Der Gesang des Wasserfalls
Insektenschutzmittel eingepackt, Connor?«
»Wo ist die Liste?« Er zog ein Stück Papier aus der Tasche seiner Shorts. »Klopapier, Zahnbürste und Zahnpasta, Seife, Insektenschutzmittel, Kopfschmerz- und Magentabletten, Plastikbeutel zum Verpacken.«
»Vernünftiges Schuhzeug«, fügte Ann hinzu.
»Ich nehme noch meinen Fotoapparat, Filme und mein Notizbuch mit«, sagte Madi.
»Willst du auch ein Buch schreiben?«, fragte Sharee.
»Nein, aber ich werde Tagebuch führen. Man vergisst alles so leicht, darum ist es gut, die Eindrücke zu notieren, solange sie noch frisch sind.«
Die Reisenden, denen sich Matthew und Kevin zugesellt hatten, schliefen in Schlafsäcken auf Sofas und in Hängematten im Haus der da Silvas und wurden um 4 Uhr 30 mit heißem Kaffee und Milchbrötchen geweckt, damit es um fünf Uhr losgehen konnte.
Matthew umarmte Madi im Licht der Morgendämmerung. »Dass du mir keine Dummheiten machst! Halt dich an Gwens Ratschläge, und lass es dir gut gehen.« Er küsste sie auf die Wange. »Ich hoffe, es wird genauso schön, wie du es dir vorstellst, Schwesterchen.«
»Ich mache den Trip, Matt, das ist die Hauptsache.« Ihr goldblondes Haar lag zu einem dicken Zopf geflochten schimmernd auf ihrer Schulter, bedeckt von Matthews Lieblingsangelkappe. Sie trug Jeans, ein T-Shirt unter einem von Matthews Baumwollhemden, dünne Baumwollsocken und Turnschuhe.
Matthew drehte sich zu Connor um und schüttelte ihm die Hand. »Pass gut auf die Kleine auf, Kumpel.«
»Keine Bange, Matt. Falls ich mit ihr Schritt halten kann. Wenn wir an die Fälle kommen, wird sie raufsprinten, um als erste oben zu sein, da wette ich.«
»Niemand sprintet da hoch«, sagte Ann. »Außerdem gibt es auf dem Weg nach oben so viel zu sehen, herrliche Pflanzen und Farne.«
Nachdem sich Kevin und Matthew von Sharee und Viti verabschiedet hatten, gingen die sechs zu den beiden vollgepackten Fahrzeugen. Ann, Madi und Connor bestiegen das eine, John, Sharee und Viti das andere. Die Motoren wurden angelassen, Kevin und Matthew hielten das Tor auf, und die Landrover fuhren los.
Matthew schaute hinauf zu den ersten hellen Streifen am Himmel.
»Mach dir keine Sorgen um sie, Sportsfreund. Sie ist ein kräftiger Bursche, deine Schwester«, sagte Kevin, als er den nachdenklichen Ausdruck auf Matthew Gesicht sah.
»Ich bin nicht besorgt um ihre Sicherheit. Ich hoffe nur, dass sie das finden wird, was sie sucht. Sie wirkte in letzter Zeit ein bisschen verloren, und sie scheint sich so sicher, dass sie oben bei diesen Fällen finden wird, was sie glücklich macht.«
»So gut wie jeder andere Ort, um ein Feuer anzuzünden«, sagte Kevin in seiner lakonischen Australierart.
»Was meinst du damit?«
»Weiß nicht, wie ich das erklären soll. Mein Vater, der ein Pfadfinderführer war, pflegte das immer zu sagen. Man muss ein Feuer in seiner Seele und seinem Bauch entzünden, bevor man in die Welt hinausgeht und die Leidenschaft seines Lebens findet.«
»Ich fand es immer am schönsten, an einem Lagerfeuer zu sitzen«, sagte Matthew nachdenklich.
»Na, dann lass uns hoffen, dass die Fälle Madis Feuer entzünden werden. Ich gehe jedenfalls wieder ins Bett.«
Als sich der goldrote Sonnenball über den Horizont erhob, waren die Reisenden schon auf der neuen Schnellstraße unterwegs, vorbei an der Abzweigung zur Guyminco-Mine. Beim Einbiegen auf die unbefestigte Straße, die danach begann, stoben rote Staubwolken hinter dem ersten Fahrzeug auf. Madi beugte sich von ihrer Sitzbank zu Connor hinüber und rief ihm zu: »Erinnert mich an den australischen Busch!«
»Das hab ich auch gerade gedacht. Bist du viel in Australien rumgekommen?«
Madi schüttelte den Kopf. »Meist nur in den großen Städten. Weiter oben im Norden war ich noch nicht.«
»Schäm dich.«
»Ich weiß. Eines Tages werde ich das auch noch machen. Wie ist es mit dir?«
»Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten – Mount Isa, Weipa, Pilbara, Rum Dschungel.«
»Arbeit oder Vergnügen?«
»Beides. Ist schon sehr interessant. Die IFO ist finanziell an diversen Entwicklungsprojekten da draußen beteiligt.«
Madi hätte sich gern noch weiter unterhalten, aber der Anhänger, der laut ratternd über die Bodenfurchen holperte, machte jedes Gespräch unmöglich.
Der dünne Vorhang aus Zweigen und Buschwerk zu beiden Seiten der Straße wurde allmählich dichter, und Madi hatte das Gefühl, die Zivilisation zu verlassen. Die Hitze nahm zu, und sie zog das Notizbuch heraus,
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