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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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und konnten die Augenbinden abstreifen.
    Connor legte den Arm um sie. »Lester wird nach uns suchen, wenn wir nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit zurück sind.«
    »Er wird nicht vor dem Morgen damit anfangen, und wir haben das Boot. Er kann es nicht rechtzeitig schaffen.« Sie begann zu weinen, und Connor wiegte sie in den Armen, als sie nach ihrem Bruder Matthew rief. Er küsste ihr nasses Gesicht, sein Herz war voller Furcht. »Ich liebe dich, Madi. Ich würde mein Leben für dich geben. Gott, ich wünschte …« Voller Zorn trat er gegen die Bretterwand bei dem Gedanken an das, was ihnen bevorstand. Er drehte sich wieder zu Madi um, tastete in der Dunkelheit nach ihr und fand ihre fest zusammengepresste Faust. Mühsam öffnete er ihre Finger und berührte den Holzfrosch. »So ist es gut, Madi. Gib nicht auf, wir werden es ihnen nicht leicht machen. Wir kommen hier raus, davon bin ich fest überzeugt.«
    »Wieso trägt er einen Frosch?«, fragte Madi, während sie sich vor und zurück wiegte und die kleine Schnitzerei an ihre Wange drückte.
    »Was meinst du damit?«
    Sie senkte die Stimme. »Ich habe seine Hand durch die Augenbinde gesehen. Er trug einen goldenen Ring in Form eines Froschs und hatte eine Froschtätowierung.«
    »Ich weiß es nicht, Madi«, sagte Connor erschöpft und fragte sich, ob sie je heil aus dieser Sache herauskämen.
     
    Auf dem Fußboden ausgestreckt, hielten sie sich die lange Nacht über umschlungen, dösten ein und wachten, von Albträumen geplagt, wieder auf. Kurz vor dem Morgengrauen dröhnte der Hubschrauber auf und flog davon.
    Kurz danach hörten sie mehrere Männerstimmen und rochen ein Feuer, über dem etwas gekocht wurde.
    Connor rieb sich den Kopf. »Wir müssen uns einen Plan zurechtlegen. Sie wissen nicht, dass wir uns von den Fesseln befreit haben, wir können den ersten packen, der hereinkommt, und ihn als Schild benutzen …«
    »Und was dann? Connor, sie sind uns zahlenmäßig überlegen, und sie sind bewaffnet. Sie würden sich viel Mühe sparen, wenn sie uns erschießen und vergraben würden.«
     
    Schließlich rasselte das Schloss, die Tür wurde aufgestoßen und vier Männer stürmten herein, zwei packten Connor, die anderen beiden schnappten sich Madi. Sie warfen sich einen Blick zu. An Flucht war nicht zu denken.
    Sie wurden vorwärts gestoßen und stolperten nach draußen. Unter den Männern entstand eine kurze Diskussion, der sie beide nicht folgen konnten, dann fesselte einer der Männer Madis und Connors Hände wieder auf dem Rücken. Erschöpft und benommen, wie sie war, blieb Madi stumm und fühlte sich wie in Trance. Connor flüsterte ihr aus dem Mundwinkel zu: »Wir versuchen wegzurennen, sobald wir eine Chance haben … irgendwas zu tun … achte einfach nur auf mich, okay?«
    Madi starrte ihn verständnislos an. Aller Kampfgeist hatte sie verlassen, an seine Stelle war die willenlose Hingabe an ihr furchtbares Schicksal getreten.
    Der Mann mit der Waffe rief einem der anderen etwas zu, dann packten sie Connor und Madi und marschierten mit ihnen über die Lichtung.
    Sie näherten sich den Bäumen, als Madi einen Adlerschrei hörte und gleich darauf noch einen, der von der anderen Seite kam. Irgend etwas veranlasste sie, sich umzuschauen, und die Szene, die sie da sah, wich nie mehr aus ihrem Gedächtnis.
    Zwei Indios standen wenige Meter vom Waldrand entfernt. Mit bemalten Gesichtern und nur mit einem kurzen Lederschurz bekleidet, zielten sie mit langen hölzernen Blasrohren. Madis Kopf schoss herum, und sie glaubte, ihren Augen nicht trauen zu können. Zwei weitere Indios, bewaffnet mit Pfeil und Bogen, waren unter den Bäumen vor ihnen hervorgetreten. Noch ein Adlerschrei, leises Schwirren von Pfeilen, und die vergifteten Spitzen bohrten sich lautlos in ihre Ziele. Der Mann mit der Waffe starb augenblicklich, mit einem Pfeil in der Schläfe. Die anderen Männer stürzten, von Pfeilen aus den Blasrohren getroffen, zu Boden, wanden sich mit schmerzverzerrten Gesichtern, schnappten verzweifelt nach Luft und lagen dann tot und starr vor ihnen.
     
    Die Indios zogen sich lautlos wieder in den Wald zurück bis auf einen, der ihnen auf bloßen Füßen mit einem beinahe lässigen Gang entgegentrottete. Madi keuchte erschreckt, als er ein Messer zog und ihre Fesseln durchschnitt.
    »Uman!«, rief sie, als sie den Mann der Frau erkannte, die ihr das Töpfern beigebracht hatte. »Wie habt ihr uns gefunden?«
    »Gestern waren wir auf der Jagd und haben

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