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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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ausgebreitet … die Azteken und Pueblos in Nordamerika, die Mayas in Zentralamerika und die Inkas und Chibchas in Südamerika. Denen ihre Nachkommen bilden die neun Stämme, die wo's heute in Guyana gibt.« Er lächelte verschmitzt. »Jemand, den Sie vielleicht kennen tun, hat sich mit den Indios angefreundet, als er hier nach dem Gold von El Dorado gesucht hat.«
    »Ich weiß. Sir Walter Raleigh.«
    »Der war toll. Kluger Mann. Hat die Indios gut behandelt, und sie ham ihm dafür geholfen. Die Engländer und die Holländer ham sie auf ihre Seite gebracht und ham sie beschützt, dafür ham die Eingeborenen die weggelaufenen Sklaven gejagt. Viele Neger mögen die Indios immer noch nich, weil sie das gemacht haben.«
    »Und wie ist das bei Ihnen?«, fragte Madison unverblümt, da er so offen war.
    »Ich hab gute Freunde oben am Fluss. In den Dörfern leben sie so, wie sie immer gelebt ham, das is okay. Aber jetz tut sich viel ändern, und das is schwer für sie. Sie sollten kriegen, was alle kriegen, aber die Regierung lässt das ganze Land den Bach runtergehn. Ich bin oft bei denen und merke, dass die Stämme radikaler werden. Bald werden sie in diesem Land ihre Stimme erheben und nich mehr still im Wald bleiben.«
    Lester wurde hitziger. »Wir Guyaner wolln nur Fairness für alle. Is nich richtig, dass die, wo Macht ham, sich bestechen lassen und Geld nehmen. Die armen Leute sehn das und klauen sich das Geld für 'n besseres Leben oder zum Auswandern. Wer soll dann dieses Land stark machen, eh? Indios können nich nach Miami gehn und dort ein glückliches Leben haben wie manche von uns. Die wolln nur hier sein.«
    »Das ist wohl überall auf der Welt ein Problem, Lester«, sagte Madi leise. »Aber was können wir dagegen machen?«
    »Manchmal müssen manche von uns einen Ausweg finden. Is nich gut, wenn alle nur warten, dass jemand anders alles in Ordnung bringt.«
    Sie bogen auf den Hof eines einfachen, weitläufigen, zweistöckigen Gebäudes. Überreste eines Lastwagens waren halb im hohen Unkraut versunken, und eine angebundene Ziege lag im Schatten eines Baumes. Neben dem Eingang zum Indiohospiz befand sich ein kleiner Laden, und ein dunkeläugiges Mädchen spähte scheu aus dem Eingang.
    »Wer ist hier untergebracht?«
    »Kinder aus verschiednen Dörfern, die wo hergebracht werden, damit sie die Stadt kennen lernen und 'ne bessere Schulbildung kriegen. Sie bleiben ein Jahr. Dann gehn sie zurück in ihr Dorf.«
    »Fällt ihnen das nicht schwer, nachdem sie Georgetown gesehen haben?«
    »Ich hab Indiofreunde, die Kinder von denen kriegen Heimweh. Manche gehn früher zurück. Aber sie gehn alle irgendwann zurück und ham was gelernt, damit sie dem Dorf helfen können. Die meisten mögen die Stadt nich. Manche kommen, weil sie krank sind. Werden im Krankenhaus behandelt, von Spezialistenärzten. Malaria, Typhus, das sind schlimme Krankheiten, da werden sie hergebracht. Sonst sorgen sie für sich selbst. Waldmedizin. Dauert lange, 'nen Spezialistenarzt von Georgetown ins Landesinnere zu bringen. Noch 'n Grund, warum sich die Indios organisieren.« Er deutete mit dem Kopf auf das obere Stockwerk. »Da oben sitzt der große Häuptling.«
    »Organisieren, meinen Sie politisch?«
    »Ja. Das sind sanfte, freundliche Leute. Kümmern sich um ihren eignen Kram, bleiben für sich. Aber jetzt, die dicken Geschäfte, der Holzabbau, die Minen, Probleme mit den Flüssen, nich gut für sie.«
    »Was meinen Sie mit Problemen mit den Flüssen?«
    »Kranke Fische. Gift im Wasser, Bäume abgeschlagen, überall werden denen ihre Jagdgründe für Minen ausgebuddelt. Das alte Leben is vorbei.«
    »Ist Umweltschutz hier ein wichtiges Thema?«
    Lester redete weiter in seinem breiten Slang. »Mann, wir alle kennen das Wort. Die Calypsoboys singen davon, oje, ja. Wir hörn genug über diesen Umweltschutz.«
    Sie gingen in den kleinen Laden. Er war farbenfroh und vollgestopft, mit Körben, Matten, dekorativen Ornamenten, Fischfallen, das meiste aus gewobenen Gräsern und Holz. Lester sah, dass Madison die kräftigen, kunstvoll gewobenen Bodenmatten bewunderte. »Sind aus Tibisiri gemacht, das kommt von der Etapalme. Tun lange halten.«
    An einer Wand hing eine Auswahl von Hängematten. »Die hier sind die besten, sehr weich, sehr stark. Können nass werden, verrotten nich so leicht«, sagte Lester. »Gibt sogar welche für Babys.« Er hielt ihr eine winzige Kinderhängematte hin.
    »Oh, ist die niedlich.«
    »Ham Sie Babys?«, fragte

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