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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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war sie doch mal australische Landesmeisterin im Pistolenschießen.«
    »Wie bitte?!«
    »Ja, sie hat sogar vor zwanzig Jahren mal an den Olympischen Spielen teilgenommen. Wussten Sie das nicht?«

10
    Sie waren hundert Schritte vom Theater entfernt im Hotel Amberger untergebracht. Raimondi bewohnte eine großzügige Suite im obersten Geschoss, Kilian, sein Leibwächter und Leporello, das kleine Zimmer daneben. Immerhin hatte er über eine Verbindungstür Zugang zu Raimondis Suite und der reichlich bestückten Bar, die offenbar für Gäste seiner Art eingerichtet worden war.
    Raimondi hatte die halbe Nacht durchtelefoniert, Kilian damit den Schlaf geraubt. Worum es genau dabei ging, konnte er nicht heraushören. Fest stand, dass es sich um eine aufwendige geschäftliche Transaktion handeln musste, der Hotelpage hatte eigens für ihn seine Suite mit zusätzlichen Telefonen, Drucker, Fax und Computer ausgestattet.
    Das Frühstück nahm Raimondi auf dem Zimmer ein. Kaffee, Croissant und ein Bündel Tageszeitungen. Die regionalen Blätter brachten den Tod des Journalisten im Treppenhaus auf der ersten Seite. Sie mutmaßten, dass die Produktion des
Don Giovanni
in Zusammenhang mit dem Freitod Sandners, des ersten Don-Giovanni-Regisseurs, stand. Und es wurde spekuliert: Zwei Tote innerhalb zweier Tage am selben Ort, im engen Umfeld einer ganz bestimmten Opernproduktion, waren des Zufalls eindeutig zu viel.
    Nicht anders sahen es die überregionalen Tageszeitungen. Die Frankfurter Allgemeine machte den Tod ihres Mitarbeiters zum Leitthema der heutigen Ausgabe.
    Ein Reporter der Zeitung war noch in der Nacht angereist und hatte sich einen Stock unter Kilian eingemietet. Er sollte vom Fortgang der Ermittlungen und der Produktion berichten.
    Die Fachkenntnis des verstorbenen Kulturredakteurs sei gleichzeitig geschätzt und gefürchtet gewesen, sein Verlust schmerzhaft, die Lücke, die er gerissen hatte, nur schwer, wenn überhaupt, zu füllen, schrieb das Blatt. Die Würzburger Ermittlungsbehörden wurden aufgefordert, schnell und ohne Vorbehalt die Sache aufzuklären. Kritik wurde laut, und das traf insbesondere den leitenden Ermittlungsbeamten vor Ort, Kommissar Heinlein, dass er es an dem nötigen Ernst fehlen lasse. Wie sonst konnte es geschehen, dass nach dem Tod Sandners ein zweiter Anschlag mit Todesfolge am selben Ort stattgefunden hatte? Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Ermittlungsbehörden die Kontrolle über die Situation verloren hätten.
    Wie Heinlein berichtete, liefen seit diesem Morgen Anfragen für eine Stellungnahme über den Verlauf der Ermittlungen aus ganz Deutschland auf dem Kommissariat ein. Ein vorbereitetes Statement der Staatsanwaltschaft und der Oberbürgermeisterin drückte ihr Bedauern aus und versprach eine rasche Aufklärung. Das bedeutete im Klartext, dass Heinlein Feuer von allen Seiten bekam.
    Sein erstes Motivierungsgespräch hatte er an diesem Morgen geführt, noch bevor er im Kommissariat angekommen war. Zum Frühstück hatte der Polizeipräsident mit ihm gesprochen.
    »Mir ist fast der Löffel aus dem Mund gefallen«, sagte Heinlein.
    »Was hat er genau gesagt?«, fragte Kilian.
    »Dass ich den Job jetzt habe und gefälligst schauen soll, dass ich der Polizei keine Schand mache. Mein Gott, wenn ich das früher gewusst hätte.«
    »Was meinst du?«
    »Dass mir das alles erspart geblieben wäre, wenn du nicht deine Extratouren nach Italien machen würdest.«
    »Jetzt mach mal halblang«, widersprach Kilian. Er gewann langsam den Eindruck, dass Heinlein ihn für die Umstände verantwortlich machte. »Wenn man Leitender Kommissar eines Dezernates ist, muss man den Druck aushalten. Das gehört zum Job.«
    »Aha, jetzt ist es also mein Job? Bin ich vielleicht dafür verantwortlich, dass du immer noch nicht rausbekommen hast, wer den Anschlag auf Raimondi verübt hat?«
    »Im Grunde genommen ja. Du leitest die Ermittlungen. Ich bin nur dein Hiwi.«
    Das traf Heinlein. Er dachte, dass sie, trotz der neuen Aufgabenverteilung und unterschiedlichen Verantwortung, gemeinsam an dem Fall arbeiten würden. Er holte Luft und machte jetzt auf Vorgesetzter. »Nun, wenn das so ist, dann sollten wir den Dienstweg einhalten. Wo ist dein Bericht?«
    »Worüber?«
    »Zu den Ergebnissen deiner gestrigen Ermittlungen.« Nun gärte es in Kilian. Was sollte er tun? Berichte schreiben? Zum Teufel, nicht auch das noch, nicht in seinem Urlaub. Wenn ihm der Kleinstadt-Bulle krumm kam, dann würde er seine

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