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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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meines Lebensstils zu verstecken und sogar meine kaputte Ehe als Grund vorzuschieben, nicht von der Klippe zu springen.«
    »Man kann durchs Leben gehen, ohne sich in einen Abgrund zu stürzen, weißt du, Madi.«
    »Willst du damit sagen, dass du immer nur auf Nummer sicher gegangen bist? Nie etwas riskiert hast?« Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange. »Das hier ist mehr als nur die Erforschung der Wildnis von Guyana, es ist eine kleine Selbstentdeckungsreise.« Sie sagte das ganz unbekümmert, meinte aber jedes Wort ernst.
    »Matthew sagte mir, er würde nicht mehr versuchen, dich davon abzuhalten, also bleibt uns nichts anderes übrig, als auf mögliche Fallstricke hinzuweisen und dich selbst entscheiden zu lassen, was du ja bereits getan hast. Ich hoffe, du findest das, was du suchst, Madi.«
    »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, das herauszufinden, nicht wahr?« Sie drehten sich beide um, als eine große schwarze Biene laut brummend in Sicht kam. Connor sah auf die Uhr. »Pünktlich wie immer.«
    Madis Laune hob sich, nachdem Connor nun bereit zu sein schien, ihre Entscheidung zu akzeptieren. »Der arme Lester! Ich weiß nicht, wer von beiden mehr verblüfft war, dass ich mich definitiv für den Trip entschieden hatte, er oder Matthew. Sie sahen mich beide an und wollten wissen, ob ich mir wirklich sicher bin, genau wie zwei Glucken. Nun ja, irgendjemand wird Vorräte für Lester bringen. Mit dem kann ich dann zurückfahren, wenn ich will.«
    Connor lehnte sich zurück und hob die Hände mit einer Geste der Resignation. »Klingt, als hättest du an alles gedacht. Was kann ich noch dazu sagen?«
    »Du könntest mir Glück und viel Spaß wünschen«, sagte sie leise.
    Connor nahm sie ein wenig unbeholfen in die Arme. »Das tue ich, Madi, aber ich werde mir die ganze Zeit Sorgen machen. Und ich werde dich vermissen.« Er küsste sie fest auf den Mund.
     
    Eine Woche später saß Madison in der Mitte eines kleinen, offenen Aluminiumboots mit Lester an der Ruderpinne und hoch um sie herum aufgetürmten Vorräten und Ausrüstungsgegenständen.
    Madi spürte, wie ihre Aufregung wuchs. Es war noch früh am Morgen, und sie betrat eine völlig neue Welt. Jeder Nerv ihres Körpers, all ihre Sinne schienen hellwach zu sein, um jede Einzelheit ihres Abenteuers in sich aufzunehmen und darauf zu reagieren. Sie trug einen breitkrempigen Akubrahut und eine Sonnenbrille gegen die Hitze und den Glanz der tropischen Sonne, und sie hatte ihre nackten Arme mit Sonnenschutzöl eingerieben und sich weiße Zinksalbe auf Lippen und Nase geschmiert, sehr zu Lesters Erheiterung.
    »Is das die australische Kriegsbemalung? Um die Indios zu erschrecken?«
    Madi nahm die gutmütige Frotzelei mit einem breiten Lächeln hin. Sie war unglaublich glücklich. Sie spürte, dass sie innerhalb weniger Stunden die unsichtbare Grenze zwischen dem Sicheren und Vertrauten auf der einen Seite und dem Entlegenen und Unvorhersehbaren auf der anderen überschritten hatte. Schon jetzt war die vom Dschungel ausgehende Energie spürbar, schon jetzt schloss seine Dichte und Undurchdringlichkeit den Fluss zu beiden Seiten ein.
    Gelegentlich kamen sie an Stellen vorbei, wo Holzfäller Grünholzbäume zum Ufer schleiften und auf Lastkähne verluden.
    Lester erzählte ihr von der Festigkeit und Haltbarkeit des Holzes dieser phantastischen Bäume, die bis zu sechsundvierzig Meter gerade hinaufwuchsen, bevor sie ihre Zweige im Blätterdach des Regenwaldes ausbreiteten.
    »Das sind wertvolle Bäume, das Holz tut sich lange Zeit im Wasser halten. Aber man kann sie nirgendwo anders anbauen. Wachsen nur, wo die Natur sie hinstellt.«
    »Man kann sie nicht umpflanzen oder aus Setzlingen ziehen?«
    »Wenn sie weg sind, sind sie weg.«
    Der moschusartige Geruch des Regenwaldbodens, gelegentlicher Holzrauch von einem unsichtbaren Indiodorf, der Gesang und das Gekreische fremdartiger Vögel wehten über das Wasser zu Madi, die tief einatmete und all dies in sich aufnahm.
    Auch Lester war nachdenklich und wunderte sich erneut, dass er so verrückt gewesen war, sich bereit zu erklären, diese fremde weiße Frau zu seinem rauen und entlegenen Claim mitzunehmen. Aber sie war anders als alle Frauen, die ihm je begegnet waren. Sie besaß wirklich Mut. Sie schien nicht so zu sein wie die meisten ihrer Art, höflich, aber herablassend. Er konnte sich nicht vorstellen, dass eine der ausländischen Damen, die er durch Georgetown chauffierte, einen solchen Trip

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