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Der Gesang der Maori

Der Gesang der Maori

Titel: Der Gesang der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Temple
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Kürbisse, Süßkartoffeln und Zwiebeln
tauchte sie wieder auf. »Davon sollten wir alle satt werden … Sina hat gut
eingekauft.«
    Der Himmel über Christchurch färbte sich dunkelblau, während Brandon
die Kohle anfeuerte und das Fleisch grillte. Das Gemüse garte allmählich in
einer Aluschale, und sie fanden sogar noch zwei nicht ganz kalte Flaschen Bier
im Keller. Ava lag längst schon wieder in ihrem Zimmer und schlief tief und
fest – Brandon hatte einfach die Matratze aus ihrem Bett auf den Boden gezogen.
Das Bett landete auf einem Haufen im Garten, den er mit einem lapidaren »Das
taugt nur noch für den Müll« abtat.
    Â»Sollen wir nicht auf Sina mit dem Essen warten?«, fragte Katharina
vorsichtig nach.
    Â»Das hat keinen Sinn«, sagte Brandon kopfschüttelnd. »Heute muss im
Krankenhaus die Hölle los sein, und sie ist nicht der Typ, der nach Hause geht,
bevor nicht alle Arbeit getan ist. Wenn ich ehrlich bin, dann rechne ich mit
ihr nicht vor Mitternacht …«
    Katharina musste ihm recht geben. Ihre Freundin war immer das
Musterbild der pflichtbewussten Ärztin gewesen – daran hatte sich ganz bestimmt
nichts geändert. Sie hatte diesen Gedanken allerdings noch nicht zu Ende
gedacht, als sie hörte, wie sich mit einem leisen Klicken die Gartentür
öffnete. Sina trat ins schwache Licht. Katharina erschrak bei ihrem Anblick.
Sina war bleich, die Augen lagen in tiefen Höhlen, und ihr Haar hing ihr mit
einem Mal wirr ins Gesicht.
    Brandon, der bei ihrem Anblick ebenfalls zusammengezuckt war, sprang
auf und nahm seine Frau in die Arme. »Liebling, was ist passiert? War es so
schlimm im Krankenhaus?«
    Â»Krankenhaus? Nein. Viel zu tun, aber da war nicht einer dabei,
dessen Leben bedroht gewesen wäre. Nein, es ist …« Mitten im Satz versagte ihre
Stimme, und sie brach in Tränen aus.
    Brandon streichelte ihr den Rücken, als ob er ein kleines Kind
beruhigen wollte. »Was ist denn, Liebling? Keine Sorge, wir bauen alles wieder
auf. Von so einem kleinen Erdbeben lassen wir uns doch nicht unterkriegen!«
    Â»Es ist nicht das Erdbeben!« Sina schüttelte weinend den Kopf. »Es
ist Ava! Wir haben das Blut untersucht, und …« Das Schluchzen wurde wieder
heftiger. Es dauerte ein Weilchen, bis sie weiterreden konnte. »Sie ist krank,
Brandon. Ich meine: Richtig krank. Wenn wir nicht sehr viel Glück haben, dann
kann unser Liebling einfach sterben!«
    Brandon sah sie fassungslos an. »Wegen eines gebrochenen
Handgelenks?«
    Â»Nein.« Sina schüttelte den Kopf. Sie bemühte sich, ihre Fassung
wieder zu erringen. »Das Handgelenk ist kein Problem. Das wird verheilen – aber
erinnerst du dich, dass mein Kollege meinte, Ava würde so blass aussehen?
Deswegen haben wir eine Blutuntersuchung gemacht. Das Ergebnis ist gerade eben
aus dem Labor gekommen: Sie hat Blutkrebs. Eine seltene, aggressive Form. Das
glaubt zumindest unser Onkologe. Er muss noch ein paar Untersuchungen machen,
aber er ist sich ziemlich sicher … Wenn er recht hat, dann kann nur noch eine
Knochenmarktransplantation unser Baby retten! Ich habe mich sofort testen
lassen, du musst auch dein Blut untersuchen lassen – vielleicht haben wir ja
Glück, und wir kommen als Spender infrage! Aber wenn nicht, dann müssen wir
eine Suche starten. Die darf auf keinen Fall zu lange dauern, sonst …« Ihre
Stimme brach erneut.
    Â»Aber sie sieht doch so gesund aus!« Katharina war fassungslos.
    Â»Das stimmt«, nickte Sina. »Ohne das Erdbeben und die verletzte Hand
hätten wir von dem Krebs wahrscheinlich erst in ein paar Wochen erfahren. Das
gibt uns ein bisschen mehr Zeit, nach einem Spender zu suchen – für uns war
dieses Erdbeben also womöglich ein Glücksfall. Klingt idiotisch und egoistisch,
ich weiß. Ich habe immerhin den ganzen Tag Menschen behandelt, deren Häuser
zerstört worden sind. Aber Häuser kann man schließlich wieder aufbauen – unsere
Ava ist einmalig …«
    Brandon füllte einen Teller mit Lammfleisch und Gemüse und reichte
ihn Sina. »Du solltest trotzdem essen. Morgen früh komme ich gleich mit ins Krankenhaus
und lasse mir Blut abnehmen. Wie lange dauert es denn, bis wir ein Ergebnis
haben? Und was machen wir bis dahin mit Ava?«
    Â»Das Ergebnis haben wir in zwei Tagen«, erklärte Sina. »Mit Ava
machen wir erst

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