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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Mädchen«, erwiderte Madi in ihrem besten Kreolisch. »Aber mal im Ernst, Lester. Warum nicht? Sie wissen, was Sie tun, Sie haben hier in der Stadt auf mich aufgepasst. Ich vertraue Ihnen … und Sie haben gesagt, Sie seien mein guyanischer Bruder, nicht wahr?«
    Lester hatte sich immer noch nicht ganz von seinem Schock erholt. Madi fuhr fort: »Ich bezahle für mich selbst, lege sogar noch was drauf. Für Ihre Ersparnisse. Ich werde kein Klotz am Bein sein, bin bereit, mich dreckig zu machen, hart zu arbeiten, all das zu tun, was Sie auch tun.«
    Das Angebot der Bezahlung ließ ihn nicht unbeeindruckt, aber er war immer noch nicht überzeugt. »Tun Sie erst mal mit Ihrem Bruder und Ihrem Freund drüber reden«, sagte Lester ruhig. Überzeugt davon, dass dieser verrückte Plan damit gestorben wäre, sah er Madi an. »Klar wär mir Ihre Gesellschaft willkommen. Kann ganz schön einsam sein da am Fluss, macht einen fertig, wenn's da kein Feuer gibt. Manchmal wäscht man Tage und Tage lang und tut nichts finden, und dann am nächsten Tag siehste das kleine Funkeln, das kleine Feuer da am Boden von der Pfanne, und, o Mann, das is 'n tolles Gefühl.« Seine Augen tanzten, und sein Grinsen wurde breiter.
    »Damit ist es besiegelt, ich muss mitkommen. Ich bringe die Ausrüstung, die ich für den Kaieteur hatte, mit, und Sie sagen mir, was ich sonst noch brauche, ja?«
    Lester schüttelte den Kopf und schaute immer noch etwas verwirrt bei der bloßen Vorstellung, fügte aber mit beruhigender Stimme hinzu: »Wenn Sie mit Ihrem Mr. Matthew geredet ham. Und jetzt muss ich 'nen Freund besuchen.« Er versuchte verzweifelt, dem Tag wieder Normalität zu verleihen. »Ich bring Sie jetzt heim, okay.«
     
    Madi suchte nach dem richtigen Augenblick, um mit Matthew über ihre Idee zu sprechen, aber obwohl er nach der Arbeit ausgestreckt im Korbstuhl lag, mit hochgelegten Füßen und einem Glas Rum in der Hand, war seine Reaktion weder entspannt noch verständnisvoll. Sein Unterkiefer sank immer weiter herab, während Madi hervorsprudelte, was sie zu tun beabsichtigte.
    »Das ist total verrückt, Madison. Zunächst mal gehört es sich einfach nicht, mit einem Schwarzen irgendeinen entlegenen Fluss hinaufzufahren und im Busch zu kampieren. Stell dir nur vor, wie darüber auf den Cocktailpartys getratscht werden wird.«
    »Die Leute werden immer über irgendwas tratschen, Matt. Das ist mir völlig egal.«
    »Aber mir nicht. Und Connor bestimmt auch nicht«, fügte er wütend hinzu, beruhigte sich aber dann etwas. »Hör zu, Schwesterchen, die Tour zu den Kaieteurfällen war eine Sache, das hier ist etwas ganz anderes. Das ist kein Spaziergang. Da oben gibt's keinen Club Med, weißt du. Der Mann versucht, seinen Lebensunterhalt auf die in diesem Land wahrscheinlich härteste Art zusammenzukratzen. Er braucht dabei keine Touristen, die ihm im Weg stehen … und schon gar keine Frau.«
    Madi presste die Lippen zusammen. »Das war eine reichlich sexistische Bemerkung, Matt. Ich mag zwar eine Touristin sein, aber ich will nicht nur rumstehen, will wirklich was tun, wirklich nach Diamanten suchen. Ich bin darauf eingestellt, mir die Hände dreckig zu machen, und ich habe durchaus eine Ahnung, was mir da bevorsteht«, sagte sie dickköpfig und deutete auf Gwens Buch auf dem Couchtisch.
    »Mach dir doch nichts vor, Madison«, schnauzte Matthew, griff nach Gwens Buch und blätterte es rasch durch. Bei einem Foto des gut aussehenden Major Blake hielt er inne. »Siehst du, selbst sie hatte einen weißen Kerl, der bestimmte, wo's langging … und erzähl mir nicht, dass die beiden kein Techtelmechtel hatten, ja?« Er lachte in sich hinein, und Madi schnappte ihm das Buch weg.
    »Gwen war diejenige, die das Sagen hatte, und ich bezweifle, dass sie ein Techtelmechtel hatten, wie du das nennst. Warum kannst du nicht akzeptieren, dass eine Frau, selbst zur damaligen Zeit, Abenteuer bestehen und Erlebnisse haben wollte, die sich radikal von allem anderen unterschieden, um sich selbst zu beweisen?«
    »Ist es das, was du willst, Madi? Dir etwas beweisen? Warum denn, um alles in der Welt?«, fragte Matthew ruhig.
    Madi gab ihm keine Antwort. Sie ging in ihr Zimmer und schloss leise die Tür. Ein paar Minuten später klopfte Matthew an. »Du bringst mich da in eine schwierige Lage, Schwesterchen«, sagte er freundlich. Er trat zu ihr ans Bett und küsste sie auf die Wangen. »Lass uns erst mal darüber schlafen.«
     
    Matthew spürte, wie ihm der

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