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Der Gesang des Wasserfalls

Der Gesang des Wasserfalls

Titel: Der Gesang des Wasserfalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Strom verankerten Baggers auf. Royston gab ein Zeichen, und der Käpt'n nickte und steuerte darauf zu.
    Als sie längsseits lagen, hievte Royston seine Hängematte und seinen Kleidersack, aus dem ein Paket Waschpulver ragte, auf den Schürfbagger, der in den kommenden Monaten sein Zuhause sein würde.
    »Viel Glück, Royston«, rief Madi ihm zu.
    »Für Sie auch«, erwiderte er und schwenkte den Hut, als sie ablegten. Bald darauf kamen sie an anderen Baggern vorbei, flachen Schwimmpontons mit Schürfausrüstung, Generatoren, kleinen Hütten und Plastikdächern, um den Leuten Schatten zu spenden. Das Plastik spiegelte und warf die Sonnenstrahlen aufs Wasser zurück. Einige der Pontons lagen im Uferschatten vertäut, und alle wirkten verlassen.
    »Wo sind die denn alle? Tauchen die, oder sind sie an Land?«, wunderte sich Madi laut. Auf einem der Pontons hing zerlumpte Wäsche an der Leine unter einem Planendach, aber auch er sah verlassen aus.
    »In Georgetown, beim Kricket«, sagte Käpt'n Blaise. »Wenn die West Indies spielen, steht hier alles still.«
    Madi sah hinüber zu dem Indiojungen, der jetzt aufmerksam ins Wasser starrte.
    »Wonach hält er Ausschau?«, fragte Connor.
    »Nach Tacubas, halb untergegangenen Baumstämmen oder scharfkantigen Felsen gleich unter der Wasseroberfläche«, erwiderte Ann.
    John deutete auf einen Strom schaumiger weißer Blasen, der auf sie zukam. »Stromschnellen voraus.«
    »Wie weit voraus?«, fragte Sharee ein bisschen ängstlich.
    »Wird Zeit, dass wir uns in Mulis und Packpferde verwandeln«, meinte John grinsend.
    Sie steuerten auf das Ufer zu und luden alles aus, einschließlich des Außenbordmotors. Connor half Madi mit dem Rucksack. »Geht das so? John sagte, es wäre etwa ein Kilometer.«
    »Gib mir die andere Tasche und meine Hängematte. Das geht bestens.«
    »Braves Mädchen.«
    Der Weg um die Stromschnellen, die hinter Bäumen verborgen lagen, war steil und führte über eine wackelige Bohlenbrücke. Madi hörte das Wasser donnernd über die Felsen krachen und wünschte, sie könnte die strudelnden Stromschnellen sehen.
    Am Ende der Kletterpartie wurde alles wieder in ein zweites Kanu verladen, das wartend für sie bereitlag. Dann setzten sie sich auf flache Steine am Flussufer und verzehrten ihren Lunch.
    Connor, der neben Madi saß, sah, wie der Indiojunge eine Angelschnur in das wirbelnde Wasser warf. »Da möchte ich nicht reinfallen.«
    »Gwen hat in den Stromschnellen ein paar brenzlige Situationen erlebt. Damals musste man noch den ganzen Weg flussaufwärts paddeln«, sagte Madi, die merkte, dass sie immer öfter an ihre Heldin dachte, je näher sie den Kaieteurfällen kamen.
    »Hast du das Kanu gesehen? Die Boote werden immer kleiner.«
    »Du meinst, wir fahren alle mit diesem einen? Ich dachte, es gäbe noch ein zweites Kanu. Wie sollen wir denn da reinpassen?«, rief Madi aus.
    »Ganz eng zusammen«, sagte Connor, drängte sich an sie, legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie.
    Madi grinste ihn an. »Nett. Bist du nicht froh, dass du mitgekommen bist?«
    »Um lecke Kanus auszuschöpfen, Gepäck bergauf und bergab zu schleppen und mich zu fragen, welche Gefahren und Aufregungen hinter der nächsten Biegung warten?«
    »Genau«, lachte Madi.
    Käpt'n Blaise schob das Kanu in das strudelnde Wasser, sprang hinein und zog an der Leine des Außenbordmotors, aber nichts geschah. Der Käpt'n riss noch mal an der Leine, doch der Motor gab nur ein stotterndes Gurgeln von sich und verstummte. Der Junge zog ein Paddel heraus und paddelte wie wild. John, der ihm am nächsten saß, nahm ihm das Paddel aus den schwachen Händen und setzte es mit kräftigen Stößen ein. Der Käpt'n versuchte, wieder das Ufer anzusteuern oder einen Felsen zu finden, an dem sie festmachen konnten. Aber das überladene Kanu trieb rückwärts in der Strömung, während der Käpt'n mit dem Motor kämpfte und John vergebens paddelte.
    Madi griff nach Connors Hand. »Jetzt bekomme ich die Stromschnellen wohl doch noch zu sehen. Wann springen wir raus?«
    »Immer langsam. Gwen würde die Stromschnellen spielend nehmen. Hast du noch nie eine Wildwasserfahrt gemacht? Macht Spaß.«
    Madi schüttelte den Kopf, aber in diesem Moment sprang der Außenbordmotor donnernd an, und sie schossen zur allgemeinen Erleichterung wieder vorwärts.
     
    Als Käpt'n Blaise schließlich weiter flussaufwärts wieder anlegte, waren alle froh, dort ein größeres und kräftigeres Langboot liegen zu sehen,

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