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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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zu. Sie nahm ihren Rucksack ab, ließ ihn zu Boden gleiten und drehte sich langsam wieder zu den Fällen um.
    Sie öffnete die Augen.
    Und da lagen sie, direkt vor ihr, so nah, dass der Eindruck dieser Millionen Liter von Wasser, die aus dem Potaro über die Felsen in die ferne Tiefe der Schlucht stürzten, sie überwältigte. Sie dachte, sie sei auf den Anblick, den sie auf Postkarten gesehen hatte, vorbereitet. Aber die Gewaltigkeit, die Wucht und die Erhabenheit dieses Schauspiels, das die Natur ohne Einflüsse von außen geschaffen hatte, waren atemberaubend. Es gab keine Unschlüssigkeit, kein schwankendes Zögern der gewaltigen Wassermassen, die zielstrebig über die Felskante in die unendliche Tiefe donnerten.
    Gott hatte dies geschaffen, aber was war der Grund für dieses geologische Naturereignis? Es war zu schwierig, darauf eine Antwort zu finden, während ihr Blick von der Großartigkeit und Erhabenheit des Anblicks gefesselt war.
    Connors Hand berührte ihre Schulter, und Madi griff danach, drückte sie und spürte eine Woge von Dankbarkeit in sich aufsteigen, dass er hier war, um dieses einmalige Erlebnis mit ihr zu teilen.
    »Gibt einem das Gefühl, ziemlich unbedeutend zu sein, nicht wahr?«, murmelte er in ihr Ohr.
    »Nein. Mir gibt es das Gefühl, wichtig zu sein, weil wir hier sind, es zusammen erleben und gemeinsam begreifen können, wie wunderbar die Natur ist«, sagte Madi fest.
    »Tja, hier hat sich die Natur selbst übertroffen. Es ist wirklich unglaublich«, verkündete Connor. »Kein Architekt, kein Landschaftsgestalter oder Technokrat hätte so etwas erdenken oder erschaffen können. Es ist die Unverfälschtheit, diese absolute Vollkommenheit, die so überwältigend ist.«
    »Es ist kein Monument … und doch ist es ein Symbol. Ich wünschte, ich würde besser verstehen, warum ich so empfinde«, sagte Madi.
    Die anderen standen mit lächelnden Gesichtern da, konnten sich nicht satt sehen an diesem unwahrscheinlichen Anblick.
    »Zeit für Fotos«, sagte Sharee und holte ihre Kamera heraus.
    Madi drehte sich plötzlich zu Connor um. »Der Frosch. Der Goldfrosch – ich muss ihn sehen.«
    Sie griff nach Connors Hand. »Erinnerst du dich, dass ich dir gestern Abend von Pieter erzählt habe? Dem Ethnobotaniker? Er sagt, wenn der Goldfrosch verschwindet, ist das ein Zeichen dafür, dass der Planet stirbt.«
    »Na, das kommt mir ein bisschen übertrieben vor. Klingt nach einem radikalen Ökofreak … die sagen dauernd voraus, das Ende der Welt sei nicht mehr fern.«
    »Aber, Connor, wir müssen diese kleinen Vorzeichen beachten. Man kann nicht einfach blind vorwärts stürmen, alles niedertrampeln und davon ausgehen, dass nichts passiert. Wir haben unsere Umwelt schon genug zerstört. Wenn man an einen Ort wie diesen kommt, begreift man erst, wie schön die Welt sein kann. Dass der Gesang kleiner Goldfrösche wichtig ist.« Sie hatte leise, aber mit großem Nachdruck gesprochen. Connor verbiss sich die spöttische Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag. Er wollte ihrer Begeisterung keinen Dämpfer versetzen, und sie hatte recht, Orte wie diese waren selten und etwas Besonderes.
    Er deutete auf das andere Ende der flachen Felsplatte, von der aus sie die Fälle betrachteten. Die Schlucht fiel dort schroff ab, und am Rande des Felsens standen Büsche kleiner, wachsartiger, grüner Bromelien. Madi eilte drauf zu, während die anderen sich gegenseitig mit den Fällen im Hintergrund fotografierten. Connor hielt ihr die Daumen, dass die kleinen Frösche, die ihr so viel zu bedeuten schienen, tatsächlich da wären.
    Vorsichtig teilte Madi die dicken, fleischigen Blätter und schaute an den stacheligen Stielen hinunter in das Innere der Pflanze, wo sich eine kleine Wasserpfütze gesammelt hatte. Die Blätter waren nass und sahen schleimig aus, fühlten sich aber glatt und kühl an, wie Schlangenhaut, dachte Madi. Sie nahm eine leichte Bewegung wahr und sah genauer hin. Und da, am unteren Ende des Blattes, blitzte es golden auf. Sie sah genauer hin und erkannte dann ganz deutlich das fast blendende Glitzern des kleinen Frosches. Mit den Saugnäpfen an seinen Füßen hielt er sich am Blatt fest. Der Kopf war ein wenig geneigt, als würde er ihrem Atem lauschen. Ein Augenlid zwinkerte. »Hallo, kleiner Frosch«, sagte Madi leise. »Ich komme von weit her, um dich zu sehen.« Der Frosch bewegte sich nicht, und Madi bog weitere Blätter der Bromelie auseinander, bis sie seinen Partner – oder seine

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