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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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um sich Kühle zuzufächeln. Als das Motorengeräusch abebbte, sprang sie hinaus, um sich die Beine zu vertreten.
    Die beiden Fahrzeuge waren zu einer Anlegestelle hinabgeschlittert, wo sie auf die Autofähre warteten, die mit ihrem flachen hölzernen Bug durch das Wasser auf sie zupflügte.
    Die Landrover wurden zwischen zwei riesigen Holzlastern eingeklemmt. Als die Fähre sich wieder zur anderen Flussseite in Bewegung setzte, verteilte Sharee Brötchen mit Speck und Eiern.
    »Hätte nie gedacht, dass mir ein kaltes Spiegelei so gut schmecken würde«, sagte Connor.
    Auf der anderen Seite führte die Straße einen ausgefahrenen Hang hinauf. Ann übergab Connor das Steuer, setzte sich zu Madi nach hinten und streckte die Beine aus. Roter Staub hatte ihre gebräunte Haut und die Shorts in ein streifiges Orange verwandelt.
    »Wir fahren jetzt direkt durch bis nach Kangaruma. Hoffentlich schaffen wir es bis zur Abenddämmerung. Dort übernachten wir in einem Gästehaus«, sagte sie.
    Madi nickte und dachte, was für eine Erleichterung das sein würde. Das Fahren in dem ruckelnden und schlingernden Landrover schüttelte ihr alle Knochen durcheinander.
    Dann setzte ohne Vorwarnung der Motor aus, und sie kamen mit einem Ruck zum Stehen. »Was zum Teufel …«
    Ann schwang sich hinaus und frage Connor durchs Fenster: »Was ist denn los?«
    »Keine Ahnung. Der Motor ist einfach abgestorben.«
    »Das sehe ich«, gab Ann in knapper Rennfahrermanier zurück und öffnete die Motorhaube.
    Sie begann herumzubasteln. Connor und Madi setzten sich an den Straßenrand.
    »Ich bin in Automechanik nicht sonderlich bewandert, daher biete ich lieber erst gar nicht meine Hilfe an«, sagte Connor.
    »Gut«, kam Anns Antwort unter der Motorhaube hervor.
    Vögel schossen in fast blindem Flug durch die Bäume, Insekten summten, und große schwarze Fliegen umschwirrten sie. »Das sind Kubowrafliegen, sie stechen, nehmt euch in acht«, riet Ann.
    In Sekundenschnelle gingen die Kubowras zum Angriff über, und Madi und Connor hatten alle Hände voll zu tun, sie von Armen, Beinen und Nacken wegzuschlagen.
    Ann verkündete, dass es an einem Kurzschluss in der Zündung lag. Jedes Mal, wenn sie das Armaturenbrett wieder aufgeschraubt hatte, gab es einen erneuten Kurzschluss.
    Ann fluchte leise. »Wir brauchen was zum Isolieren«, sagte sie.
    Connor überlegte kurz, kletterte auf den Anhänger und öffnete einen Karton mit Rum. Er nahm eine Flasche aus ihrer Papphülle, faltete die Pappe flach zusammen und gab sie Ann. »Hier, versuch es mal damit.«
    Es funktionierte, und sie fuhren wieder los. Sie waren noch keinen Kilometer gefahren, da stießen sie auf den anderen Rover, den John gewendet hatte, als er merkte, dass sie nicht mehr hinter ihm waren.
    Beide Wagen fuhren jetzt so schnell, wie es ihre Ladung erlaubte, um die verlorene Zeit wettzumachen. Sie holperten und ruckelten über die tiefen Rinnen des Weges, hinter sich die hüpfenden, schlingernden Anhänger. Madi und Connor knallten immer wieder mit dem Kopf gegen das Dach, nur um gleich darauf auf die Metallsitze zurückgeworfen zu werden. Madi band ein Kissen von jemandes Gepäck los und setzte sich darauf, was es etwas erträglicher machte.
    »Das ist ja schlimmer als meine erste Reitstunde«, brüllte Connor.
    Der Weg war schmal, und überhängende Baumäste peitschten über die offenen Seitenwände des Rovers.
    Dann starb der Motor plötzlich wieder ab. Nichts tat sich mehr.
    Diesmal war es ernst. John fuhr zu ihnen zurück und beriet sich mit Ann. Viti und Sharee setzten sich zu Connor und Madi an den Wegrand.
    Madi schaute den im späten Nachmittagslicht liegenden Weg hinauf und bewunderte die in Büscheln wachsenden, niedrigen Pflanzen. In der einsetzenden Dämmerung streckten sie ihre dicken, samtigen Blätter, die auf der Unterseite wie poliertes Rotgold glänzten, der Sonne entgegen.
    Es wurde dunkel. Madi kam es so vor, als bräche von einer Minute zur anderen die Nacht herein. Jetzt ragte der Dschungel zu beiden Seiten des Weges drohend auf und schien immer näher an die kleine, um die beiden Fahrzeuge gedrängte Gruppe heranzurücken. Die Sterne gaben kein Licht, und der Mond hatte sich noch nicht über die Baumwipfel erhoben.
    Beim Licht der Taschenlampen begannen Ann und John, das Armaturenbrett neu zu verkabeln. Sie arbeiteten schweigend und mit der Präzision von Chirurgen, verlangten gelegentlich mehr Licht oder sagten etwas wie »steck das rote Kabel hier durch«.
    Madi

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