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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Hand, fragte er dennoch: »Welches Verhältnis hatten Sie zu Fred Sandner?«
    Vanderbuilt antwortete spontan. »Ein gutes, wie wir alle. Er war bei allen beliebt, wenngleich er es manchmal übertrieb.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Er wollte mit jedem gut Freund sein. Er tat sich mit harten, aber notwendigen Entscheidungen schwer. Damit zog er den Unmut des Managements auf sich.«
    »Glauben Sie, dass er sich selbst umgebracht hat?«
    Er schnaufte sich hörbar eine Vermutung von der Brust.
    »Wer weiß schon, wie jemand reagiert, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht. Es könnte sein, dass er keinen Ausweg mehr sah, nachdem ihn der Intendant vor die Tür gesetzt hat. In seinem Alter findet man nur noch schwer einen Job. Die Jungen streben mit aller Macht nach. Sie wollen ihre Chance. Da ist es für einen alten Regisseur schwer, sich zu behaupten.«
    Kilian spürte an seiner Seite eine Hand. Erschreckt fuhr er herum. Es war die Vermieterin, in der Hand einen Packen in Alufolie eingepackte Schnitten. »Hier, Stefan, dein Abendbrot. Ich habe dir wie immer eine Extraschreibe Käse und Wurst darauf gelegt.«
    Vanderbuilt ging auf sie zu, nahm die Brotzeit dankend entgegen. Mit einem mürrischen Seitenblick auf Kilian verließ sie den Raum.
    »Dumme Frage, hat eigentlich gar nichts mit dem Fall zu tun, welche Schnitten macht denn Ihre Vermieterin für Sie?«
    »Sie ist ganz reizend«, antwortete Vanderbuilt und legte den Packen neben seine Tasche. »Sie macht mir täglich Vollkornscheiben mit Bio-Butter und BioKäse. Sie meint, das Zeug aus den Supermärkten bringt einen um.«
    Kilian schaute sich im Zimmer um, vielleicht hatte er Glück und fand die verräterischen Flakons. Fehlanzeige.
    »Es ist mir vorhin schon aufgefallen, als ich hier hochgekommen bin …«
    »Was?«, fragte Vanderbuilt.
    »Na, dieser Geruch. Es riecht so nach …«
    »Ach, das meinen Sie. Meine Vermieterin hat einige Duftlampen im Haus. Sie verwendet allerlei Duftöle. Zitrone am Morgen, Bergamotte am Nachmittag und gegen Abend Lavendel. Das soll die Motten draußen halten. Sagt sie. Selbst meine Klamotten stinken schon danach.«
    »Na dann, bis später«, verabschiedete sich Kilian. Jetzt war es Zeit, ins Theater zurückzukehren.
    Die anfänglich belanglose Duftspur hatte nun Vanderbuilt doch zu einem möglichen Tatverdächtigen gemacht.
    *
    Um Selbstbeherrschung bemüht, verließ Heinlein das Pressezimmer. Die Konferenz mit den Presseleuten war nicht gut gelaufen. Sein Statement zum aktuellen Stand der Ermittlungen war kurz gehalten, keine zehn Minuten hatte er dafür gebraucht, so dünn war die Beweislage. Nach weiteren dreißig Minuten hatte er die bohrenden Fragen der Journalisten satt und löste die Veranstaltung auf. Er wusste, dass er in seiner neuen Position als Leiter eines Dezernats die erste Bewährungsprobe nicht bestanden hatte. Der souveräne Umgang mit den Medien und eine gute Darstellung der Ermittlungsarbeit der gesamten Polizeidirektion Unterfranken waren ihm nicht gelungen; genau das jedoch wurde von oberer Stelle von ihm erwartet. Die Bilder, die später in den Abendnachrichten ausgestrahlt würden, waren die eines sichtlich überforderten Beamten, dem die Fäden aus der Hand geglitten waren. Er hatte versagt.
    Heinlein schloss die Tür zu seinem Büro und ließ sich in den Stuhl fallen. Das Gesicht vergrub er hinter seinen Händen, ein tiefer Seufzer sollte die Anspannung lösen. Vergeblich.
    Sabine, seine Sekretärin, eine blonde Mittdreißigerin, trendy gestylt, kam aus dem Nebenzimmer herein. Ohne zu fragen setzte sie sich ihm gegenüber, auf den Stuhl, den Kilian sonst für sich beanspruchte.
    »Es ist wohl nicht gut gelaufen?«
    Heinlein antwortete, die Hände vorm Gesicht. »Es war eine Katastrophe.«
    »Na komm, es war dein erstes Mal. Bei der nächsten Pressekonferenz bist du erfahrener.«
    »Ich bezweifle, dass es ein nächstes Mal geben wird.«
    »So schlimm?«
    »Unterirdisch. Wenn das der Polizeipräsident und die Oberbürgermeisterin sehen, bin ich geliefert.«
    »Die können doch gar nicht auf dich verzichten. Ohne dich wäre der Laden hier längst im Chaos versunken.«
    Heinlein nahm die Hände vom Gesicht, lächelte angestrengt. »Danke, das ist nett. Aber wie es aussieht, bin ich dem Posten einfach nicht gewachsen. Der Kilian hätte das viel besser gemacht als ich.«
    »Wo steckt der überhaupt? Pia hat schon dreimal angerufen.«
    Heinlein fand neue Kraft. »Sag ihr, dass wir hier nicht die Auskunftsstelle

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