Der Gesang des Wasserfalls
sein. Sie musste ruhig bleiben. Soweit er wusste, hatte sie ihn nie gesehen, da man ihr und Connor die Augen verbunden hatte. Und seine Stimme war in keiner Weise außergewöhnlich.
Madi verbarg ihre Erregung so gut wie möglich, hörte St. Herves Geplapper zu und war erleichtert, als Lady Annabel auf sie zukam. »Madison, meine Liebe, da ist jemand, dem ich Sie vorstellen möchte. Meine Herren, Sie können die hübschen Mädchen nicht permanent mit Beschlag belegen. Entschuldigen Sie uns.« Madi lächelte und zuckte die Schultern, als sie von Lady Annabel weggeführt wurde.
»Wen soll ich denn jetzt kennen lernen?«, fragte Madi mit erstickter Stimme.
»Niemanden. Sie sahen so aus, als müssten Sie gerettet werden.« Lady Annabel warf ihr einen scharfen Blick zu, sagte aber nichts weiter. »Gehen Sie und suchen Sie Ihren netten jungen Mann.«
Dankbar floh Madi zu Connor, der mit Matthew zusammenstand. Beide sahen sofort, dass sie ganz aufgewühlt war.
»Was ist los, Schwesterchen?«, fragte Matthew mit gesenkter Stimme.
»Schaut jetzt nicht hin. Aber er ist hier, Connor. Der Mann, der den Drogenkurieren befohlen hat, uns zu töten. Er ist hier.«
»O Gott. Bist du dir sicher, Madi?«
»Der Ring, ich habe seinen Froschring gesehen.«
»Wer, welcher ist es?«, fragte Matthew drängend.
»Lenk keine Aufmerksamkeit auf uns. Ich glaube, er weiß nicht, dass ich ihn erkannt habe«, sagte Madi. »Der fette Inder in der hochgeschlossenen Jacke. Dreh dich nicht um, Connor.«
»Ich sehe ihn«, sagte Matthew, der Madi und Connor gegenüberstand und den Raum hinter ihnen überblicken konnte. »Er redet mit Olivera.«
»Der ist auch daran beteiligt«, zischte sie.
»An was, Madi?«
»Sie gehören alle zum Kasinokonsortium. Sie sind die Männer hinter der mysteriösen El-Dorado-Gesellschaft, deren Geld in das Kasino fließt.«
»Allmächtiger. Wir sollten von hier verschwinden«, sagte Matthew. »Ihr beide als erste, ich komme dann in einer Weile nach. Fahrt direkt zu Connor. Ich treffe euch dort in einer Stunde, und dann überlegen wir, was das alles zu bedeuten hat.«
Schweigend fuhren sie zu Connors Haus zurück. Nachdem sie eingetreten waren, warf sich Madi in Connors Arme. »O Gott, das war entsetzlich. Ich habe mich so bemüht, ihn nicht merken zu lassen, dass ich ihn erkannt habe. Glaubst du, er hat Verdacht geschöpft? Lady Annabel sagte, ich hätte ausgesehen, als müsse ich gerettet werden.«
»Keine Panik. Das könnte genauso gut bedeuten, dass du gelangweilt ausgesehen hast oder so. Setz dich und lass mich dir einen Drink holen.«
Matthew traf ein, und kurze Zeit später fuhr ein Wagen vor, und Johns stieß zu ihnen. Matthew erzählte ihm rasch von der Begegnung mit Bacchus. Connor reichte frische Drinks herum, und sie erörterten die Verbindungen zwischen El Dorado, Guyminco, Ernesto St. Kitts Tod, der Drogenszene und dem Kasino.
»Das Kasino ist der Schlüssel zu allem. Die perfekte Möglichkeit, Geld zu waschen. Und wenn Bacchus außerdem Direktor einer Bank ist und der Boss dieses Drogenrings, dann ist klar, woher das Geld für das Kasino kommt«, sagte Johns.
»Aber welche Verbindung besteht zwischen El Dorado und Guyminco?«
»Erpressung oder sogenannte wirtschaftliche Druckmittel, nennen Sie es, wie Sie wollen. Guyminco – und wer weiß, wie viele andere Firmen noch – muss unter Druck gesetzt worden sein, Schutzgelder zu bezahlen, sonst hätte es keine Verträge und anderes mehr gegeben.«
»Was heißt das?«, fragte Madi.
»Ersatzteile und Lieferungen, die nicht ankommen, Zusagen und Genehmigungen, die zurückgenommen werden, alles Mmögliche. Bankiers, Regierungsbeamte und politische Lobbyisten können sehr überzeugend sein«, sagte Connor.
»Und wie passt das ganze Amazoniaprojekt da hinein?«, wollte Madi wissen, um ein klares Bild zu bekommen.
»Was gäbe es für eine bessere Möglichkeit, Geld zu transferieren und gleichzeitig Geld zu verdienen? Unter dem Deckmantel eines legalen Unternehmens, das Arbeitsplätze schafft und die Wirtschaft ankurbelt«, sagte Matthew.
»Können wir nicht zur Polizei gehen … oder mit sonst jemandem reden?«, fragte Madi.
Johns meinte: »Genau in diesem Punkt müssen wir sehr vorsichtig sein. Als Erstes schlage ich vor, dass Madison das Land verlässt und Connor sich bedeckt hält.«
»Ich werde nicht gehen. Tut mir leid, Mr. Johns, aber ich kann nicht abreisen. Lässt sich denn nichts machen, um zu beweisen, was da vorgeht?«,
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