Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall
sind, verdammt. Die sollen ihr Privatleben außerhalb des Büros auf die Reihe bringen.«
»Ich glaub, da geht es um was Ernstes zwischen den beiden. Pia klang so eigenartig.«
»Weißt du, was da gespielt wird?«
»Nein, sie hat gleich alles abgeblockt. Sie wollte nur mit Kilian sprechen.«
»Kilian, Kilian, Kilian. Immer dreht sich alles nur um ihn. Gibt es denn sonst nichts anderes?«
Sabine schwieg für einen Moment, sie erkannte, dass eine bislang nie da gewesene Eifersucht in ihm loderte.
»Hey, was ist los mit dir und Kilian? Ihr habt euch doch sonst so gut verstanden.«
Heinlein wurde laut. »Ich hab einfach keine Lust mehr, im zweiten Glied zu stehen. Verstehst du? Kilian hier, Kilian dort. Meine Güte, als sei er der neue Jesus. Wenn ich mir anschaue, wie viel Scheiß der im letzten Jahr gemacht hat, dann …«
»… dann?«
»… könnt ich die Wände hoch!«
Das Telefon klingelte. »Heinlein!«, bellte er forsch in den Hörer.
»Hey, lass mal Dampf ab«, sagte die Stimme besänftigend, »hier ist Gruber aus dem K4.«
Heinlein besann sich. »Sorry, Gruber, was gibt’s?«
»Ich hab gehört, dass du ’ne Anfrage beim BKA laufen hast, wegen dieser .38er, die bei uns in einer Drogensache schon mal aufgetaucht ist.«
»Stimmt, der Drogendeal in Hammelburg vor zwei Jahren und dann nochmal vor einem Jahr in der Nähe von Kitzingen.«
»Dann bist du nicht auf dem neuesten Stand. Die Waffe, vielmehr ein Projektil von dieser Waffe, ist im Januar hier in Würzburg aufgetaucht.«
Heinlein horchte auf. »Erzähl.«
»Vielleicht hast du von dieser Schießerei gehört, die wir auf dem Parkdeck vom Möbelhaus Neubert in Heidingsfeld hatten. Da ging’s um ein paar Kilo Hasch und um Koks. Es waren insgesamt vier Täter, die auf uns das Feuer eröffneten, als wir Zugriffen. Drei konnten wir mit dem Zeug schnappen, einer türmte. Bisher ist es uns nicht gelungen, den vierten Mann ausfindig zu machen.«
»Wo kommt diese .38er ins Spiel?«
»Es war eine wilde Schießerei, die Kugeln flogen uns nur so um die Ohren. Auf jeden Fall konnten wir ein Projektil aus den zerschossenen Reifen sicherstellen, die auf deine .38er passt.«
»Und wieso weiß das BKA nichts davon?«
»Wissen tun sie es schon, aber die Datei scheint noch nicht aktualisiert zu sein. Die streiken doch alle, wegen des Umzugs nach Berlin.«
»Ja, stimmt, ich erinnere mich«, sagte Heinlein, mit seinen Gedanken einen Schritt voraus. »Sag mal, was haben die Täteraussagen erbracht?«
»Nicht viel, die schweigen, als hätten sie Angst vor der Mafia. Die drei, die wir erwischt haben, sind aus dem Zigeunermilieu. Alles eine eingeschworene Bande. Aus denen ist nichts herauszukriegen. Ihre Wohnungen und Geschäfte sind tipptopp, und sie handeln mit allem, was Kohle bringt.«
»Ich nehme an, die .38er war nicht auffindbar, als ihr die drei überwältigt habt.«
»Genau. Also muss noch ein vierter Mann da gewesen sein und mit ihm die besagte .38er.«
»Und seitdem ist Ruhe, oder gab es noch einen Zwischenfall in der letzten Zeit mit dieser Waffe?«
»Nichts, was mir bekannt ist.«
Heinlein hatte es tunlichst vermieden, die Presseleute mit internen Ermittlungsergebnissen zu füttern. Dazu gehörte auch der Typ der Waffe, mit der Sandner getötet wurde. Dafür war später noch Zeit.
»Vielen Dank, Gruber. Du hast mir sehr geholfen. Ach ja, noch was: Wie kann ich Kontakt zu einem der drei Drogenschmuggler aufnehmen?«
»Die sitzen in U-Haft. Am besten wendest du dich an den zuständigen Richter.«
»Okay, mach ich. Also nochmal besten Dank.«
Bevor Heinlein auflegte, hörte er Gruber noch sagen:
»… und außerdem: Mach dir keinen Kopf wegen der Pressekonferenz. Wenn du meine erste miterlebt hättest … O Mann.«
Heinlein bedankte sich und legte auf.
Die Pressekonferenz, ging es ihm wieder durch den Kopf. Er hatte einen Fehler gemacht, das wusste er jetzt. Aber es war noch nicht zu spät, ihn rückgängig zu machen. Er brauchte schnell einen Tatverdächtigen, damit sich die Meute darauf stürzen konnte. Dann würde auch der Polizeipräsident Ruhe geben.
Er musste nicht lange nachdenken, und dann wusste er, wen er auf dem Revier offiziell verhören könnte.
14
Der Tumult war nicht zu überhören.
Kilian betrat das Mainfrankentheater über den Haupteingang, huschte an der Kassiererin vorbei und übersprang die kniehohe Absperrung zum Großen Saal mit einem Satz.
Zuerst konnte er nicht zuordnen, wer da wo mit wem stritt, doch je
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