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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Person abschieben, fürchte ich. Falls Inspektor Palmer dich nicht zuvor verdächtigt, eine Serienmörderin zu sein.«
    »Ha, ha. Sehr witzig, Matt«, meinte Madi nur.
    Lester, der offenbar alles über Xaviers Aktivitäten zu wissen schien, klärte sie über ihr Reiseziel auf. Die Besitzerin der Caraboo-Ranch, Katherine McGrath, sei eine »tolle Lady«, sagte er. Seiner Meinung nach war sie eine »Legende«. Die Rupununi bestehe aus ausgedehntem Weideland für Rinder und wunderschönen Wasserläufen, einschließlich des legendären El-Dorado-Sees. Aber Lesters Ansicht nach konnte es die Landschaft dort nicht mit seinem Dschungelversteck aufnehmen. Doch dann musste er zugeben, dass ihn die Diamanten vielleicht voreingenommen machten.
    Der Ogle-Flughafen, der hauptsächlich von kleineren, Flugzeugen benutzt wurde, war nur mit dem Allernotwendigsten ausgestattet. Passagiere wurden auf einer Art ausgedienter Badezimmerwaage gewogen. Das Flugzeug wirkte in Madis Augen wie eine fliegende Kröte. Eine schmale Rampe wurde hinter der hohen, stummelartigen Tragfläche hinuntergelassen. Passagiere und Fracht wurden zusammen verladen. Ein Mann in marineblauen Shorts und einem weißen Hemd mit goldfarbenen Schwingen über der einen Brusttasche leckte die Spitze eines Bleistifts an und fügte Madis Gewicht, einschließlich ihres Gepäcks, einer Reihe von Zahlen hinzu, addierte sie zusammen und zog einen Strich darunter. »Mehr nicht«, rief er den Männern zu, die die Fracht verluden. »Wir haben schon Übergewicht.« Madi warf Connor einen nervösen Blick zu.
    Sie kletterten die Rampe hinauf und sahen, dass das Innere des Flugzeugs aus einem einzigen offenen Raum bestand, mit jeweils einer Sitzreihe zu beiden Seiten, die Fracht war verstaut, wo gerade Platz war, Pilot und Kopilot saßen direkt vor ihnen. Madi entdeckte, dass ihr Anschnallgurt kaputt war, legte ihn sich lose über den Schoß und lehnte sich in ihrem Sitz zurück – der prompt nach hinten kippte.
    »Du könntest den ganzen Flug über schlafen«, rief Connor ihr gutgelaunt über den Maschinenlärm zu und half ihr, den Sitz aufrecht zu stellen.
    Ihr Flugziel war Letham, das Verwaltungszentrum des Rupununidistrikts nahe der brasilianischen Grenze. Nach etwas über einer Stunde landeten sie mit einem heftigen Aufprall und rumpelten mit laut aufheulenden Motoren über den holprigen Boden, während das Flugzeug auf einen rostigen Maschendrahtzaun am Ende der Landebahn zuschoss. Ein Stoß ließ das Flugzeug erzittern und ins Schlingern geraten, der Pilot schien für einen Augenblick die Kontrolle über die Maschine zu verlieren, dann bekam er sie wieder in den Griff, wurde langsamer, machte eine Wendung um hundertachtzig Grad und rollte auf ein paar kleine Gebäude zu.
    Nachdem er rasch aus dem Fenster geschaut hatte, drehte sich Connor zu Madi um. »Das hat also den Stoß verursacht.«
    »Was, ist der Propeller abgefallen oder so was?«
    »Nein, aber er muss verbogen sein. Wir haben gerade eine Ziege geköpft.«
     
    Es sah aus, als wären sie in einer Wildweststadt gelandet. Am Rande der roten Sandrollbahn stand ein baufälliges Gebäude mit einem schiefen Glockenturm. Verblichene und abblätternde Farbe verkündete, dass es sich um das »Flughafenbüro« handelte. Gleich daneben gab es einen Schnapsladen, eine Gemischtwarenhandlung, ein Hotel, ein paar Häuser und Viehgehege. Ziegen und Hunde schnupperten im Abfall und zwischen zerbrochenen Flaschen herum. Doch dahinter lag offenes Grasland, das sich bis an die dunstigen, niedrigen Hügel in der Ferne erstreckte. Sowohl Madi als auch Connor empfanden diese Gegend als erfrischende Abwechslung zu der schwülen und geschäftigen Küstenregion.
    Ein stämmiger, lächelnder Mann kam auf sie zu und begrüßte sie. »Sie müssen Madison sein … die einzige Blonde in diesem Teil von Guyana. Sie sind leicht zu erkennen. Ich bin Joseph. Ich bringe Sie nach Caraboo«, sagte er formlos, als sei das ganz selbstverständlich.
    »Sehr nett von Ihnen, und das hier ist Connor Bain.«
    »Ich hoffe, wir machen Ihnen keine Umstände«, sagte Connor und schüttelte ihm die Hand.
    »Nein, nein. Ich wollte sowieso Vorräte nach Caraboo bringen. Und als Xavier mich anrief, habe ich ihm gesagt, das sei kein Problem. Sie sind herzlich willkommen.«
    Joseph überwachte das Verladen von in nasse Säcke und Plastik verpackten Rinderhälften, die zusammen mit den Passagieren für den Rückflug in der Kabine verstaut wurden.
    »Ihre?«, fragte

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