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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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wir müssen ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken. Wie können wir das machen? Indem wir irgendwas anzünden?«
    »Um uns dabei selbst zu rösten und ihnen die Mühe zu ersparen?«
    Madi hielt Connors Hand und drückte mit der anderen den kleinen Frosch an sich.
    Der Hubschrauber landete mit einem dumpfen Aufprall, und das Schwirren seiner Rotorblätter verklang allmählich. Sie konnten Stimmen hören, und ihnen sank das Herz. Das war keine überraschende Polizeiaktion, sondern eine erwartete Ankunft. Rasche Grüße wurden ausgetauscht, und dann fragte eine tiefe Stimme: »Wo sind sie?«
    Connor und Madi saßen schweigend da. Das wenige Licht, das durch die Balken sickerte, verblasste, und sie sahen einer furchterfüllten Nacht entgegen.
    Doch noch vor Sonnenuntergang hörten sie, wie der Riegel zurückgeschoben wurde, und leicht taumelnd erhoben sie sich.
    Zwei Männer betraten die Hütte, ein anderer blieb als Wache an der Tür stehen. Schweigend verbanden sie ihren Gefangenen die Augen, fesselten ihnen die Hände auf dem Rücken und schoben sie gegen die Wand.
    Dann wurden sie sich bewusst, dass ein weiterer Mann eintrat. Connor spürte, dass er sie musterte. Langsam begann der Mann zu reden.
    »Das alles ist höchst unangenehm. Sie hatten hier nichts zu suchen.« Er redete in einer gebildeten Sprache.
    »Bitte, lassen Sie uns einfach gehen, wir werden niemandem etwas sagen«, flehte Madi.
    »Ich wünschte, ich könnte das glauben, meine Liebe. Aber ein solches Risiko kann ich mir nicht leisten.«
    »Ich gebe Ihnen mein Wort. Hören Sie, wir werden das Land verlassen. Niemand braucht etwas zu erfahren. Wir haben keine Ahnung, was hier vorgeht«, sagte Connor.
    »Ich kann nicht glauben, dass Sie so naiv sind.« Der Mann klang amüsiert und sprach dann mit einem der anderen Männer. »Durchsucht ihr Gepäck.« Die Rucksäcke wurden ihnen abgenommen und nach draußen gebracht.
    Der Mann seufzte schwer. »Ich bin von äußerst wichtigen Angelegenheiten weggerufen worden, um mich mit diesen beiden dummen Ausländern zu befassen. Das ist alles höchst unangenehm.«
    »Was werden Sie mit uns machen?«, flüsterte Madi.
    »Beruhigen Sie sich, liebes Kind, wir werden gar nichts mit Ihnen machen.« Madis Herz machte einen Satz und krampfte sich wieder vor Furcht zusammen, als er fortfuhr: »Sie werden Opfer eines tragischen Unfalls sein. Eine sehr, sehr traurige Angelegenheit.«
    »Jetzt warten Sie mal, wir sind ausländische Staatsangehörige, so können Sie nicht mit uns umspringen, ich arbeite für eine bedeutende internationale Finanzorganisation, vielleicht können wir zu einer Einigung kommen …« Connor griff nach allen erdenklichen Strohhalmen.
    Der Mann lachte leise und kam mehrere Schritte auf Madi zu. Sie konnte sein Haaröl riechen, merkte, dass er direkt vor ihr stand und fiel auf die Knie.
    »Bitte, ich flehe Sie an, lassen Sie uns gehen. Wir können Ihnen nicht schaden, wir werden nichts sagen.«
    »Mein liebes Mädchen«, er beugte sich vor und schien Madi aufhelfen zu wollen. Madi hob den Kopf und begann zu weinen, dann entdeckte sie, dass sie unter dem Rand ihrer Augenbinde hervorsehen konnte. Nur ein kleiner Spalt gab ihr die Sicht frei, aber im Licht der letzten Sonnenstrahlen konnte sie die verschränkten Hände des Mannes erkennen. Er trug einen Goldring, und über seiner goldenen Armbanduhr befand sich eine Tätowierung. Der Ring und die Tätowierung hatten beide die Form eines Froschs.
    Der Mann drückte die Hände durch, und seine Fingerknöchel knackten. Madi senkte den Kopf. Der Anblick brannte sich in ihr Gedächtnis ein. Der Mann drehte sich um und ging, ohne noch etwas zu sagen. Ihre Rucksäcke wurden wieder hineingeworfen, die Tür wurde zugeknallt und verriegelt. Dann hörten sie, wie ihr Schicksal in deutlichen, nüchternen Worten verkündet wurde.
    »Sie wissen zu viel. Sie müssen beseitigt werden. Bringt sie runter zum Wasserfall oder zum Fluss, zieht sie aus, lasst ihre Sachen am Ufer liegen. Es muss aussehen, als wären sie ertrunken.«
    »Alle beide?«
    »Natürlich, du Idiot. Und verwischt eure Spuren. Ich fliege zurück, sobald es hell wird. Erledigt die Sache gleich nach meinem Abflug. Dann holt den Lastwagen her und bringt das Zeug so schnell wie möglich weg.«
    »Connor …« Madi taumelte auf ihn zu. »Sie wollen uns umbringen.«
    »Dreh mir den Rücken zu und lass uns versuchen, diese Fesseln aufzukriegen.«
    Es dauerte nur ein paar Minuten, dann hatten sie ihre Hände befreit

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