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Der Gesang des Satyrn

Der Gesang des Satyrn

Titel: Der Gesang des Satyrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Fiolka
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Fuß auf den anderen. Wollte er sie bloßstellen? War es das gewesen, was er vorgehabt hatte, als er ihrer Bitte entsprochen hatte? Phrynion brachte sie in Verlegenheit und ergötzte sich daran wie eine Spinne, die mit ihrem Opfer spielt. Anscheinend erwartete er eine Antwort auf seine Frage, denn er ließ sie nicht aus den Augen. Neaira musste dieses für sie peinliche Gespräch in eine andere Richtung lenken und Metaneira helfen. Danach sollte er sie ihretwegen auf die Kline werfen und das tun, was alle mit ihr taten. Das kannte sie ... aber was hier gerade geschah, verwirrte Neaira. „Herr, wirst du mir helfen?“
    Phrynion winkte sie zu sich heran und hieß sie, sich neben ihn auf das Lager zu setzen. Mit zitternden Knien kam Neaira seiner Aufforderung nach, wobei sie darauf achtete, dass sie sich nicht berührten.
    „Sage mir, um welche Art Schwierigkeiten es sich handelt.“
    Neaira erzählte Phrynion die Wahrheit. „Der Herr Lysias würde niemals wollen, dass sie Metaneira das Kind aus dem Bauch treiben.“
    „Nun“, antwortete Phrynion in der ruhigen Art, die es schwer machte seine wahren Gedanken zu erraten, „Ich reise morgen nach Athen und werde ihm die Nachricht überbringen. Ich hoffe, dass es nicht zu spät ist.“
    Neaira schenkte ihm ihr strahlendstes Lächeln und beeilte sich ihm zu danken. Sie hatte sich nicht in ihm getäuscht. Nikarete hatte sie gelehrt zu lächeln, zu schmollen, zu weinen und zu bitten. Keine ihrer Gesten Männern gegenüber war dem Zufall überlassen worden.
    Aber sie hoffte, dass Phrynion ihr echtes Lächeln hinter der Maske erkennen konnte, die Nikarete ihr anerzogen hatte.
    Da beugte sich Phrynion plötzlich zu ihr, und sein Gesicht war nah vor ihrem. Sofort wich das Gefühl der Erleichterung einem Kribbeln in ihrem Bauch. Eine Welle der Hitze lief durch Neairas Körper. Warum hatte die Harpyie sie nicht auf solche Gefühle vorbereitet?
    „Du bist schön, weißt du das eigentlich?“
    Neaira rauschte das Blut durch den Kopf, während sie sich daran erinnerte, dass Hylas einst das Gleiche zu ihr gesagt hatte. Doch Phrynion fehlte die Unsicherheit und Hilflosigkeit von Hylas. Er schien genau zu wissen was er tat und was er wollte – ganz im Gegensatz zu ihr.
    Hoffentlich bemerkte er ihre zitternden Hände nicht. Ohne Hast drückte Phrynion sie auf das Lager und begann den Gürtel ihres Chitons zu lösen. Neaira meinte sie würde verglühen, als seine Finger die nackte Haut ihres Bauches berührten. Erschrocken hielt sie die Luft an. So viele Hände hatten sie berührt, aber das hier war etwas ganz anderes!
    „Du bist keine vierzehn Sommer alt, aber Aphrodite hat dir den Zauber geschenkt, mit dem du Männer um den Verstand bringst.“
    Was redete er da? Er war gerade dabei sie um den Verstand zu bringen, nicht umgekehrt.
    „Du hast mir nie gezeigt, dass du mich willst“, war die einzige Antwort, die Neaira einfiel. Sie fand, dass ihre Stimme dünn klang.
    „Ich zeige es dir jetzt“, antwortete er knapp. Phrynion zog sein Hüfttuch mit einer Handbewegung fort, beugte sich über sie ... seine Haut war ganz nah an ihrer. Dann wusste Neaira nichts mehr, außer dass ihre Gedanken von all jenen Gefühlen fortgespült wurden, die sie niemals gefühlt hatte und von denen sie nicht wusste, dass es sie geben konnte. Sie schämte sich nicht mehr dafür, dass sie seinen Namen rief und dass Phrynion sie dazu brachte, sich ausgelassener zu geben als Metaneira in ihrem Kindheitstraum. Sein Körper war nicht schwer und schlaff wie der von Xenokleides, und er brach auch nicht auf ihr zusammen wie ein Mühlstein. Phrynion war wie eine Welle, die sie mit sich fortriss und auf der Gischt tanzen ließ, nur um sie danach zu verschlingen. Jeden Teil ihres Körpers beherrschte er wie sie die Kithara, und es gab nicht einen Missklang in seinem leidenschaftlichen Spiel. Phrynion war wilder und gieriger als ein Satyr, jedoch auch geschickter.
    Er forderte von ihr Lust, wo andere Männer sich mit Ergebenheit begnügten.
    „Lass mich Luft holen“, bat Neaira ihn, aber er lachte nur, zog ihre Schenkel auseinander und verschlang sie erneut, trank sie leer und bestürmte sie mit unnachgiebiger Leidenschaft. Neaira wusste nicht was geschehen war als Phrynion zufrieden neben ihr lag und sie auf den Hals küsste. „Davon verstehen sie nichts, Dummköpfe wie Xenokleides“, flüsterte er ihr mit träger Stimme ins Ohr.
    „Ich habe dich schon wiedererkannt als Nikarete deine Jungfräulichkeit

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