Der Gesang des Wasserfalls
nach Hause ins Bett verschwinden.«
Madi sah John verwundert an, erkannte aber, dass er es durchaus ernst meinte.
»Dieses Land ist erstaunlich«, lachte Madi.
»Darauf trinke ich. Gebt mal den Rum weiter«, sagte Connor.
Die Sechs-Uhr-Biene brummte weiter durch den Garten, jetzt übertönt vom Klirren des Eises und dem Gelächter. Die Sonne versank langsam hinter dem von riesigen Bougainvilleen bedeckten Zaun, und die Brise vom Meer brachte endlich etwas Kühle.
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Sechstes Kapitel
A ls sich Madison ihr goldblondes Haar aufsteckte, wehte ihr der Deckenventilator kleine Strähnchen um Stirn und Wangen. Sie tupfte sich die feuchte Oberlippe ab und betrachtete sich ein weiteres Mal prüfend im Spiegel, zufrieden mit dem frischen, weißen Sommerkleid, das sie gewählt hatte. Der Gesamteindruck war kühl und klassisch, auch wenn ihr reichlich warm war. Die Temperatur betrug über dreißig Grad, und es war sehr schwül.
Sie freute sich auf diesen Lunch mit Connor. Zu ihrer eigenen Überraschung hatte sie spontan zugesagt, als er sie eher beiläufig zum Lunch im Georgetown Club eingeladen hatte. Er hatte sie ein paar Mal mit seiner gönnerhaften Art verärgert, aber sie musste zugeben, dass er etwas an sich hatte, das ihr gefiel. Irgendwie fühlte sie sich sicher in der Gesellschaft dieses kräftigen Westaustraliers, der immer genau das sagte, was er dachte.
Aber gleichzeitig beschlich sie auch eine Art Déjà-vu-Gefühl, das sich wenig unterschied von den Gefühlen, die sie gehabt hatte, als ihr Geoff in den Anfangstagen ihrer Beziehung so umwerfend vorgekommen war.
Jetzt fragte sie sich, wann sich eine Beziehung zu verändern begann. Und wie soll man wissen, was dauerhaft ist? Aber sie hatte nicht die Absicht, erneut in diese Falle zu tappen, außer sie wäre sich ihrer Sache absolut und vollkommen sicher.
Madi und Connor hatten zusammen mit Matthew und Sharee, Kevin und Viti verschiedene Dinnerpartys besucht. Aber bei diesem Lunch würden sie zum ersten Mal seit ihrer Fahrt vom Flughafen allein sein. Na gut, dachte sie, jetzt würde sich erweisen, ob sie ihn mochte oder nicht.
Singh öffnete ihnen das Tor mit einer gekonnten Verbeugung und einem fröhlichen Gruß. »Die Shorts, die nackten Füße und das Unterhemd verderben den Eindruck ein wenig«, meinte Madi grinsend. »Singh scheint sehr zufrieden mit sich. An manchen Tagen ist er nur halb wach.«
»Hängt davon ab, wie viel Rum er trinkt, nehme ich an.«
Auf dem Weg zum Lunch fragte sie Connor, ob er auch zum Empfang des amerikanischen Botschafters käme, zu dem sie als Matthews Begleiterin eingeladen worden war.
»Ja, ich muss da meine Honneurs machen. Alles rein dienstlich.«
»Die Arbeit so mit dem Vergnügen zu verbinden muss doch recht angenehm sein.«
»In Guyana ist das absolut unerlässlich. In Ländern wie diesem gelten die üblichen Regeln nicht.«
»Bananenrepublik-Regeln, was?«
»Stimmt, Madi. Man passt sich schnell an. Aber das macht den Job erst interessant.«
»Was für ein Job ist das eigentlich? Ich habe nur die vage Ahnung, dass es was mit der Internationalen Finanzorganisation zu tun hat, einer Bank, die sich auf Projekte in der Dritten Welt spezialisiert hat, in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen. Ihre Ausgangsbasis ist New York, und Sie unterstützen Matthews Firma, um die Mine zum Verkauf vorzubereiten.«
Connor seufzte. »Ziemlich gewichtiges Thema für den Mittagsverkehr in Georgetown, aber kurz gesagt, ich führe die Aufsicht über Projekte, die dazu gedacht sind, die Entwicklung in Ländern wie Guyana anzukurbeln. Durch das Bankennetzwerk kann ich die Unterstützung großer Unternehmen und Finanzeinrichtungen gewinnen, falls das Projekt das rechtfertigt.«
»Klingt ein bisschen nach Risiko. Was ist, wenn Sie es falsch einschätzen?«
Connor lehnte sich zurück und hob die Hände in gespieltem Entsetzen. »Falsch einschätzen? Sie sollten an diese Möglichkeit nicht einmal denken.« Er wurde wieder ernst. »Nein, bisher gab es noch keine größeren Katastrophen. Wir haben eingebaute Kontrollsysteme, aber ja, manchmal werden Fehler gemacht, weil wir mit Projekten wie Guyminco und auch einer Goldmine hier namens Kolumbus zu tun haben, denen es im Allgemeinen an gut ausgebildeten Arbeitskräften und Verwaltungspersonal fehlt. Und da laufen auch viele Machtspiele – meist betrügerische. Diese Länder ziehen zwielichtige Geschäftemacher geradezu an.«
»Sie meinen, dass einige der Geschäftsleute
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