erinnerung war, doch eines war klar: Er war ein Verführer erster Klasse.
*
Nach dem siebten Vorhang wollte der Beifall noch immer nicht enden. Grelles Arbeitslicht beendete die Hoffnungen der rund achthundert Zuschauer auf eine weitere Zugabe der umjubelten Aminta Maria Gudjerez im
Dialogues des Carmelites
. Ministerpräsident Roiber überreichte ihr einen Blumenstrauß und beglückwünschte sie zu ihrer herausragenden Leistung.
Mit Aminta und der Oberbürgermeisterin trat er dann vor die Mikrophone und Kameras, die im Foyer auf sie warteten.
»Herr Ministerpräsident, wie hat Ihnen die Aufführung mit Frau Gudjerez gefallen?«, fragte ein Reporter. Von den beiden Damen eingerahmt, war er ganz Charmeur, ein Heesters der späten Geburt. Nur ein Meister des flüssig gesprochenen Wortes war er nicht.
»Ich denke … wir haben … heute … und nicht nur heute … sondern auch zukünftig … einen neuen Stern … am Himmel … der auch der bayerische ist … aufgehen sehen … und, lassen Sie mich hinzufügen … dazu gehört kein großer Fachverstand … ich bin ja auch Künstler … auf meine Art … in meiner Partei … also auf einem komplett anderen Terrain … so haben wir … die Zuseherinnen und Zuhörerinnen … einen Fixstern … am Firmament … ausgemacht … der wegweisend … für uns alle … die nach dem Schönen … streben … ist … oder natürlich auch sein wird … und … lassen Sie mich hinzufügen …«
Der Reporter kannte jedoch keine Gnade. Das Mikrophon wanderte im selben Moment weiter. »Frau Oberbürgermeisterin, was hat Ihnen an der heutigen Aufführung besonders gefallen?«
»Ich bin froh und stolz, dass wir es trotz der finanziellen Situation der Stadt wieder einmal geschafft haben, ein Talent zu entdecken und es hier auszubilden. Senorina Gudjerez wird uns hoffentlich noch viele wunderbare Stunden an unserem Theater bereiten. Doch zuvor meine Glückwünsche an die Musikhochschule, an das Mainfrankentheater und natürlich an die Debütantin.«
Wieder wanderte das Mikro, nun zur vielfach gelobten Aminta, noch im Kostüm der Karmeliterin, geschminkt und mit Blumensträußen im Arm.
»Frau Gudjerez, die Frau Oberbürgermeisterin hat mir das Stichwort gegeben. Jetzt, nachdem Sie Ihre Ausbildung an unserer Musikhochschule beendet haben und Ihr erstes Engagement gleich ein Erfolg geworden ist, wie lange werden wir Sie in Würzburg noch hören dürfen?«
»Lassen Sie mich bitte zuerst allen danken, die mich während der letzten Wochen unterstützt und natürlich auch in den letzten Jahren an der Musikhochschule ausgebildet haben. Ohne ihre Hilfe und Förderung stünde ich heute bestimmt nicht hier.
Was mein weiteres Engagement am Mainfrankentheater angeht, kann ich noch nichts sagen. Zusammen mit meinem Agenten werde ich die Angebote in den nächsten Tagen prüfen und dann entscheiden. Vielen Dank.«
Der Reporter ließ nicht locker. Die Antwort auf das weitere Verbleiben des Jungstars am Mainfrankentheater war die Nachricht, nach der er suchte.
»Frau Oberbürgermeisterin, was unternimmt die Stadt als oberste Dienstherrin, um Frau Gudjerez für die kommende Spielzeit zu gewinnen?«
»Sie kennen unsere Situation, sie ist nicht gerade rosig für eine derartige Entscheidung. Jetzt, nachdem rund eine Million Euro vom Bezirk ausfallen, möchte ich den Ministerpräsidenten an sein Versprechen
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