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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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sagte er. »Wenn wir nicht aufpassen, wird Georgetown ein Umschlagplatz für Kokain und Heroin aus anderen südamerikanischen Staaten werden. Rein durch unsere Hintertür und raus durch die Vordertür nach Miami.«
    Ann nickte. »Das könnte leicht für uns zu einer Katastrophe werden, wenn die Polizei dem nicht bald Einhalt gebietet.«
    »Das Problem ist nur, dass auch einige wichtige Leute in hochrangigen Posten daran beteiligt sind, zumindest den Gerüchten nach«, sagte John.
    »Auf den Straßen merkt man aber nichts davon«, meinte Kevin.
    John lehnte sich in seinem Liegestuhl zurück und öffnete eine weitere Bierflasche. »Hast du denn diese großen, muskulösen Schwarzen noch nicht bemerkt, die über und über mit Gold behängt sind und schicke Autos fahren? Wo, meinst du, haben die das Geld dafür her?«
    Madi war froh, dass sich das Gespräch vom Drogenkonsum in
New Spirit
entfernt hatte.
    Als sie die Schönheit des Flusses, den angrenzenden Dschungel, die in der Ferne aufragenden Berge betrachtete, empfand sie Abscheu bei dem Gedanken, dass dieses hinreißende Land von Drogenbossen übernommen und kontrolliert werden könnte. Sie beschloss, mit Lester darüber zu reden. Er kannte sich aus und würde ihr vermutlich die Situation besser schildern können.
    »Was meinst du, Madi?«, unterbrach Connor ihre Gedanken.
    »Wozu?«
    »Junge, warst du weit weg. Ich meine, zum Wasserski fahren … wollen wir's wagen?«
    »Warum nicht?«
    Sie wechselten sich ab, rauschten den breiten Essequibo hinauf und hinunter, fielen immer wieder ins Wasser, ließen sich von den anderen beklatschen oder gutmütig verspotten.
    Schließlich zogen sie das Schnellboot auf den schmalen Strand und gingen hinauf zum Haus, um vor dem Lunch noch einen Drink zu nehmen. John war der erste, der ihnen die schlechte Nachricht beibrachte.
    »Freunde, wir stecken in einer Krise. Aufgrund von logistischen Unstimmigkeiten bei der Organisation dieses Wochenendes haben wir fast keinen Alkohol mehr.«
    Die Männer sahen einander betreten an. Das war wirklich ernst. »Kein Alkohol, und das an einem Sonntagmorgen in der tiefsten Wildnis«, rief Matthew.
    »Seid getrost«, verkündete John mit Autorität. »Wir werden uns ins nächste Dorf begeben und die Vorräte auffüllen. Freiwillige?«
    Matthew und Kevin hoben sofort die Hand. Connor sah Madi an.
    »Ich komme auch mit«, rief sie begeistert. »Endlich eine Chance, mein erstes Eingeborenendorf zu sehen.«
    Matthew lachte. »Beim Lunch erwarten wir einen vollständigen Bericht über seinen Charme und die touristischen Möglichkeiten, Madi.«
    Sie zog eine Grimasse und streckte ihm die Zunge heraus.
    Connor trat vor. »Ich denke, ich sollte mir diese örtliche Touristenattraktion auch mal ansehen. Könnte ja auf etwas stoßen, das die IFO möglicherweise für unterstützenswert hält.« Er krümmte sich mit gespieltem Schmerz zusammen, als ihm Madi einen Rippenstoß versetzte.
    Das Expeditionskommando brauste etwa zehn Minuten lang den Fluss hinauf, bis sie zu einem sich am Steilufer ausbreitenden Dorf gelangten, das auf drei Seiten vom Dschungel umschlossen war. Kanus und zwei kleine Fährboote waren an der Stelling festgemacht, von der aus lachende Kinder platschend ins hoch aufspritzende Wasser sprangen.
    Das Dorf bestand aus einer geteerten, mit Schlaglöchern übersäten Hauptstraße, von der verschiedene ungepflasterte Wege abgingen, an denen größtenteils roh belassene Holzhäuser standen. Es gab einen Gemischtwarenladen, eine Elektro- und Mechanikerwerkstatt, eine Zapfsäule für Benzin, ein heruntergekommenes Versammlungshaus, eine weiß gestrichene Baptistenkirche, ein paar verstreute Verkaufsstände, zwei schummrige kleine Cafés und einen Schnapsladen.
    Madi fand das alles ziemlich deprimierend. »Was machen die Leute hier nur?«, fragte sie John.
    »Gott weiß, warum dieses Dorf überhaupt gebaut wurde. Jetzt verdienen sich die Leute ihr Geld mit Holzfällen für einige der Holzkonzerne hier in der Gegend, und die Läden verscherbeln alles Mögliche an die Indios, die im Dschungel oder weiter flussaufwärts leben. Solche Orte wie diese gibt es überall an den Flüssen.«
    Eine Gruppe ordentlich gekleideter Menschen hatte sich vor der Kirche versammelt und wartete auf den Beginn des Gottesdiensts. Unter ihnen befand sich ein groß gewachsener, dürrer Schwarzer, der, ein wenig unpassend, fand Madi, in einen dreiteiligen schwarzen Kammgarnanzug gekleidet war, mit einer Brokatweste und

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