Der Gesang des Wasserfalls
einen Schuss gehört. Wir sahen, was passierte. Wir haben den richtigen Zeitpunkt abgewartet, um euch zu befreien.«
»Mein Gott, wie können wir Ihnen danken …« Connor schüttelte ihm die Hand und sah dann auf die Leichen hinunter. »Was sollen wir mit denen machen?«
»Das sind schlechte Männer. Sie stehlen unsere Bäume, verkaufen Drogen. Jetzt haben sie euch wehgetan. Wir haben Möglichkeiten, diesen Leuten die Botschaft zu übermitteln, dass sie in unserem Land nicht willkommen sind.« Er schwieg einen Moment und sah ihnen in die Augen. »Sie dürfen niemals davon reden. Sie wissen nicht, von welchem Stamm wir sind oder wo wir herkommen. Ja?«
»Natürlich, wir verstehen«, sagte Madi.
»Gehen Sie auf dem gleichen Weg zurück.«
»Haben Sie den Hubschrauber gesehen, andere Männer?«, fragte Connor.
»Dicker Mann im Hubschrauber, Mann aus der Stadt. Keine Markierungen am Hubschrauber.«
Madi griff nach Connors Hand. »Lass uns hier verschwinden. Vielen Dank, Uman. Wir werden nichts davon erzählen, dass Sie uns befreit haben.«
Der Indio schenkte ihnen ein rasches Lächeln und trottete zurück in den Wald. Connor und Madi griffen nach ihren Rucksäcken und rannten los.
Mit dem Außenbordmotor auf Hochtouren waren sie halbwegs den Fluss hinunter, als sie nahe am Ufer, im Schatten der Bäume, ein kleines Rindenkanu flussaufwärts gleiten sahen. Das Einmannboot wurde mit kräftigen Paddelstößen von niemand anderem als Lester vorwärts bewegt. Er winkte Connor und Madi mit dem Paddel zu, und sie stellten den Motor ab. Lester kletterte in das Aluminiumboot und band das Rindenkanu am Heck fest.
»Ich hab mir Sorgen um euch Turteltäubchen gemacht und dachte, ich seh besser mal nach.«
Auf der Rückfahrt zu Lesters Camp erzählten sie ihm, was passiert war. Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Mann, Sie sind ganz schön in Schwierigkeiten. Besser, Sie tun den Mund halten. Der Hubschraubermann kommt bestimmt noch mal zurück. Und was is mit den Drogen in den Baumstämmen? Die lassen sie da doch nich liegen.«
»Sie wissen nicht, wer wir sind oder wo wir uns aufhalten. Und sie werden es nicht an die große Glocke hängen, dass sie Drogen schmuggeln. Wir werden der Polizei berichten, was vorgefallen ist. Natürlich können wir ihnen nicht viele Hinweise geben. Man hatte uns die Augen verbunden, und wir wissen nicht, wer uns das Leben gerettet hat. Wir sind unschuldige Opfer.« Connor holte Luft. »Das ist unsere Geschichte, und an die werden wir uns halten. Und jetzt ist mir nur nach etwas Anständigem zu essen und einer Mütze Schlaf.«
Lester sah besorgt aus. »Ich weiß nich, ob das so gut is. Mit der Polizei zu reden. Dieser Drogenboss is bestimmt 'n wichtiger Mann und in der Stadt bekannt.«
»Er hat Recht, Connor. Man weiß ja, was für Leute mit Drogen zu tun haben. Wenn jemand von denen herausfindet, was mit uns passiert ist, könnten sie dem Froschmann Bescheid sagen. Er hat schon einmal versucht, uns umzubringen.«
Connor bemühte sich, Madi zu beruhigen. Ihre Stimme war immer schriller geworden und klang fast hysterisch. »Lass uns einfach so bald wie möglich nach Georgetown zurückfahren.«
»Sammy kann dafür sorgen.« Als er Madis dickköpfigen Gesichtsausdruck sah, redete ihr Lester sanft zu. »Is das Beste jetzt, Madison. Ich komm auch bald, wegen der Kundgebung, und weil ich meinen Jungen sehn will.«
Trotz der kurzen Ruhepause in Lesters Camp, war Madi immer noch wie benommen. Wie von einer Art Fernbedienung gesteuert, saß sie auf dem ratternden Laster, als sie mit einem von Sammys Freunden nach Georgetown fuhren.
Während der Laster durch die Schlaglöcher schlingerte, lehnte sich Madi an die Tür und achtete nicht auf Connors Geplauder mit dem Fahrer. Sie starrte hinaus auf die Zuckerrohrfelder, wo sich gerade Reihen von strammen Rohrsoldaten mit erhobenen, federgeschmückten Köpfen erstreckten und schmale, dunkle Wasserkanäle die grüne Armee unterteilten.
Der Fahrer zeigte auf ein kleines Haus. »Das is das Haus von Joe Solomon. Mann, mit seinem letzten Schlag hat er den Australiern die Kricket-Meisterschaft ganz schön vermasselt, damals in den Sechzigern. Das war 'n berühmter Mann hier in der Gegend.«
Connor nickte. »Kann ich mir denken. Ich glaube, ich habe eine Wiederholung des Spiels im Fernsehen gesehen.«
Sie ratterten an kleinen Feldarbeitersiedlungen vorbei. Die Holzhäuser standen auf dicken Pfählen, Stufen führten zu kleinen Veranden
Weitere Kostenlose Bücher