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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Und warum gerade hier?«
    »Ich glaube nicht, dass es genau dieser Fleck hier ist, eher der Wald oder der Dschungel selbst. Gwen spricht auch davon. Sie sagt, wenn man sich zu Hause fühlt, dann ist es richtig, dass man hier ist. Es sind die Bäume, diese Wildnis, das Wissen, dass das alles schon seit Urzeiten besteht …«
    »Madi, kaum eine halbe Meile entfernt sitzt da diese ganze Bande und aalt sich im Luxus. Das hier kann man wohl kaum als Wildnis bezeichnen.« Er legte die Arme um sie. »Nimm dir nicht alles so zu Herzen. Guyana scheint eine seltsame Wirkung auf dich zu haben. Oder liegt es nur daran, dass du dich an einem persönlichen Scheideweg befindest?«
    Sie drückte sich an ihn. »Ich weiß es nicht, Connor. Lady Annabel sagt, dass einem in Guyana die Dinge leicht zu Kopf steigen.« Sie seufzte, schaute ihm in die Augen und lächelte. Wieder küsste er sie, und als sie sich voneinander lösten, schaute sie sich um. »Ich weiß nur, dass ich weiter in dieses Land hinein muss – ins Landesinnere. Den Fluss hinauf, zum Kaieteur …«
    »Wie Gwen«, sagte er leise. »Ich glaube, wir sollten umkehren. Ich wollte noch ein bisschen mit dem Mann vom Finanzministerium reden, der sich unter den Gästen befindet, und sehen, ob er mir helfen kann, die Leute da endlich zu einer Entscheidung zu bringen.«
    Sie knuffte ihn in die Rippen. »Wie ungeheuer romantisch.«
    Während sich Connor und Madi ihren Weg durch den Regenwald bahnten, hatte sich über das Anwesen des Obersts nachmittägliche Stille und Mattigkeit gesenkt. Matthew schaukelte träge in einer Hängematte unter dem Vordach des Gästebungalows, den er sich mit Kevin teilte. Langsame Schritte und ein Schatten, der über ihn fiel, veranlassten ihn, den Kopf zu heben. Ernesto St. Kitt stand vor ihm.
    »Haben Sie geschlafen?«
    »Nein, nur ein bisschen gedöst …« Matthew setzte sich mühsam in der hin und her schaukelnden Hängematte auf. »Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir. Da drüben steht ein Stuhl im Schatten. Die heißeste Zeit des Tages, nehme ich an. Vielleicht sollte man bald schwimmen gehen.«
    »Ja, das ist eine gute Idee.« St. Kitt nahm auf dem Stuhl Platz und streckte die braunen Beine aus. Er sah aus wie auf dem Weg zu einem Tennisspiel, trug makellose weiße Shorts und ein kurzärmeliges weißes Hemd.
    Mit seinem Kopf deutete er auf die Schlafzimmer. »Ist Kevin bei Ihnen?«
    »Kevin versucht, seine Stellung bei Viti zu festigen. Connor macht mit meiner Schwester einen Spaziergang im Regenwald.«
    St. Kitt zog die Beine an und beugte sich vor. »Gut, dann können wir reden. Diese El-Dorado-Gesellschaft …« Er ließ den Satz unbeendet.
    Matthew schaute ihn an. »Haben Sie irgendwas rausbekommen?«
    »Ja und nein«, sagte St. Kitt und lachte dann leise. »Das scheint in letzter Zeit mein Schicksal zu sein. Ich finde einen Hinweis, und dann lande ich in einer Sackgasse. Scheint so, als würden überall, wo ich mich hinwende, auf mysteriöse Weise Informationen fehlen. Offenbar wissen eine ganze Reihe von Leuten, dass ich Nachforschungen anstelle, obwohl ich sehr vorsichtig vorgegangen bin. Unterlagen verschwinden, Daten werden aus Computern gelöscht. Eine der Sekretärinnen erinnerte sich, Hinweise auf El Dorado gesehen zu haben. Dann sagte sie mir plötzlich, sie müsse sich geirrt haben. Bald danach hat sie gekündigt.«
    Matthew beugte sich vor, um ihn zum Weitersprechen zu veranlassen. »Irgendwelche greifbaren Beweise?«
    Bevor St. Kitt antwortete, schaute er sich um, als erwartete er, von jemandem belauscht zu werden. »Ich habe den Verdacht, dass Ihre Mine nur eine von vielen Geldquellen dieser El-Dorado-Organisation ist. Wer hinter der Gesellschaft steht, weiß ich nicht, da sie wenig mehr als ein Name mit nominellen Anteilseignern ist, hinter denen sich die wirklichen Drahtzieher verbergen. Trotzdem wächst mein Material ganz hübsch an, und ich gehe davon aus, dass über kurz oder lang einige Namen auftauchen werden. Das Ganze ist wie ein bodenloser Schacht. Geld fließt hinein, aber wo es wieder herausströmt, weiß ich nicht. Ich weiß allerdings, dass El Dorado über gute Verbindungen zur Regierung verfügt. Der Gesellschaft sind Lizenzen für eine Reihe größerer Erschließungsprojekte erteilt worden.«
    »Was für Lizenzen?«
    »Für Bergbau, Holzabbau, Exporte.«
    »Und man kann davon ausgehen, dass für diese Lizenzen bezahlt wurde?«
    »Ja, aber die tatsächlichen Profite für die Regierung kommen von der

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