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Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall

Titel: Der Gesang der Hölle: Kommissar Kilians vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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vermutlich hatte -Werbung für die Produktion zu machen.«
    Severin nickte.
    Kilian ging noch einen Schritt weiter. »Ich habe mir den Tatort genauer angesehen. Der Anschlag war Millimeterarbeit. Nur ein wenig weiter nach links, und es hätte Raimondi getroffen. Doch dann hätte Werbung für den
Don Giovanni
keinen Sinn mehr gemacht, weil der Regisseur tot gewesen wäre.«
    »Folglich …«, rätselte Severin.
    »… war der Täter entweder unglaublich abgebrüht oder sich aus anderen Gründen des Erfolgs seiner Tat so sicher wie sonst niemand.«
    »Gehen wir von dem zweiten Fall aus. Wieso konnte der Täter so sicher sein?«
    Beide dachten über die Frage nach.
    Schließlich kamen sie zu demselben Ergebnis.
    »Weil Raimondi eingeweiht war«, sagte Severin als Erster.
    Richtig, bestätigte Kilian stumm. Er erinnerte sich der einen Sekunde, als Raimondi bei der Verabschiedung des Journalisten in die Höhe geschaut hatte. War das das Zeichen? Taxierte er die Fallrichtung des tödlichen Geschosses?
    »Wenn Raimondi Teil diesen perfiden Plans ist, wer ist dann sein Helfer?«, fragte Kilian.
    »Gute Frage«, antwortete Severin, »genau deshalb wollte ich mit Ihnen sprechen.«
    »Dann muss ich Sie enttäuschen. Ich weiß es selbst nicht.«
    »Aber Sie sind doch täglich bei den Proben dabei. Mit wem hat Raimondi ein engeres Verhältnis?«
    Kilian fiel bei dem Wort Verhältnis spontan Aminta Gudjerez ein. Doch da ging es um Sex, zumindest vordergründig. Er wusste nicht, wieso Raimondi sich mit ihr eingelassen hatte und was er noch mit ihr vorhatte. Aber Aminta als Todesengel? Kilian wollte nicht so recht daran glauben. Dafür war sie nicht der Typ, sie hätte niemals den Tod eines Unschuldigen in Kauf genommen. Bei Raimondi war er sich da nicht so sicher.
    »Wieso gehen Sie davon aus, dass der Täter aus dem Theater kommt? Vielleicht ist es ein Mann von außerhalb?«, fragte Kilian.
    »Unwahrscheinlich. Dann müsste er über sehr gute Kenntnisse der Örtlichkeiten und besonders der Fluchtwege innerhalb des Theaters verfügen. Außerdem würde ein fremdes Gesicht auffallen. Meinen Sie nicht?«
    Kilian nickte. Ein zweiter Gedanke drängte sich ihm auf. »Woher wussten Sie eigentlich so schnell und gut über den zweiten Anschlag Bescheid?«
    Severin grinste nicht ohne Stolz. »Ich war der Einzige, der die Story hatte.«
    »Aber woher kannten Sie die Einzelheiten? Es las sich, als wären Sie dabei gewesen.«
    »Ich nicht, aber mein Informant.«
    Kilian merkte auf. »Ein Informant? Wer?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Machen Sie den Mund auf.«
    »Ehrlich, ich weiß nicht, wer mein Informant ist. Als ich in mein Hotel zurückkam, lag eine ausführliche Beschreibung der Tatumstände in meinem Fach.«
    »Wer hatte sie hinterlegt?«
    »Keine Ahnung. Der Mann an der Rezeption fand den Umschlag mit meinem Namen auf seinem Tisch vor. Er habe niemand gesehen, sagt er.«
    »Haben Sie den Brief bei sich?«
    Severin zögerte. Er würde wertvolles Beweismaterial aus der Hand geben.
    Kilian legte nach. »Unterschlagung von Beweismaterial, Behinderung der Ermittlungsbehörden …«
    »Schon gut.« Er kramte in seinem Time-System, im hintersten Fach, zog einen Brief hervor und reichte ihn Kilian.
    Der Brief beinhaltete auf einer Seite handschriftlich niedergelegt Stichpunkte, keine ganzen Sätze. Die musste man selbst ausformulieren. Für einen Journalisten sollte das kein Problem darstellen. Die einzelnen Punkte waren so genau und umfassend, dass sie Severin für einen Artikel ausreichten.
    Kilian betrachtete die Handschrift. Alle Buchstaben waren versal geschrieben, ohne eine individuelle Ausprägung zu hinterlassen. Ebenso gut hätten die Wörter aus einer Schreibmaschine oder einem Drucker stammen können. Kilian konnte aus dem Schriftbild keinen einzigen Hinweis auf den Autor dieser Zeilen herauslesen. Das war eine Aufgabe für die Kriminaltechniker und Graphologen. Kilian steckte unter Protest Severins den Brief ein.
    »Sie bekommen ihn wieder«, beruhigte er ihn.
    Kilian blickte auf. Aus dem Bühneneingang des Theaters kam die Garibaldi, in ihrem Schlepptau Batricio. Er schien sehr aufgeregt zu sein.
    Kilian beendete das Gespräch. »Sie entschuldigen mich.«
    *
    Mit dem Rücken zur Wand warteten Sue Ryser und Marianne Endres und drei ähnliche aussehende Polizistinnen auf die Enttarnung durch den Zeugen Edik. Er stand mit Heinlein in einem angrenzenden Raum und blickte durch eine Fensterscheibe, die auf der anderen Seite verspiegelt

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