Der Gesang des Wasserfalls
Diskussionen. Er hatte weiterhin versucht, sich Vorteile zu verschaffen, aber sie hatte nicht nachgegeben, hatte schließlich durch Offenlegung ihres Einkommens bewiesen, dass ihr Beitrag zu den gemeinsamen Haushaltsausgaben wesentlich höher gewesen war als seiner, während er sein Geld für persönliche Dinge ausgegeben hatte. Endlich hatte er nachgegeben, und Madi genoss die kurze Befriedigung darüber, eine Runde gewonnen zu haben, wo er normalerweise erwartet hätte, dass sie unter seinem emotionalen Druck zusammenbrach.
Es fiel ihr schwer, wieder allein zu sein, obwohl sie erkannte, dass sie sich inzwischen sehr von dem Mädchen unterschied, das so jung geheiratet hatte. Aber irgendetwas sagte ihr, dass sich, hatte sie erst einmal diese raue Strecke überwunden, ihr Leben verbessern würde. Dann würde sie wie ein Adler fliegen. Noch hatte sie diesen Höhenflug nicht erlebt, aber sie lernte, sich zu mögen und mit ihrer eigenen Gesellschaft zufrieden zu sein. Früher war sie oft außerhalb der Arbeitsstunden schrecklich einsam gewesen, aber jetzt … nachdem sie sich entschieden hatte, die Sicherheit ihres Jobs aufzugeben und nach Guyana zu fliegen, hatte sie, auch wenn sie sich nun in den Schutz ihres Bruders begab, das Gefühl, endlich auf dem Weg zu einem neuen, eigenen Leben zu sein.
Die United 747-400 erhob sich in den blauen Himmel über Sydney, drehte nach Osten ab und bot eine spektakuläre Aussicht auf den Hafen. Dann stieg sie langsam auf siebenunddreißigtausend Fuß Reisehöhe für den Nonstopflug nach Los Angeles. In LA saß Madison eine Stunde lang in der
Red Carpet Lounge
, trank kalifornischen Chardonnay und blätterte die neuesten amerikanischen Zeitschriften durch, bevor sie an Bord einer United 767 nach Miami ging.
Nach der Landung fand sie heraus, dass der Flug mit Guyana Airways nach Georgetown auf den nächsten Tag verschoben worden war. Die junge Guyanerin am Schalter war sehr freundlich, konnte aber auch nur lächeln, mit den Schultern zucken und sie darauf hinweisen, dass so was nicht ungewöhnlich war. Ihre entspannte Art ließ Madison ahnen, dass diese Haltung wahrscheinlich die allgemeine Lebenseinstellung der Guyaner widerspiegelte. Sie nahm sich ein Zimmer im Flughafenhotel und versuchte, Matthew in Georgetown anzurufen. Im Haus nahm niemand ab, doch das Telefon machte so seltsame Geräusche, dass sie sich nicht sicher war, ob es überhaupt funktionierte. Sie fiel quer über das Doppelbett und schlief ein paar Stunden.
Später duschte sie, zog Jeans und ein weißes T-Shirt an und versuchte erneut, Matthew zu erreichen, wieder ohne Erfolg. Schließlich wählte sie die Telefonnummer der Mine, die er ihr gegeben hatte, und war erleichtert, als er an den Apparat kam. Rasch erklärte sie ihm, dass sie mit dem Abendflug am nächsten Tag eintreffen würde.
»Gut, dass du mich erwischt hast, Madi. Ich habe hier ein Problem und kann nicht zurück in die Stadt. Aber ein Freund, den ich hier kennen gelernt habe, wird dich abholen. Ich gebe ihm gleich deine Flugdaten durch. Er heißt Connor Bain, ist Australier und ganz begeistert davon, weitere Australier hier zu haben.«
»Wie war der Name? Buchstabier ihn mir.«
»C-o-n-n-o-r. Hast du's?«
»Ja. Ungewöhnlicher Name.«
»Er fährt dich zum Haus, und ich komme einen Tag später zurück. Ruh dich einfach aus. Tut mir wirklich leid, aber ich bin so froh, dass du auf dem Weg hierher bist.«
Madi bemühte sich, ihre Enttäuschung darüber zu verbergen, dass ihr Bruder nicht am Flughafen sein würde. »Wie soll ich ihn denn erkennen?«
»Keine Bange, er wird dich finden, ich hab ihm ein Foto von dir gegeben. Außerdem wirst du wahrscheinlich die einzige Blondine im ganzen Land sein.« Es knisterte in der Leitung, und die Verbindung war einen Moment lang unterbrochen, dann war Matthew wieder dran. »Also, mach dir keine Sorgen, Connor wird sich um dich kümmern.«
»Was ist, wenn etwas passiert, wenn der Flug Verspätung hat oder wieder verschoben wird?«
»Er wird auf dich warten. Diese Verbindung ist miserabel. Pass auf dich auf, bis bald. Ich freue mich auf dich!«
»Mach's gut, Matt.«
Madi legte auf. Sie besaß durchaus Reiseerfahrung, aber zum ersten Mal ließ sie sich auf etwas ein, von dem sie wusste, dass es weit über ihre Erfahrungen hinausging. Die gleichgültigen Angestellten der Fluggesellschaft und die schlechte Telefonverbindung hinterließen nicht gerade einen ermutigenden ersten Eindruck.
Sie aß im
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