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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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immer noch herauszufinden, warum Matt und Kevin und ich zusammen mit all diesen Bürokraten eingeladen worden sind, die dafür sorgen können, dass die Mine wieder auf die Beine kommt.«
    »Sie meinen, Sie sind alle nur hier, um Geschäfte zu machen?«, fragte Madi.
    »Ganz so einfach ist es nicht. Es wird subtiler ablaufen. Haben Sie bemerkt, dass sich Destra mit zwei der Regierungsbeamten zurückgezogen hat? Gott weiß, was er mit denen aushandeln will. Ernesto – ein Überraschungsgast – passt nicht so ganz dazu, aber er wird die Ohren offen halten, um mehr über diese mysteriöse El-Dorado-Gesellschaft rauszukriegen, die Gelder der Mine abgezweigt hat, wie er Matthew erzählte. Wahrscheinlich mit Wissen von Krupuk. Und ich will mich mal ein bisschen näher mit einigen dieser Regierungsfritzen befassen. Verstehen Sie, Madi, viele von den Leuten, die wir brauchen, um die Mine wirtschaftlich zu sanieren und verkaufsbereit zu machen, sind die gleichen, die vorher von ihr profitiert haben. Wir haben immer noch Schwierigkeiten, die Zustimmung verschiedener Regierungsstellen zu bekommen. Hindernisse tauchen grundlos auf, Unterlagen gehen verloren, Treffen werden endlos verschoben. Und AusGeo wird sich keinesfalls auf unsaubere Geschäfte einlassen, nicht solange Johns die Maßstäbe setzt. Der Mann ist ein erfahrener alter Fuchs.«
    »Endlich mal was Erfreuliches! Aber wie soll AusGeo unter diesen Umständen die Sache bewältigen?«
    Als er die Besorgnis in Madis Gesicht sah, griff Connor nach ihrer Hand. »Keine Bange. Das wird sich alles regeln lassen. Sie sind hier, um Ihren Urlaub zu genießen. Lassen Sie uns auf Entdeckungstour gehen. Weg vom Hauptweg.«
    Sie bogen auf einen schmalen, wenig benutzten Pfad ab, der tiefer in den Dschungel führte. Hier kam das Sonnenlicht nur noch in vereinzelten dünnen Strahlen durch das Blätterdach. Auf dem Waldboden gab es wenig Unterholz, trotzdem konnten sie auf dem Pfad kaum nebeneinander gehen. »Soll ich vorausgehen und die Schlangen verscheuchen?«, fragte Connor.
    »Tun Sie das!«, lachte Madi und erkannte, dass Connor immer die Art Mann sein würde, der fürsorglich mit einer Frau umging, ob die Frau das nun wollte oder nicht.
    Er ließ ihre Hand los, trat vor sie, beugte sich herab und küsste sie leicht auf den Scheitel. Überrascht schaute sie zu ihm auf, und als sie sein sanftes Lächeln und den verlangenden Ausdruck in seinen Augen sah, stockte ihr der Atem. Innerhalb von Sekunden kamen ihre Gesichter sich nahe, und er hielt sie an den Schultern und küsste sie sehnsuchtsvoll auf den Mund. Als sie sich voneinander lösten, schien eine lange Zeit vergangen zu sein. »Warum haben wir das nicht schon eher getan?«, flüsterte er, drückte dann ihre Schulter, drehte sich um und ging los. »Okay, folgt mir, Macduff.«
    Der Pfad wand sich zwischen Regenwaldbäumen und Farnen hindurch, Lianen hingen von den Ästen herab, und Luftwurzeln wuchsen dem feuchten Boden zu.
    Connor blieb stehen und legte den Kopf in den Nacken. »Schau dir nur diese Bäume an, einfach prachtvoll. Und davon gibt es hier Millionen.«
    »Wie alt mögen die Bäume wohl sein?«, fragte Madi leise, sie wollte den Zauber nicht brechen. Das Licht um sie herum war von einem bleichen Grün, die Luft schwer und feucht, und Blätter so groß wie Suppenteller hingen in der dampfigen Atmosphäre schlaff herab.
    »Wie im Garten Eden … unglaublich, direkt vor der Haustür«, sagte Connor. »Seltsam, ich war nie zuvor in einem Regenwald.«
    »Warst du nie in New Queensland, um den Daintree zu sehen?«, fragte Madi ungläubig.
    »In meiner Jugend war ich in den Blue Mountains, aber den Regenwald bei uns hab ich irgendwie verpasst. Hab mich zu viel im Straßendschungel von Tokio, London und New York rumgetrieben.«
    Madi war überwältigt von dem starken Eindruck, den dieser Ort auf sie machte. Sie hatte davon gelesen, dass es Momente im Leben gibt, in denen die Seele mit dem Ort, an dem man sich befindet, in Verbindung tritt, und sie war sich bewusst, dass dies ein solcher Moment war. Sie drehte sich zu Connor um. »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber mich hat gerade so eine Art Blitz durchzuckt, ein Gefühl, dass dieser Ort etwas Besonderes ist, als hielte er eine Botschaft für mich bereit.«
    Connor schaute skeptisch, aber sie schien so tief bewegt, dass er die spöttische Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, zurückhielt. »Du meinst, so was wie eine Vorahnung oder ein Déjà-vu-Gefühl?

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