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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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nur am Rande. Matthew sagt, in der Bauxitmine geht es gut voran. Gordon Ash ist jemand, der ordentlich zupackt und seine Truppen vereint in die Schlacht führt. Stewart Johns sagt, es sei jetzt Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Was auch immer mit den Geldern passiert ist, die von dem alten Minenunternehmen für El Dorado abgezweigt wurden, ist Schnee von gestern. Trotzdem muss ich immer wachsam bleiben für eventuelle korrupte Machenschaften hinter den Kulissen, bei allen Projekten, die ich hier für die IFO betreue.«
    »Und was ist mit dem armen Ernesto«, wollte Madi wissen. »Wenn El Dorado das Kasino gehört, dann könnte sein Mord auch damit zusammenhängen.«
    »Er war offenbar dabei, in den Regierungsunterlagen einiges aufzudecken. Wir werden wahrscheinlich nie erfahren, wer für seinen Tod verantwortlich ist oder welche Ebene diese Korruption erreicht hat.«
    »Ich muss sagen, das beeinflusst meine Haltung gegenüber dem Vorschlag, für das Kasino zu arbeiten, durchaus. Ich will nichts mit einer Sache zu tun haben, die mit zweifelhaften Geldern finanziert wird, und außerdem …«
    »Madi, du weißt nicht, ob sie zweifelhaft oder illegal oder unter der Hand erworben oder sonst was sind. Geschäfte werden auf viele Arten gemacht. Ein Konsortium, das einen Firmenmantel bildet, ist eine durchaus gängige Geschäftspraxis, zum Zwecke der Steuerersparnis oder um als Einzelner im Hintergrund zu bleiben.«
    »Geheime Zwecke, meinst du wohl«, explodierte Madi. »Connor, du übersiehst das Allerwichtigste. Wer braucht denn hier draußen einen so riesigen Komplex wie das Amazonia-Kasino? Obwohl ich zugeben muss, dass ich es zunächst für großartig hielt. Aber jetzt nicht mehr.«
    »Es wäre eine gute Geschäftsidee, vorausgesetzt, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Ich gebe zu, dass es sich für zwielichtige Machenschaften geradezu anbietet, aber du kannst nicht wissen, ob es nicht ein völlig legales Konzept ist. St. Herve kommt mir wie ein anständiger Kerl vor.«
    »Connor!« Madis Unmut nahm überhand. »Denk daran, wo wir heute gewesen sind. Was wir gesehen haben. Willst du, dass das zum Teufel geht?«
    »Wer sagt denn, dass es dazu kommt? Es sollte allen zugänglich gemacht werden, die Menschen sollten Gelegenheit bekommen, das zu erleben, aber natürlich auf einer professionelleren Ebene.«
    »Nein! Genau da irrst du dich. Mit professionell meinst du kommerzielle, marktorientierte, groß angelegte Vorhaben. Komplexe, Himmel noch mal. Das ist falsch.« Connor wich etwas zurück vor ihrer Heftigkeit, Madi holte tief Luft und bemühte sich, ruhiger zu sprechen. »Schau, seit ich am Kaieteur war, seit ich mit Lester oben am Fluss war, seit ich in Caraboo bin, hat es an mir genagt, und ich kann jetzt genau erkennen, was in diesem Land getan werden sollte. Und der Weg, den man einschlagen sollte, ist der Ökotourismus. Kleine, spezielle, einmalige Erlebnisreisen. Dieses Land besitzt nicht die Infrastruktur für einen Tourismus, wie du ihn dir vorstellst. Und es ist kein umweltverträglicher Tourismus. Damit wird genau die Umwelt zerstört, die die Menschen sehen wollen. Siehst du denn nicht, wie fehl am Platze hier ein großes Kasino wäre?«, fragte sie aufgebracht.
    Connor versuchte es erneut, sprach mit besänftigender Stimme, um Madis wachsendem Zorn etwas entgegenzusetzen. »Es wäre wie eine Insel und wenn es vernünftig gemacht wird, könnten die Menschen davon profitieren, und …«
    »Connor, ich kann nicht glauben, dass wir auf derart verschiedenen Wellenlängen sind.« Sie stieß die Tür auf und legte sich in die Hängematte auf der Veranda. Connor seufzte und ließ sich auf das Kissen zurücksinken. Er war zu müde, sich jetzt damit auseinander zu setzen. In einer Weile würde er aufstehen, hinausgehen und sie in die Arme nehmen. Aber gleich darauf war er eingeschlafen.
    Madi schlang die Arme um sich und wiegte sich in der Hängematte, doch als sie Connors stetiges Atmen hörte, schlich sie auf Zehenspitzen hinein, zog sich ein langärmeliges Hemd und einen Sarong an, nahm ihr Kissen und ging wieder hinaus.
    Während sie sanft in ihrer Stoffwiege schaukelte, schaute sie hinaus zu den Mangobäumen auf dem sandigen weißen Boden, der im Mondlicht glitzerte. Der Streit mit Connor hatte sie zutiefst aufgewühlt. Es lag nicht daran, dass sie sich nicht einig waren, sondern an der Tatsache, dass sie derart verschiedene Ansichten hatten. Sie konnte nicht fassen, dass Connor nicht ebenso hingerissen

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