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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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stieg die Treppe zur Veranda hinauf, wo sie Matthew, Connor und Kevin bei einem Drink plaudern hörte. Blitze zuckten, und der Regen rauschte auf den Demerara herab.
    »Die Köchin sagte, du bist mit Shanti weggegangen … war's nett?«, fragte Matthew fröhlich.
    Madi glaubte nicht, dass sie das Erlebte auch nur annähernd zutreffend schildern könnte. Sie setzte sich und schaute hinaus in den Regen, bevor sie antwortete. »Nett ist nicht das passende Wort. Ich war mit Shanti bei … Ich bin heute Nachmittag ein bisschen ausgeflippt. Ich spürte, dass derjenige, der hinter mir, hinter uns her ist, hier war.«
    »Wieso? Was ist passiert?« Die Männer sahen sie bestürzt an.
    »Überhaupt nichts. Es war nur ein Gefühl, ein Instinkt. Und das habe ich Shanti erzählt.« Mehr sagte sie nicht, und ihr Bruder warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Hat sie dich zu dem indischen Magier gebracht?«, fragte er leise.
    Madi nickte, und Connor schaute von einem zum anderen. »Dem Fledermausdoktor?«
    Madi schüttelte den Kopf. »Es war jemand anderer. Er hat wohl … so was wie einen Zauberbann ausgesprochen … Shanti sagt, ich sei jetzt beschützt.«
    Matthew zog an einer langen Lederschnur einen kleinen Beutel unter seinem Hemd hervor. »Der hier soll mich beschützen.«
    »Tja, das ist ja nett für euch zwei, aber was ist mit mir?«, fragte Connor mit einem Grinsen.
    »Sprich mit Shanti«, meinte Madi lächelnd und erleichtert. »Ich hätte übrigens gern einen Drink.«
    »Willst du uns davon erzählen?«, fragte Matthew.
    »Jetzt nicht, aber irgendwann schon.«
    Matthew beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. Connor reichte ihr einen Drink. Sie sah beide mit einem breiten Lächeln an. »Vielleicht sollte ich die Geschichte erst einmal für mich behalten!«
    Matthew zog die lange Lederschnur mit dem Beutelchen über seinen Kopf und reichte es Connor. »Hier, Kumpel, behalt das eine Weile in der Tasche.«
    Connor wurde ein bisschen rot. »Nein … ich komm schon zurecht, das gehört dir.«
    »Ich hab das Gefühl, dass es auch bei jemandem wirkt, den ich mag … und vermutlich bin ich nicht in dem Maße Zielscheibe wie du und Madi.«
    Matthew hatte das leichthin gesagt und wandte sich der Bar zu, um ihre Drinks aufzufüllen. Connor sah tief berührt aus und steckte den kleinen Beutel, den der Obeah-Mann Matthew gegeben hatte, in die Tasche.
    Madi ging zu ihrem Bruder und gab ihm einen Kuss. »Danke, Matt.«
    Matthew setzte sich wieder. »Wenn mir ein Baum auf den Kopf fällt, will ich es zurück. Jetzt hol dir einen Stuhl und lass uns das Feuerwerk betrachten.«
     
    Sie beobachteten die tanzenden Lichter, die die Regentropfen auf der Wasseroberfläche in einen farbigen Schimmer tauchten, bis die Köchin sie mit der Glocke zum Abendessen rief.
    Als sie mit dem Essen fertig waren, hatte der Regen aufgehört, und wässriges Mondlicht ergoss sich über die nasse Landschaft.
    »Sollen wir einen Spaziergang machen?« Connor griff nach Madis Hand. »Wir können hier nicht die ganze Zeit eingesperrt sitzen.«
    Sie gingen hinunter zum Ufer, wo der Rasen aufhörte und ein kleiner, von Palmen und Büschen gesäumter Pfad am Fluss entlang führte. Hier und da standen Steinbänke.
    »Ich wollte dich ein wenig für mich haben.« Connor küsste sie. »Es war einer dieser Tage, an denen man dauernd von einer Konferenz in die nächste hasten muss.«
    »Da bist du doch genau in deinem Element«, neckte ihn Madi. Sie hakten sich unter, und sie fühlte sich ruhig und zufrieden. Trotz des etwas unheimlichen Lichts, der bedrohlichen Schatten und der raschelnden Palmwedel hatte sich ihre Angst durch den Besuch bei dem alten Schamanen vollkommen gelegt.
    Sie setzten sich auf eine Bank. Connor küsste sie wieder, und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Wie geht es mit deinem Tourismuspapier voran?«, fragte Connor.
    »Gut. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Ideen kommen mir, und das Ganze ergibt immer mehr Sinn. Schwierig wird es nur mit der Infrastruktur … Transportmöglichkeiten und so. Die Sehenswürdigkeiten selbst sind kein Problem.« Sie seufzte. »Wir haben hier so viel Schönes gesehen, nicht wahr?«
    »Das ist einer der Vorzüge meines Jobs. Ich jammere zwar manchmal über mein Zigeunerleben, aber ich war an faszinierenden Orten … faszinierend furchtbar und faszinierend schön. Aber das hier übertrifft alles«, erwiderte er. »Weil ich dich gefunden habe … Madi … hast du noch mal darüber

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