Der Gesang des Wasserfalls
Partnerin – fand, in Gold getaucht, wie frisch vergoldet, nicht länger als ihr Daumen.
Sie spürte Connors Atem an ihrem Hals und beugte den Kopf zur Seite, während sie die Blätter auseinander hielt, damit auch er das schimmernde kleine Wesen sehen konnte.
»Was würde wohl passieren, wenn du deinen Froschprinzen küsst?«, fragte er.
»Typisch, dass du in diesem Moment an so was denkst«, hielt sie ihm vor.
»Sie sind aber wirklich erstaunlich«, gab er zu.
Die anderen kamen herüber, sahen sich den Frosch an und machten bewundernde Bemerkungen, waren aber mehr daran interessiert, zum höchsten Punkt der Fälle weiterzugehen.
»Connor, ist dir klar, wie bedeutsam diese Frösche sind?«, fragte Madi. »Diese speziellen Goldfrösche gibt es nirgendwo sonst auf der Erde, nur hier in diesen Pflanzen, an diesem Ort. Als wären sie eine Art Schutzengel.«
»Und du sagst, dass wir von dem Tag an, an dem sie von hier verschwinden, in der Scheiße stecken werden?«
»So in etwa. Pieter sagt, die Indios haben eine poetischere Ausdrucksweise dafür.«
»In Australien gibt es Dutzende von Theorien, warum sich die Froschpopulation verringert hat, vom Wegfall ihres Lebensraums bis zum Ozonloch, dem sauren Regen und den Pestiziden, die in die Flüsse gespült werden«, sagte Connor.
»Woher weißt du das? Ich dachte, solche Dinge würden dich nicht interessieren.« Madi klang erfreut.
»Ich habe nicht mein ganzes Leben in der dünnen Atmosphäre von Großunternehmen oder in unterentwickelten Ländern der Dritten Welt verbracht. Zu Hause in Perth hatten wir einen Schreifrosch, der jahrelang in unserem Briefkasten hauste. Meine Mutter hat dafür gesorgt, dass die Vogeltränke neben dem Briefkasten immer mit Regenwasser gefüllt war. Ich frage mich, wie viele Schreifrösche wohl jetzt noch in den Vororten der Städte leben, um kleinen Jungen Vergnügen zu bereiten und den Mädchen Angst zu machen?«
Madi küsste ihn auf die Nasenspitze. »Connor, diese Geschichte ist wirklich liebenswert. Ich bin mehr davon beeindruckt, dass dir ein kleiner grüner Frosch am Herzen lag, als von der Tatsache, dass du die IFO dazu überredet hast, ein landwirtschaftliches Wasserprojekt in Afrika zu finanzieren.«
»He, ihr zwei, wir wollen weiter zum Oberlauf. Von dort aus kann man die Fälle bis ganz unten sehen«, rief Ann.
»Ich komme gleich.« Madi fummelte in der Außentasche ihres Rucksacks herum, von Connor neugierig beobachtet.
Sie zog den kleinen Holzfrosch heraus, den sie von Lesters Künstlerfreund in Georgetown gekauft hatte. Er war nur grob zurechtgeschnitzt, dem Frosch, den sie eben gesehen hatten, aber trotzdem zum Verwechseln ähnlich.
»Wo hast du den her?«, fragte Connor. »Ich wusste nicht, dass du eine Froschliebhaberin bist.«
»Bin ich auch nicht. Ich meine, ich ekle mich nicht davor oder so. Ich hatte nie einen zahmen Frosch. Aber als ich den hier sah … konnte ich einfach nicht widerstehen.«
Connor betrachtete die Schnitzerei, drehte sie um und gab sie Madi zurück. »Es ist immer nett, einen Glücksbringer zu haben.« Mit einem schiefen Grinsen griff er in die Hosentasche und zog einen beigefarbenen Stein mit gleichmäßigen, schokoladenbraunen Streifen heraus.
»Der ist wunderschön«, rief Madi leise. »So einen Stein habe ich noch nie gesehen.«
»Das ist ein Zebrastein aus Westaustralien. Mein Großvater hat ihn mir geschenkt. Den hat er in Kimberley gefunden, glaube ich. Er war eine Art Amateurgeologe. Hat mein Interesse an Mineralien und dem Sammeln von Steinen geweckt. Brachte mir bei, auf die Dinge unter meinen Füßen und über meinem Kopf zu achten. Wir haben zusammen gezeltet, und von ihm habe ich meine rudimentären Astronomiekenntnisse. Er war ein phantastischer Mann. Einfach, bodenständig, hat nie studiert, war aber auf seine Art unglaublich weise.«
Madi gab ihm den glatten Stein zurück. Einmal mehr stellte sie fest, dass sie diesen Mann mochte, der einen zahmen Frosch gehabt hatte und mit einem Glücksstein von seinem Großvater herumlief.
Connor und Madi holten die anderen ein, die im Gänsemarsch dem feuchten Pfad folgten, sich unter überhängenden Felsen hindurchduckten und vorsichtig der exotischen Flora auswichen. »Meine Güte, schau dir nur an, wie groß sie ist. Schnell, Connor, mach ein Foto von mir!«, rief Madi.
Sie stand unter einer fünf Meter hohen Bromelie. »Ich habe so eine mit einer stacheligen rosa Blüte in einem Blumentopf in meinem Garten, aber sie
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