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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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eine Bewegung, die sich für mehr Mitspracherechte bei der Führung dieses Landes und der Verwendung seiner Reichtümer einsetzt. Ich finde es unverantwortlich, dass man den Indios von vornherein die Schuld an dieser Katastrophe zuschiebt, ohne überhaupt eine Untersuchung einzuleiten.«
    Destra lächelte nachsichtig. »Mag sein, dass wir vielleicht voreilige Schlüsse ziehen. Wie dem auch sei, ich habe gehört, dass Xavier Rodrigues am späteren Vormittag eine Pressekonferenz im Hospiz abhalten wird. Ich werde zusammen mit Olivera mal dort vorbeischauen.«
     
    Die Pressekonferenz im Speisesaal des Hospizes war nur mäßig besucht, und Madi und Connor wurden bei ihrem Eintreten sofort von Lester begrüßt. »Oh, gut, ich hab versucht, Sie anzurufen, damit Sie herkommen. Schlechte Nachrichten, was?«
    Xavier kam herein, trat an das Rednerpult, und das Blitzlicht eines Fotografen flammte auf, als er die Hände hob und um Ruhe bat.
    Er sprach voller Leidenschaft und bestritt, dass die Indios in irgendeiner Weise an einer Sabotage der Mine beteiligt gewesen seien. »Ganz egal, wie stark unsere Bedenken gegen den rücksichtslosen Betrieb von Minen in ökologisch gefährdeten Gebieten sind, kein Indio wäre so töricht, auf eine Weise zu protestieren, die unserem Land, unserem Volk Schaden zufügt.« Er behauptete, es sei ein Unfall gewesen, und verurteilte in scharfen Worten die, wie er es nannte, schlampige, provisorische, schludrige Konstruktion des Damms. »Es hat seit einiger Zeit Anzeichen für kleine Lecks gegeben. Alle unsere Bemühungen, deswegen mit der Minengesellschaft in Kontakt zu treten, sind ignoriert worden. Das ist nun das Ergebnis – eine Tragödie, die die Welt erschüttern wird.« Dann verlangte er die Schließung der Mine und forderte die Regierung zu einer Politik der Einbeziehung seines Volkes auf.
    Er beantwortete Fragen, seine schwarzen Augen funkelten, und gelegentlich fuhr er sich mit den Händen durch das lange Haar, das ihm weich auf die Schultern herabfiel. Er trug ein blaues Hemd mit offenem Kragen, khakifarbene Baumwollhosen und halbhohe Buschstiefel. Um das eine Handgelenk war ein gewobenes Armband geknüpft.
    »Der Mann hat Charisma«, sagte Connor zu Madi. »Er hat diese besondere Qualität, die heutzutage echte Anführer auszeichnet. Die Fernsehzuschauer werden ihn lieben.«
    Als sich die Konferenz auflöste, kam Xavier zu ihnen herüber, und Madi stellte ihn Connor vor. »Das ist ein trauriger Tag für Guyana, ein trauriger Tag für mein Volk, aber auf diese Weise ist das Schicksal unserer Sache vielleicht zu Hilfe gekommen.«
    »Eine ziemlich drastische Weise, Aufmerksamkeit auf Ihre Anliegen zu lenken«, sagte Connor.
    »Man muss Gelegenheiten nutzen, wo man kann, um seine Ziele zu erreichen«, gab Xavier zurück und wandte sich dann lächelnd an Madi. »Ich bin froh zu sehen, dass Sie unbeschadet nach Georgetown zurückgekehrt sind.« Und mit einem Blick auf Connor fügte er hinzu: »Es tut mir leid, dass Ihr Ausflug in den Dschungel so unerfreuliche Begleiterscheinungen hatte.«
    »Ja, mein Besuch wurde dadurch etwas verkürzt.«
    Sie gingen nicht weiter auf ihre Rettung ein, doch offenbar kannte Xavier die ganze Geschichte. »Madison hat mir viel von Ihnen erzählt, und ich würde sehr gern einige Ideen mit Ihnen durchsprechen. Vielleicht können wir uns bald mal zusammensetzen.«
    »Ein ruhigerer Ort wäre dafür sicherlich angebrachter«, sagte Connor.
    »Momentan bin ich zu sehr mit dieser ganzen Sache beschäftigt, aber lassen Sie uns in Verbindung bleiben. Und Sie, Miss Wright, wie sehen Ihre Pläne aus?«, fragte Xavier.
    »Ich soll Vorschläge für einen Kasinokomplex ausarbeiten. Amazonia, haben Sie davon gehört?«
    »Allerdings. Ein Projekt, das ich nicht befürworte.«
    »Überall wird jetzt so was gemacht. Kasinos scheinen dem Geschmack der neunziger Jahre zu entsprechen«, sagte Madi resigniert. »Bei uns in Australien ist das genauso, es wurde gerade eins in Sydney eröffnet. Hat eine Menge Arbeitsplätze geschaffen.«
    »Schon, aber zu welchem Preis?«, hielt Xavier dagegen. »Wir müssen uns fragen, ob so etwas weit oben auf der Prioritätenliste eines Landes wie unserem stehen sollte, wo so vieles auf anderen Gebieten zu tun ist. Und Sie können so gut wie sicher sein, dass ausländische Interessen daran beteiligt sein werden, und das ist an sich schon fragwürdig, meinen Sie nicht auch, Mr. Bain?«
    Connor reagierte ausweichend. »Kommt darauf an, was es

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