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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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nicht, wie man anständigen Punsch macht? Wir sollten immer einen Krug voll im Kühlschrank haben«, sagte Kevin. »Madi, bringen Sie die Hors d'œuvres mit.«
    Sie gingen zur Küchentür hinaus, die Hintertreppe hinunter und durch den Garten zu dem kleinen Pavillon, wo Singh Gläser bereitstellte und Eiswürfelbehälter in eine Plastikschale ausleerte.
    »Ah, das ist das wahre Leben.« Matthew machte es sich bequem, und Madison sank in einen alten Korbstuhl. Kevin reichte ihr ein Glas Cola mit Rum.
    »Ich nehme nur Eis und dazu den Zehnjährigen«, sagte Matthew, worauf Kevin zu einer anderen Rumflasche griff. »Der ist weich wie Seide, Madi. Probier mal.«
    Sie nahm einen Schluck. »Schmeckt fast wie ein Likör oder ein alter Brandy.«
    »Alter, abgelagerter Rum. Es gibt nichts Besseres. Prost. Willkommen in Guyana, Madi.«
    In dem Moment erklang ein »Hallo!«, und Connor schloss sich ihnen an. »Ich sehe, Sie fühlen sich schon ganz heimisch.«
    »Der Rum?«
    »Nein, das pralle Leben. Ich hab Sie vorhin gesehen, wie Sie mit einem schwarzen Kerl im Kanal standen und Blumen klauten, so wie's aussah.«
     
    Bald darauf kamen die anderen, zusammen mit Sharee und Viti, die bei der Schatzsuche dabei gewesen waren. Madison merkte, wie sehr sie sich in der Gesellschaft der Gruppe wohlfühlte. John und Ann da Silva waren Nachbarn, die ein paar Häuser entfernt wohnten. John war englischer und portugiesischer Abstammung und in Guyana geboren. Seine Frau war Engländerin, beide waren kultiviert, welterfahren und weitgereist. Madison fand ihre unkomplizierte und lebhafte Art auf Anhieb sympathisch. Beide hingen mit leidenschaftlicher Liebe an Guyana.
    »Wir lieben das Land, sind aber nicht blind gegenüber den Problemen, die einen verrückt machen können. Wir haben hier ein wunderbares Leben. Ich fliege regelmäßig nach London, um meine Familie zu besuchen. Und Johns Verwandte – er hat Dutzende – leben alle hier«, meinte Ann grinsend.
    John war zusammen mit seinem Bruder Besitzer einer Autowerkstatt, und Madison merkte rasch, dass Ann genauso viel von Autos verstand wie er. »Kommt das durch das Geschäft?«
    »Nein, ich fahre Rennen«, erwiderte sie. »Bin gerade von einer Rallye in Belgien zurückgekommen. War ein toller Spaß. Wäre noch toller gewesen, wenn ich es nicht vermasselt und die Führungsposition verloren hätte.«
    »Lass uns nicht noch mal das Rennen durchkauen«, stöhnte John gutmütig. Es stellte sich heraus, dass sie sich kennen gelernt hatten, als Ann an einer Rallye in Guyana teilgenommen hatte.
    Madison beugte sich zu Ann hinüber. »Könnten Sie mir irgendwann ein paar Tips geben? Ich hatte immer den heimlichen Ehrgeiz, Rennen zu fahren.«
    »Im Ernst?« Matthew hob die Augenbrauen. »Genauso wie du Schmetterlinge am Amazonas jagen willst?«
    »Sie müssen auf jeden Fall ins Landesinnere fahren«, sagte John und reichte den Rum weiter.
    »Das würde ich gern, aber ich weiß nicht, wie ich das allein anstellen soll.«
    »Sie können nicht allein ins Landesinnere!«, mischte sich Connor Bain in das Gespräch ein.
    Dann wandte sich Ann, die den Eindruck vermittelte, eine willensstarke, geradlinige, sachliche Frau zu sein, an Madison. »Wir werden einen Trip organisieren, keine Bange. Wenn Sie nicht den Fluss hinaufgefahren sind und gesehen haben, wie schön das Land ist, dann kennen Sie Guyana nicht.«
    Madison erhob ihr Glas. »Danke, Ann.« Und sie hatte keinen Zweifel daran, dass Ann etwas organisieren würde.
    Madison fühlte sich sehr entspannt, vielleicht war es der Rum, aber sie beschloss, sich nicht durch Connor Bains schroffe Bemerkungen oder sonst etwas aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie hatte den deutlichen Eindruck, dass die Dinge einfach ›passieren‹ würden.
     
    »Sechs Uhr«, riefen alle gleichzeitig und lachten. Madison schaute sich in der Runde um und versuchte, den Witz zu begreifen. Niemand hatte auf die Uhr geschaut. Sie griff nach Matthews Arm und warf einen Blick auf seine Uhr. »Okay, ich geb's auf. Was habt ihr alle?«
    »Die Sechs-Uhr-Biene! Hören Sie. Seid mal alle ruhig«, befahl John.
    Und richtig, da flog mit lautem Brummen eine große, dicke, hummelartige Biene über das saftige Grün des Gartens.
    »Sie erscheint immer um Punkt sechs Uhr«, fuhr er fort. »Wie eine Art Wecker, der den Abend einläutet. Jetzt fangen all die anderen Geräusche an, Frösche, Nachtschwalben und alle anderen Nachtlebewesen. Und wieder andere singen ihr Gutenachtlied, bevor sie

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