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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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langen Holztisch und Stühlen.
    »Der Kühlschrank ist kaputt, und es gibt kein Öl für den Herd«, berichtete John.
    »Und der Wassertank leckt und ist leer«, fügte Connor hinzu, der sich danach sehnte, den Staub von Gesicht und Händen abzuwaschen.
    »Das Ding hier erfüllt ja noch nicht mal die minimalsten Anforderungen«, maulte Viti.
    Weitere Laternen wurden angezündet und eine Kühlbox hereingetragen, in der frisches Obst und Bierflaschen im schmelzenden Eis lagen. Im Haus war alles voll dickem Staub, Schaben flitzten herum, und die Muffigkeit war erstickend. Sie rissen die Fenster auf, auch wenn manche davon keine Fliegengitter besaßen. Madi sah von der Veranda aus den Hügel hinunter. »Was ist da unten?«
    »Der Fluss, aber ich würde nicht da drin schwimmen, hier gibt es eine ganze Menge Piranhas. Holt lieber ein paar Eimer Wasser zum Waschen«, sagte John.
    Sharee, Madi und Connor meldeten sich freiwillig zum Wasserholen.
    Am Flussufer banden sie ein Seil um den Henkel des Eimers, warfen ihn hinein und zogen ihn gefüllt wieder heraus. Madi sah sich rasch um, zog ihr Hemd aus und goss sich das Wasser über. »Ah, so ist es schon besser«, lachte sie. Connor hielt sich gar nicht erst mit dem Ausziehen auf und schüttete sich den Eimer gleich über den Kopf. Sharee bespritzte sich nur sittsam, und jeder trug einen Wassereimer zurück zum Haus, wo Ann und Viti rasch ein Abendessen aus Obstsalat, Käse und Brötchen zusammengestellt hatten. John trank glucksend eine Bierflasche leer, drehte sich um und fiel auf die nächste Pritsche.
     
    Die Betten waren ungemacht, nur mit alten Rosshaarmatratzen bestückt, aber nach dem Geschaukel der letzten zwanzig Stunden war Madi alles recht, was sich nicht bewegte. Sie lag in der Dunkelheit, lauschte auf Vitis flachen Atem und war dankbar für den Baumwollsari, den Sharee ihr als Decke geliehen hatte.
    Eingehüllt in ihren bunten Kokon, versuchte Madi einzuschlafen, aber sie war zu übermüdet, und das Scharren und Kratzen von etwas, das wie kleine Füße klang, irritierte sie. Im Licht der Taschenlampe entdeckte sie eine Maus, konnte aber das kratzende Geräusch nicht lokalisieren. Sie schloss die Augen. Als sie einen dumpfen Aufprall und einen unterdrückten Fluch aus dem anderen Zimmer hörte und dann Geräusche von der Veranda, schlich sich Madi hinaus und sah eben noch, wie Connor ein Kissen auf den Esstisch warf.
    »Ich schlafe hier. Die Matratze ist voller Viecher.« Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Hände auf dem Kissen unter seinem Kopf, legte die Füße übereinander und schloss die Augen.
    Madi schlich zurück in ihr Zimmer und beäugte ihr Bett. Sie knipste die Taschenlampe an und schlug die alte Matratze zurück. Unwillkürlich stieß sie einen leisen Schrei aus, der Viti erschreckt hochfahren ließ.
    Die Unterseite der Matratze war mit einer zentimeterdicken Schicht zappelnder, knisternder, wimmelnder Schaben bedeckt, die wie eine schwarze Woge metallisch schimmernder Panzer übereinander und untereinander her krabbelten. Madi rannte auf die Veranda und rollte sich, nachdem sie die Polster überprüft hatte, auf einem alten Sessel zusammen. Auch Viti floh und fand Zuflucht auf einer alten, durchhängenden Couch am anderen Ende der Veranda. Connor schnarchte friedlich auf dem Esstisch, ohne etwas von der Ankunft seiner beiden Schlafgenossinnen zu bemerken.
     
    Am Morgen kehrte wieder eine gewisse Ordnung ein, und der Hausmeister erschien. Er war ein etwas tattriger alter Mann, der Öl für den Herd auftrieb, sich aber hilflos am Kopf kratzte, als sie ihn auf den leckenden Wassertank hinwiesen.
    »Wir müssen sparsam mit unserem Trinkwasser umgehen und werden es nur zum Kochen und Trinken verwenden. Zum Waschen nehmen wir Wasser aus dem Fluss«, erklärte Ann.
    Da die Gruppe beschlossen hatte, bis zum folgenden Morgen zu bleiben, packten Madi, Sharee und Connor ihre Hängematten aus und wünschten, sie hätten sich schon am Abend zuvor die Mühe gemacht. John, Ann und Viti fuhren ein paar Kilometer weiter ins nächste Dorf, um den jungen Distriktkommissar aufzusuchen, der die Genehmigungen zur Einreise in das Indioschutzgebiet ausstellte. Sie kamen mit den erforderlichen Papieren und einer Tüte voll Grapefruits vom Baum des Distriktkommissars zurück.
    John überprüfte die Anhänger und zog sie mit Connor hinunter zum Flussufer, damit die Ausrüstung am nächsten Morgen ins Boot umgeladen werden konnte.
    Am Abend traf der

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