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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Bootsführer, der sie den Potaro hinaufbringen würde, mit einer Kiste kaltem Bier aus dem Rumladen ein, den er ›weiter unten‹ besaß. Er warf die nassen Säcke zur Seite, die die Flaschen bedeckten, und nannte ihnen rasch den üblichen Bierpreis. Connor hob die Augenbrauen, als er hörte, dass das Bier fast doppelt so teuer war wie in Georgetown. »Der Preis für Transport und Verfügbarkeit«, erklärte John.
    »Und wie sind die Aussichten für morgen?«, frage Connor den leicht gebeugten, weißhaarigen älteren Mann, der sich als Käpt'n Winston Blaise vorgestellt hatte.
    Der Käpt'n strich sich über das schneeweiße Haar. »Das Boot wird zwar tief im Wasser liegen, aber wir kommen durch. Wir müssen nur früh los.«
     
    Zum Frühstück im Morgengrauen gab es Porridge. Danach trug Connor zwei Ladungen Gepäck zum Fluss hinunter und ging dann zusammen mit Madi und der letzten Ladung den Hang hinab. »Der Chef deines Bruders wäre mit diesem Boot zufrieden«, sagte er.
    »Du meinst, es ist nicht gerade die
El Presidente Good Time

    »Als protzig kann man es auf jeden Fall nicht bezeichnen«, grinste er.
    Madi sackte der Unterkiefer herunter, dann musste sie schallend lachen beim Anblick des uralten hölzernen Langboots. Offen und innen nur roh behauen, war es mit einer Reihe einfacher Holzplanken bestückt, die als Sitze dienten. Der Käpt'n gab Anweisungen zum Verstauen des Gepäcks, dann stiegen die Passagiere ein und setzten sich auf die ihnen zugewiesenen Plätze, damit das Gewicht gleichmäßig verteilt war.
    »Der Junge hier hilft mir.« Er zeigte auf einen kindlichen, dreizehn Jahre alten Indio, der sie scheu anlächelte, dann zum Bug kletterte und sich dort niederhockte. Ein weiterer Mann trat zu ihnen, ein großer, starker Afrikaner, bekleidet mit einem abgenutzten Panamahut, dessen Krempe im Cowboystil hochgeschlagen war, einem sauberen Hemd und abgeschnittenen Hosen. Der Käpt'n stellte ihn als Royston vor.
    »Wir nehmen ihn ein Stück flussaufwärts mit.«
    Kaum waren sie mit stotterndem Außenbordmotor losgefahren, da begann bereits Wasser in stetigem Strom ins Boot zu dringen.
    »Es läuft Wasser rein!«, schrie Sharee.
    Im Heck, die Ruderpinne gegen den Oberschenkel gedrückt, schaute Käpt'n Blaise nach unten. »Ist ein bisschen undicht«, bemerkte er lakonisch. »War zu lange nicht im Wasser. Hört aber bald auf.« Er deutete auf zwei leere Trockenmilchdosen. Sie hatten verstanden und fingen an zu schöpfen.
    Innerhalb einer Stunde hatte sich das Holz offenbar ausgedehnt, und das zunächst stetig eindringende Wasser sickerte nur noch kaum wahrnehmbar durch die Ritzen.
    Royston hörte mit dem Schöpfen auf, setzte sich neben Madi und lüftete grüßend den Hut. »Was machen Sie da oben am Fluss, Royston?«, fragte sie.
    »Ich bin 'n Pork-Knocker.« Er zog ein Stück Papier aus der Hemdtasche und reichte es ihr.
    Darauf waren sein voller Name, sein Geburtsort in Guyana und sein Alter, vierundvierzig, angegeben. Dieses Stück Papier, so stand da zu lesen, gab ihm das Recht, ein Jahr lang vom obigen Datum an nach Erzen und Mineralien zu schürfen.
    »Wenn ich nich oben am Fluss bin, führ ich 'n Nachtclub an der D'Urban Street in Georgetown. Aber man kann hier gutes Geld verdienen, wennste Glück hast.« Er deutete auf die Ufer des Flusses, wo die Erde, aufgeweicht vom Regen, teilweise abgebrochen war. »Paar Leute ham da für zwölftausend Dollar Gold rausgeholt, erst vor drei Wochen. Ich hab fast genug gespart für meinen eignen Bagger und das Gold und die Diamanten tun nur auf mich warten.«
    »Arbeiten Sie allein?«
    »Ich hab zwei Partner und einen, der wo für uns kocht.«
    Madi lächelte und nickte. Die Geschichten über Pork-Knocker aus Gwens Buch und Lesters Erzählungen fielen ihr wieder ein. Es waren eigentümliche Männer, verstrickt in einen Kampf mit sich selbst und besessen von dem Verlangen, den Reichtum zu finden, der sie frei machen würde, wie sie glaubten. Kleine und sogar größere Funde wurden oft verschleudert, weil sie auf ›den ganz großen‹ warteten.
     
    Es war eine friedliche Fahrt. Eine leichte Brise kühlte ihre Gesichter. Während sie dahintuckerten, hing jeder seinen eigenen Gedanken nach. Der Fluss war mehr als einen Kilometer breit und spiegelglatt, und abgesehen von gelegentlichen Vögeln, die wild flatternd von der einen Dschungelseite zur anderen schossen, sahen sie wenig Anzeichen für Leben.
    Dann tauchte vor ihnen der dunkle Schatten eines mitten im

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