Der Gesang des Wasserfalls
Türschwelle zu finden.«
Matthew zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, wie bedeutend die Drogenszene hier ist. Nach allem, was ich gesehen habe, werden einem in Clubs und auf der Straße keine Drogen angeboten. Ich bin sicher, dass ich sonst schon angesprochen worden wäre. Aber wir sind hier in Südamerika, und Kolumbien ist nicht weit weg.«
Sie waren beim Haupthaus angelangt, das still und einladend in der Sonne lag. Matthew drückte Madis Arm. »Denk nicht mehr daran, Madi. Vergiss, was du gesehen hast. Und sag den anderen nichts davon.«
»Nicht mal Connor?«
»Ich rede später mit ihm, wenn wir wieder in Georgetown sind. Kannst du dich übrigens erinnern, wer alles mitgemacht hat?«
Sie blieben am Fuße der Treppe stehen. Madi schloss die Augen, konzentrierte sich auf das, was sie letzte Nacht gesehen hatte. »Nein, es ist zu verschwommen. Ich erkannte nur zwei der Regierungsfritzen. Und ich hörte ein Mädchen lachen.«
»War Lady Annabel dabei? Oder Ernesto?«
»Ich kann es dir nicht sagen.«
Rohan, der Hausboy, näherte sich ihnen, frisch und munter, das ölige Haar glattgekämmt. »Guten Morgen. Sie sind die ersten, die wach sind. Wollen Sie jetzt frühstücken?«
Matthew und Madi setzten sich an einen für das Frühstück gedeckten Tisch auf der Veranda, und Aradna erschien und stellte ihnen mit scheuem Lächeln zwei Gläser Papayasaft hin.
Als sie ihre Bananenpfannkuchen aßen, kamen auch Kevin, Connor, Viti und Sharee, setzten sich zu ihnen und erzählten, wie gut sie geschlafen hatten, trotz des Ansturms der Insekten und Moskitos rund um ihre Moskitonetze.
»Bei uns liefen kleine Geckos über die Wände«, sagte Viti. »Wahrscheinlich haben sie sich an den Moskitos satt gefressen.«
»Die sind aber ganz schön laut«, ergänzte Sharee und machte ihre ›chuck-chuk‹-Rufe nach.
»Sind wir als einzige schon auf?«, fragte Connor und trank seinen Saft aus.
»Die anderen müssen wohl noch länger gefeiert haben«, sagte Matthew und tunkte seinen Pfannkuchen in den braunen Zuckersirup. »Tja, so entgeht ihnen der beste Teil des Tages. Für mich gibt es nichts Schöneres als so einen tropischen Morgen, bevor Hitze und Feuchtigkeit einem alle Energie rauben.«
Madi lehnte sich zurück, betrachtete den Dschungel rings um die gepflegte Anlage und seufzte. »Du hast Recht, Matthew. Es ist wirklich die schönste Zeit des Tages, aber hier noch mehr als in Georgetown. Absolut hinreißend. Näher war ich der Umgebung, die Gwens Phantasie so gefangen nahm, noch nie, und ich kann mir jetzt vorstellen, wie leicht sie sich von alldem verführen ließ.«
Matthew lachte. »Das mag ich so an dir, Schwesterchen. Die geborene Romantikerin.« Er schob den Stuhl zurück und stand auf. »Gut, während ihr anderen zu Ende frühstückt, werden Sharee und ich mit Handy Andy das Boot fertig machen, damit wir dann gleich zu John und Ann da Silva aufbrechen können. Wir treffen uns in fünfundvierzig Minuten an der Stelling. Okay?«
Als sie ihre Taschen mit Badeanzügen, Handtüchern und Getränken an Bord brachten, erschien Lady Annabel auf dem Balkon des Gästehauses. Sie rief ihnen einen Gruß zu und winkte wie wild.
»Die ist wirklich eine Nummer«, meinte Connor. Alle lachten und winkten zurück.
»Mir tut sie ein bisschen leid«, sagte Viti, während Kevin ihr in das Boot half. »Sie muss doch einsam sein, wenn man bedenkt, dass sie aus einer Zeit stammt, die sie überlebt hat.«
»Zu ihrer Zeit war sie bestimmt sehr unternehmungslustig«, fügte Matthew hinzu. Er wandte sich an Madi. »Du solltest sie dazu bringen, dir das alte Haus ihrer Familie zu zeigen. Sie kennt die Skandale fast aller Familien der Stadt.«
»Vielleicht werde ich das auch tun«, sagte Madi ernst. »Ich bin von Tag zu Tag mehr fasziniert von diesem Land.«
Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde im hellen Sonnenlicht, und als sie um eine Biegung des Flusses kamen, schoss ihnen John da Silva auf Wasserskiern entgegen, gezogen von einem Boot mit Ann am Steuer. Ihr Schnellboot raste an ihnen vorbei, und John kam gefährlich nahe heran. Er rief ihnen einen fröhlichen Gruß zu und deutete auf ein kleines Holzhaus am Steilufer.
Davor war ein schmaler Sandstreifen, und Handy steuerte darauf zu, stellte den Motor ab und ließ das Boot sanft ans Ufer treiben, wo sie alle ins flache Wasser sprangen. Handy warf den Anker den Strand hinauf. In diesem Moment rauschte John fast bis ans Ufer und trat aus seinen Skiern.
»Guten Morgen und herzlich
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