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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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hinauf, auf denen Familien anderen Familien beim Vorbeischlendern zusahen. Hier lebten hauptsächlich Hindus. Verblichene Stofffähnchen flatterten an schiefen Bambusstangen neben kleinen Schreinen in den Vorgärten. Zwischen all dem Elend aus abblätternder Farbe und dürren Straßenkötern, die im Abfall herumschnüffelten, stachen kleine Mädchen mit hellen Kleidern und bunten Haarbändern wie leuchtende Blüten an einer verdorrten Ranke hervor. Hier und da ging es lebhafter zu – Garküchen, aus denen es nach Curry und Gewürzen roch, indische Musik, die blechern aus Lautsprechern dröhnte, halb abgerissene Plakate indischer Filme.
    Madi sehnte sich fast schmerzhaft nach der Einsamkeit und Schönheit des Flusses zurück. Diese Slums kamen ihr so vergänglich, so deprimierend vor. Auf dem Fluss hatte sie das Gefühl, in die Vergangenheit zu reisen und ein Teil der ewigen Kraft zu sein, die diese Landschaft erschaffen hatte. Die Weite, die Leere, die Einzigartigkeit der Flusslandschaft und des Landesinneren berührten etwas tief in ihr.
    Ihr Verständnis für die Bedeutung der Natur war in diesen letzten Wochen gewachsen, und damit verbunden war ein Bewusstsein dafür, dass sich die Menschen in der Natur entwickelten und dass die Zerstörung der einmaligen Schönheit der Natur durch den Menschen ein Vergehen gegen die Seele war.
     
    Sie berichteten Matthew nur die nackten Fakten der Ereignisse, sobald sie die Geborgenheit seines Hauses erreicht hatten.
    Trotzdem war Matthew entsetzt und wurde immer aufgeregter, als sie ihre Erlebnisse bei einem frühabendlichen Drink im Garten ausführlicher schilderten. »Wie konntet ihr in eine solche Situation geraten. Es ist unglaublich! Du bist hier, um Ferien zu machen, Madi, nicht um mitten in einem Drogenring zu landen und beinahe umgebracht zu werden! Ich war nie begeistert von der Idee, dass du mit diesem Kerl in den Busch ziehst.«
    Connor versuchte, Matthew zu besänftigen. »Das ist da draußen eine ganz andere Welt, Junge, und ganz und gar nicht so, wie es erscheinen mag.«
    »Ja, und?«, gab Matthew zurück, bemüht, seine wachsende Besorgnis einzudämmen. »Wir wissen alle, dass dieser Teil der Welt eine wahre Brutstätte für Drogen und Korruption ist.«
    Seine Schwester kam Connor zu Hilfe. »Wirf es nicht Connor vor, Matt. Es war alles meine Schuld. Wenn ich mir nicht in den Kopf gesetzt hätte, mit Lester dort hinzufahren, und wir nicht auf Entdeckungstour gegangen wären, würde er seinen Urlaub auf Barbados verbringen, eine Piña Colada in der Hand und von einem Haufen hübscher Mädchen umgeben.«
    Connor grinste schwach. »Diese Zeiten sind vorbei. Trotzdem, Hauptsache ist, dass wir durch einen glücklichen Zufall gerettet wurden … nur stellt sich die Frage, wie sicher wir hier sind.«
    »Ich finde, du solltest schnellstens abreisen und nach London gehen, Schwesterchen, sobald ich einen Flug für dich buchen kann. Nur, um sicherzugehen«, sagte Matthew ruhig.
    Madi und Connor warfen sich einen raschen Blick zu. »Warum nur ich? Connor ist ebenso in Gefahr. Ich bin nicht bereit abzureisen, Matt … aus einer ganzen Reihe von Gründen. Ich habe mich entschieden, und es ist unwahrscheinlich, dass wir diesem schrecklichen Mann noch mal begegnen. Was soll er denn sagen? Hallo, erinnern Sie sich, wie wir uns kennen gelernt haben, als ich Drogen über die Grenze geschmuggelt habe? Die müssen viel nervöser sein als wir.«
    »Das ist es ja eben, Madi. Wenn er so rücksichtslos ist und nervös wird, nachdem er erfahren hat, was passiert ist, könnte er zu allem Möglichen fähig sein. Wann habt ihr vor, zur Polizei zu gehen?«
    »Morgen früh als Erstes«, sagte Connor. »Wir werden anrufen und einen Termin mit Inspektor Palmer vereinbaren, da wir mit ihm schon vorher zu tun hatten.«
    Matthew schüttelte besorgt den Kopf. »Bei Polizisten wie Palmer habe ich ein ungutes Gefühl. Sie sind entweder sehr gut oder äußerst korrupt. Wie auch immer, er wird bestimmt die Augenbrauen heben, wenn er deine Geschichte hört, Madi. Du scheinst offenbar jedes Mal über Leichen zu stolpern, wenn du einen Spaziergang machst.«
     
    Inspektor Palmer begrüßte sie überschwänglich, führte sie höflich in sein Büro und hörte sich ihre Geschichte an, ohne ein Wort zu sagen. Zurückgelehnt spielte er die meiste Zeit mit einem Kugelschreiber herum und ließ sie nicht aus den Augen. Etwas in seinem Blick, seiner Art und seinem Verhalten machte Madi nervös. Sie hatte ihn

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